Jahrbuch der Baumpflege 2020. Группа авторов

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       Abbildung 5: Wurzelbrut (links) einer Robinie (Mutterbaum rechts) aus oberflächennahen Wurzeln

      Es entwickelt sich zunächst eine Pfahlwurzel, die selten bis zu 8 m tief in Felsspalten eindringen kann, ansonsten ein Herzwurzelsystem mit einer Tiefe bis zu 2 m. Bei entsprechenden Bodenverhältnissen (Felsen, Bodenverdichtung oder -vernässung) kann es auch zur Bildung eines Flachwurzelsystems und zu Bodenbelagshebungen durch oberflächennahe Wurzeln kommen. Aus solchen oberflächennahen Horizontalwurzeln wachsen zudem viele Schösslinge hervor, die sog. Wurzelbrut (Abbildung 5). Diese kann so intensiv werden, dass sich Robinien nur noch schwer vom Standort entfernen lassen. Man kann sie damit aber auch gezielt zur Böschungsbefestigung einsetzen. Die Robinie ist zudem sehr stockausschlagfreudig, allerdings nur bei vollem Lichtgenuss.

      Sie gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler („Leguminosen“), wie auch der Schnurbaum und die Gleditschie. Ihr zweiter deutscher Name Scheinakazie deutet auf Ähnlichkeiten zu den (sub)tropischen Akazien hin, was Fiederblätter, Früchte und Dornen betrifft.

       2 Vorkommen und Ökologie

      Die Heimat der Robinie ist das östliche Nordamerika, seit ihrer Einführung nach Europa am Anfang und nach Deutschland Mitte des 17. Jahrhunderts fand sie hier schnell viele Liebhaber. Auch weltweit ist sie inzwischen neben Eukalyptus und Pappeln eine der am häufigsten gepflanzten Baumarten. Zum einen wegen der genannten ästhetischen Eigenschaften, aber auch weil sie durch ihre Wurzelbrut ideal zur Böschungsbefestigung und zur Kultivierung auf problematischen Bödengeeignet ist – durch ihre Bakteriensymbiose an den Wurzeln ist sie weitgehend unabhängig vom Standort, zumindest was den Stickstoffbedarf betrifft, und düngt so den Boden mit Stickstoff (was heutzutage bei den hohen Stickstoffeinträgen aus der Luft eher nachteilig ist). Zudem ist sie sehr trockenheitstolerant, was man eindrucksvoll auf südexponierten Felsen erleben kann (Abbildung 6). So wurden auf ostdeutschen Sandstandorten ganze Robinienwälder angepflanzt sowie Tagebau-Kippen (Halden) und Deponien mit der Baumart „Robiensche“ (Mundart) aufgeforstet. Regional erinnert dies bei uns an die ungarische Puszta mit ihren großflächigen Robinienwäldern. Die trockenen Sommer 2018 und 2019 hat sie meist gut überstanden.

      Die nichtheimische Baumart gilt als potenziell invasiver Neophyt, breitet sich also teilweise intensiv von selbst aus, weshalb man sie nicht in der Nähe von Naturschutzgebieten (vor allem Trockenrasen) verwenden sollte. Denn dort kann sie durch das Einwandern mit ihrer Wurzelbrut zu einem Problem werden. Wenn man den Mutterbaum absägt, wird die Wurzelbrut intensiviert. Andererseits können mit kaum einer anderen Baumart schwierige Standorte so einfach begrünt werden. Die Invasivität wird für die Robinie daher kontrovers diskutiert. Ich neige zur Gelassenheit, da ihr mit Blick auf die Zukunft (Erwärmung, mehr Trockenstress und Versiegelung von Stadtstandorten) ein großes Potenzial zuzutrauen ist.

      Die Robinie ist eine Pionierbaumart, d. h. sie besiedelt von Natur aus vor allem Freiflächen und ist daher auf Freilandstrahlung, Temperaturextreme und schwierige Bodenverhältnisse vorbereitet. Sie hat einen hohen Lichtbedarf und lässt zugleich viel Licht durch ihre Krone hindurch, so dass sich zusammen mit der Stickstoffdüngung ihrer Wurzeln eine kräftige Krautschicht am Boden entwickelt, nicht selten auch eine Strauch- oder zweite Baumschicht im Unterstand.

      Die Nährstoffansprüche der Robinie sind sehr gering, ebenso der Wasserbedarf. Der Lichtbedarf ist nach Pflanzung bereits in der Jugend anspruchsvoller, bei Wurzelbrut mäßig, da diese noch vom Mutterbaum mitversorgt wird. Ab frühem Alter benötigt sie dann eine freie Krone. Die Frosthärte beträgt -25° C, auch -40° C werden genannt.

      Die Robinie toleriert auch alkalische Böden, sie wächst in leichten/sandigen, schweren/tonigen oder durchlässigen Böden und ist immissions- und salztolerant. Sie kommt auch relativ gut mit Bodenverdichtung und Überschüttung zurecht. Als Solitärgehölz kann sie ihre Wirkung besonders gut entfalten und ist strahlungstolerant.

      Aufgrund der relativ späten Blüte und intensiven Insektenbestäubung ist die Robinie ein wertvoller Lebensraum für viele Tierarten, was von Naturschutzseite positiv bewertet wird. Auch die Lichtdurchlässigkeit der Kronen ist dafür günstig. Viele Pilzarten besiedeln problemlos das Holz und absterbende Äste, Misteln die Krone, Efeu den Stamm. Bei Spechten ist die Baumart sehr beliebt, da sie bereits früh Hohlräume im Stamm entwickelt.

       Abbildung 6: Robinie auf südexponiertem Felsen mit Stammdurchmesser 1,70 m, an den Stein gepresst

       3 Nutzung, Verwendung, Heilkunde und Mythologie

      Das Holz der Robinie ist durch einen ausgeprägten grünlichgelben Farbkern attraktiv und erzielt bei geradem Wuchs gute Preise. Das Kernholz muss man wegen seiner natürlichen Dauerhaftigkeit nicht imprägnieren und kann es sogar als Pflaster für Terrassen verwenden. Es hat zudem einen hohen Heizwert und ist relativ schwer. Man kann damit sogar Tropenholz ersetzen, wie z. B. Teak bei Gartenmöbeln und Palisander bei Musikinstrumenten. Nachteilig für höherwertige Nutzungen ist der gebogene Stamm und häufiger Drehwuchs. Es ist aber gerade deshalb eines der beliebtesten Hölzer für den Spielplatzbau, denn dafür sucht man den eigentümlichen Wuchs ihrer Äste (Abbildung 7). Als Grubenholz im Bergbau ist es unübertroffen, da es auffallend knarrt und so die Bergleute vor Stolleneinbrüchen warnt, bevor es bricht.

       Abbildung 7: Verwendung von Robinienholz im Spielplatzbau

      Die größten Robinienwälder außerhalb Nordamerikas wachsen heute in Ungarn (auf 25 % der Waldfläche) und in China, da man mit Robinien in Schnellwuchsplantagen viel Biomasse produzieren kann und sie ideal zur Erstbesiedlung von Problemstandorten geeignet sind. Da die Robinie zu den Leguminosen gehört, fixieren Bakterien an ihren Wurzeln in einer Symbiose den Luftstickstoff, was die Baumart vom Standort unabhängiger macht und zur Düngung des Bodens führt. Dies kann regelmäßig an den vielen Stickstoffzeigern der Bodenvegetation unter Robinien erkannt werden und macht ihre Selbstausbreitung problematisch, da sie den Standort verändert. Es wird angenommen, dass Robinien wie der Götterbaum giftige Substanzen aus ihren Wurzeln ausscheiden, um Konkurrenzpflanzen zu behindern oder sogar zu beseitigen („Allelopathie“). Dagegen spricht aber die reiche Kraut- und Strauchschicht unter Robinien, so dass es sich auch einfach um Wurzelkonkurrenz handeln kann.

      Die Baumart ist für die Ingenieurbiologie interessant (allerdings sollte dabei die mögliche Invasivität beachtet werden), Böschungssicherung und Kippenaufforstung in Braunkohle-Tagebauen wurden bereits erwähnt.

      Nach der KlimaArtenMatrix KLAM (ROLOFF 2013) ist die Robinie auch weiterhin als Stadtbaumart sehr gut verwendbar (Bewertung 1.1, also mit Bestnote), nach GALK-Liste (2020) auch als Straßenbaum. Die Baumart ist geeignet für Alleen, Parkplätze, Parks, Plätze, Promenaden/Fußgängerzonen und Entrees (bei der Sortenwahl sollte man auf wenig/keine Wurzelbrut achten). Aufgrund ihrer Stickstoffbindung wird in jüngster Zeit diskutiert, ob man sie in der Stadt an Straßen

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