Vermailt. Anja Nititzki
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Verehrte, ich bin noch da. Bin gerade ins Büro gekommen, um zu arbeiten. Die Luft in Bonn ist nicht kalt geworden, das Zug-Ticket ist schon gebucht, 8.40 Uhr ab, 11.20 Uhr Ankunft in Kassel-Wilhelmshöhe. Rückfahrt um 19.45 Uhr. Ich kann trotzdem nicht kommen. Heute beim Frühstück sprach ich mit meiner Frau über ein anderes Paar. Er hat sie lange mit einer Kollegin betrogen. Meine Frau fragt sich, wie sie, die Partnerin, das nicht bemerken konnte oder wollte? Ich konnte ihr dabei nicht in die Augen schauen, denn ich plane auch, sie zu betrügen. Das ist meine miese Seite, der so schönen Verbindung zu Dir. Deine E-Mails, Deine Aufmerksamkeit wärmen mich. Dich wirklich zu treffen, würde mich in Flammen setzen. Aber um Dich zu sehen, zu berühren, Dich kennenzulernen, muss ich lügen. Victor, meinem Sohn, muss ich eine Geschichte aufbinden, meiner Frau habe ich erzählt, es gäbe noch ein Gespräch mit einem anderen Redakteur im Osten. Mein Kollege Oliver glaubt das auch. Ich sitze heute am Sonntagnachmittag hier, weil ich unseren Dienstag herausarbeiten will, denn bis dahin müssen wir das Drehbuch abgeben. Das alles ist arrangiert und ich kann es kaum erwarten, Dich zu sehen. Und mir wird schlecht, wenn ich mich bei meinen Lügen beobachte. Die Vorstellung, Dich nie zu küssen, ist wie ein brutaler Schlag in die Leber. Aber am Dienstagabend nach Hause zukommen, mich neben meine Frau zu legen, Dich noch zu sehen, zu riechen, Deine Hand zu fühlen, die vorsichtig meinen Arm streift, zwischen meinen Fingern noch genau zu spüren, wie weich Dein Haar, wie zart Deine Haut ist, das ist schrecklich schön, aber einfach nicht auszuhalten.
Ich kann Dich nicht treffen, es tut so weh, das zu schreiben.
Roger
Betreff: Dein Ernst?
Datum: 02. 09. 2012, 14 : 44:10
Ich habe Deinen Text fünf Mal gelesen. Da steht wirklich, dass Du nicht kommen wirst. Ist das Dein Ernst? Du brichst mir mein Herz. Tu das nicht, bitte! Ich bin um 11.20 Uhr am Bahnsteig in Kassel. Seit Wochen denke ich an nichts anderes. Ich muss Dich fühlen. Ich zittere am ganzen Körper, vor Schmerz. Du hast Deine Frau schon längst mit mir betrogen, tausendmal, im Kopf. Hast Du es gedacht, ist es genau so, als hättest Du es gemacht. Wo beginnt Betrug?
Betreff: Mein Ernst
Datum: 02. 09. 2012, 14 : 53:19
Du hast in allem recht. Ich habe ein Herz, das blutet, weil ich an Dich denke. Es tut mir so leid, Dir wehzutun, Dich zu enttäuschen. Ich wollte Dich und mich glücklich machen, zumindest an diesem einen Tag. Aber ich kann nicht alles andere ausblenden. Ich habe es versucht, wirklich. Ich weiß nicht, wie ich auf Dich verzichten soll. Heute, morgen, Dienstag, immer. Ich leide unter Deinen schönen Worten. Du sitzt wie ein süßer Stachel in mir. Jede Silbe schmerzt, weil sie mich ins Herz trifft.
Lösch mich.
Betreff: Ich werde da sein
Datum: 02. 09. 2012, 14 : 54:58
Leidenschaft heißt, ihr zu folgen! Feigling! Ich werde da sein, am Dienstag in Kassel.
***
Betreff: Abschiedsgeschenk für Dich
Datum: 04. 09. 2012, 07 : 52:13
Ein Mann, ein Wort – eine Frau, eine Tat!
Ich werde jetzt nach Kassel fahren. Um 11.20 Uhr werde ich am Bahnsteig vergeblich auf Dich warten. Danach werde ich ebenso vergeblich an der Herkules-Statue stehen. Ich gehe die Wege, die ich mit Dir zusammen nehmen wollte. Ich werde mir ein sonniges Fleckchen suchen und die Picknickdecke ausbreiten, unseren Sekt trinken und Dein Obst essen. Ich mache den großen Reißverschluss von meinem kleinen blauen Kleid auf. Das Gewand lässt sich einfach wegklappen. Die warme Sonne ersetzt Deine Hände und Deine Küsse. Sie sind überall. Endlich kannst Du mich berühren! Ich werde auf errötende Ameisen und staunende Eichhörnchen keine Rücksicht nehmen. Und ich werde es endlich tun. Ich werde mit Dir schlafen, vielleicht zweimal, weil Du beim ersten Mal viel zu aufgeregt bist. Doch vorher noch das unromantische Gespräch zwischen uns. Wir sind erwachsen. Nein, wir müssen nicht verhüten. Ich kann nicht schwanger werden. Und das Schönste ist der erste Moment, wenn Du wirklich zu mir kommst, in mich eintauchst. Du glaubst erst, es geht nicht, weil Du nicht vorankommst. Ich muss Dich ermutigen, es tut nicht weh. Mach Dir keine Sorgen um mich. Du musst nur einen kleinen Widerstand überwinden. Und ich werde mich wie im Rausch fühlen, wenn Du beginnst, Dich ganz langsam zu bewegen. Wir müssen leise sein. Ich bin so schwerelos wie traurig. Eine Träne rollt, weil es einfach so unbeschreiblich schön ist mit Dir zusammen auf der Picknickdecke. Die liebe Seele hat jetzt Ruh. Wir haben es getan, Roger! Das war mein virtueller Abschiedsbeischlaf für Dich.
Ich fahre jetzt nach Kassel.
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