Temperamentvoll essen. Michaela Hauptmann
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• Kaffee, etwa 15 bis 30 Minuten vor der Mahlzeit getrunken, hat eine magentonusverbessernde Wirkung. Gewürzt mit Kardamom oder Muskat verstärkt sich die Wirkung.
• Ein beliebtes Mittel, das Pfarrer Kneipp empfahl, um den geschwächten Magen zu stärken, ist die Wacholderbeerenkur: Man kaut am 1. Tag vier Beeren (und schluckt sie dann), am 2. Tag fünf Beeren und steigert an jedem weiteren Tag um eine Beere. Am 12. Tag sind es 15 Beeren – dann wird jeden Tag um eine Beere reduziert, also sind es am 13. Tag nur noch 14 Beeren usw., bis man wieder bei vier Beeren angelangt ist.
Schwangere und Menschen mit einer Nierenerkrankung oder Nierenschwäche sollten diese Kur nicht durchführen. Die Wacholderbeeren regen massiv die Nierentätigkeit an und entwässern – sie haben eine stark reizende Wirkung auf das Nierengewebe, sprich daher eine Kur vorab mit deinem Arzt ab.
Wasser vermindert den Magentonus. Trinke dein Wasser zwischen den Mahlzeiten, um dein Verdauungsfeuer nicht zu löschen.
Assimilationsstoffwechsel: Die Umwandlung der Nahrung
Die Assimilation, die Stoffumwandlung körperfremder in körpereigene Stoffe, beschreibt die Verdauung und Verstoffwechslung der Speisen und die Ausscheidung der Überschüsse. Die TEM spricht hier von drei Stationen, drei »Kochungen«, abgeleitet vom lateinischen Wort »coctio«, was das Kochen, aber auch die Verarbeitung (Verdauung) der Speisen bedeutet.
Und schon wieder kann man das Beispiel mit dem Kochtopf zur Hand nehmen: Stell dir deinen Magen als brodelnden, dampfenden Kochtopf vor. Deine Verdauungskraft ist das lodernde Feuer. Die Asche versinnbildlicht die Ausscheidungsprodukte. Die Nahrung selbst wird zu deiner Energie.
Denaturierung … hier ist ganz schön viel los
Die Denaturierung ist die erste von drei Kochungen. Sie findet im Verdauungstrakt – im Magen-Darm-Rohr – statt. Ihre Aufgabe ist die Auflösung der Speisen zur bestmöglichen Verwertbarkeit.
Für eine effiziente Magenleistung ist eine Anpassung der Nahrung an die Verdauungskraft erforderlich. Eine an die Jahreszeit, die Tagesverfassung, das Temperament angepasste individuelle Ernährung erleichtert diese Arbeit.
Du kannst die erste Kochung unterstützen, indem du vorwiegend bereits gekochte oder gut aufgeschlossene Nahrung zu dir nimmst. Ungekochte, rohe und grobe Lebensmittel bedeuten einen erheblichen Aufwand für den Verdauungstrakt und erschweren die Auflösung. Seit Urzeiten nutzen wir küchentechnische Mittel, um die Nahrung zu zerkleinern, säuern, salzen oder erhitzen.
Daher geht’s zuerst in die Küche. Dort beginnt dein Stoffwechsel. Es startet mit dem Geruch – dem Geruch der Zubereitung. Mit dem Kochprozess leitet man in kleinen Schritten bereits die Verdauung ein – Gehirn und Darm stehen in ständiger Kommunikation. Am Teller und im Mund wird der Stoffwechsel fortgesetzt. Wir nehmen die Nahrung immer auch über Augen, Nase und Mund wahr. Alles zählt: Geruch. Optik. Greifen. Hören. Wärme. Mundgefühl. Geschmack. Du erinnerst dich? – Die Sinne, Empfindungen werden an das Bauchhirn weitergegeben. »Es gibt was zu essen«, rufen sie, und schon starten die Organe ihre Arbeit.
Als Nächstes wird gekaut. Mit der Zerkleinerung der Nahrung im Mund unterstützen wir die Verdauung. Ob du einen Bissen 10, 20 oder 30 Mal kaust, sei dir überlassen. Ausreichendes Kauen aktiviert jedenfalls deine Verdauung, deinen Stoffwechsel und Sättigungsgrad. Und im Mund findet bereits die erste Entgiftung statt. Die vorbereitende Mundverdauung hat einen wesentlichen Einfluss. Je besser die Speisen eingespeichelt werden, desto mehr wird dem Magen die Knetarbeit erleichtert. Dir liegt dann nichts im Magen …
Die ursprüngliche Lebens- und Organisationskraft der Lebensmittel, die Energie deiner Nahrung, muss überwunden werden. Das ist die Grundvoraussetzung für die Umwandlung von fremder in eigene Energie. Und das benötigt Kraft. Muskeln. Der Magen ist ein Muskel, er ist dein Tonuszentrum. Er bildet die Spannkraft der Körperfasern und des Nervenzentrums. Die gesamte Spannkraft des Körpers steht in Zusammenhang mit dem Tonus des Magens. Fühlst du dich schlapp und schwach, ist es auch dein Magen.
Was passiert genau im Magen? Hier wird der Speisebrei denaturiert – aufgelöst und strukturell verändert. Der aggressive Magensaft, die Magensäure, zerstört die pathogenen Keime. Die Denaturierung im Magen hat, durch die Eiweißverdauung und Eisenverwertung, entscheidenden Einfluss auf die Vitalkraft. Das Spurenelement Eisen kurbelt den Spiritus vitalis an und ist ein bedeutender Vermittler der vitalen Kräfte. Umso bedeutender ist eine intensive Überwindung des »fremden« Eisens im Magen. Dafür ist es notwendig, dem Magen eine saure, eine melancholische Geschmackskomponente zuzuführen.
Saures steigert die auflösende Wirkung. Heute weiß man, dass Vitamin C diese Wirkung hat. Du denkst nun vielleicht zuerst an die Zitrone – sie liegt ja auch beim Wiener Schnitzel dabei –, doch es gibt viele weitere gute Vitamin-C-Quellen, wie frisches Gemüse, Kräuter und Obst.
Da Vitamin C besonders hitzeempfindlich ist, sollte man frische, ungekochte Lebensmittel bevorzugen, zum Beispiel Paprika, Radieschen, Kohlrabi, Sauerkraut, Fenchel, Brennnessel, Petersilie, Sauerampfer, Apfel, Hagebutte, Beeren, Kiwi, Orange und Grapefruit. Auch Kohlgemüse wie Kraut, Kohlsprossen, Brokkoli und Karfiol enthält viel Vitamin C. Diese Gemüsearten stecken auch voller anderer Nährstoffe – und für diese lohnt es sich, diese Gemüse zu kochen.
Neben Eisen schätzt die TEM den großen Nutzen von Vitamin B12. Es wird in der Natur von Mikroorganismen produziert. Der menschliche Organismus ist nicht in der Lage, selbst ausreichend Vitamin B12 herzustellen. Wir sind daher auf den Vorrat, den sich pflanzenfressende Tiere angelegt haben, also auf Fleisch, oder auf Präparate angewiesen.
Vitamin B12, das über einen langen Zeitraum gut gespeichert werden kann, beeinflusst die Zellteilung und die Energieproduktion in den Mitochondrien und ist ein bestimmender Faktor bei der Blutneubildung. Es ist notwendig für den Aufbau und Erhalt der Zellmembranen, den Schutz der Nerven im Zentralnervensystem und Gehirn. Es ist nötig zur Produktion essenzieller Botenstoffe und beeinflusst so unsere Stimmung und Wahrnehmung.
Nun sind wir beim Darm angelangt: Für den Darm ist eine gesunde Mikroflora bedeutend, denn sie unterstützt dessen muskuläre Leistung. Im Darm erfolgt die Zerlegung des Speisebreis in die einzelnen Bausteine, die Resorption des Wassers. Die nährenden Kräfte – Bausteine und Feuchtigkeit – sind nur dann dem Stoffwechsel zugänglich, wenn die Speisen ausreichend zerlegt werden können. Fehlt die Verdauungskraft oder ist diese nicht ausreichend, kann die Nahrung nicht aufgeschlossen werden und die Kräfte der Nahrung bleiben dem Organismus verschlossen.
Deine Darmbakterien lieben Präbiotika. Sie ernähren sich von Ballaststoffen, gedeihen und wachsen. Ballaststoffe unterstützen die Verdauungsleistung. Lebensmittel, die sehr viele Präbiotika enthalten, sind zum Beispiel Topinambur, Pastinake, Spargel, Chicorée, Knoblauch, Zwiebel, Lauch, Schwarzwurzel, Artischocke, Hafer und Roggen. Baue sie regelmäßig in deinen Speiseplan ein und deine Darmflora wird vielfältiger und stärker.
Auch Probiotika nähren die »guten« Darmbakterien. Probiotika sind Lebensmittel mit lebenden Mikroorganismen, die in den Darm gelangen und ihm nützlich sind, zum Beispiel vergorene Milchprodukte wie Joghurt und Kefir oder Apfelessig. Ebenso milchsauer vergorene Lebensmittel wie Sauerkraut, Salzgurken oder Kimchi. Sie alle haben einen enormen Einfluss auf die Mikroflora und somit auf die Verdauungsleistung des Darms.
Durch das vermehrte Aufkommen industriell produzierter Nahrungsmittel