Blutige Verlockung. Victory Storm

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Blutige Verlockung - Victory Storm

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nicht brauchst, haben sie weggenommen.“

       Ich hätte schreien können! Nicht so sehr wegen der weggeworfenen Kosmetika, sondern weil ich es hasste, wenn Leute in meine privaten Angelegenheiten herumschnüffelten!

       Nun, am Ende meiner Kräfte, zog ich mich vor Marias verlegenem Blick um, die sich wieder auf den Stuhl gesetzt und ihre Lektüre wiederaufgenommen hatte.

       Und ich hatte Recht: Blau stand mir nicht besonders gut!

       Ich schaute auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zur Messe. Ich warf einen letzten Blick auf das Zimmer.

       Die Wände waren grau und die Möbel aus dunklem Nussbaumholz.

       Einfach deprimierend. Wie alles andere auch.

       Ich warf den Koffer auf den Boden und lies mich auf das Bett fallen.

       Ich wollte einfach nur vergessen. Ich schloss meine Augen.

       Sofort sah ich das Bild zweier eisfarbener Augen in meinem Geist, die mich durchbohrten.

       Ein Schauer lief mir über den Rücken.

       Voller Angst sprang ich auf.

       Schon wieder er! Es war die reinste Qual. Es war seine Schuld, dass ich hier war.

       Ich war so erschöpft! Ich hätte so gerne die Stimme meiner Tante Cecilia vernommen, die mich beruhigte, wie sie es immer tat, wenn etwas schief ging.

       Ich versuchte, an sie zu denken und mir ihr lächelndes Gesicht vor meine Augen zu rufen, aber ich konnte diese schrecklichen blauen Augen einfach nicht abschütteln.

       Schließlich, ohne es zu merken, schlief ich ein.

       Ich war erschöpft und unfähig, mir meine Zukunft vorzustellen.

       Mein Leben war erst einen Monat zuvor in Stücke gegangen und nun wusste ich nicht mehr, wer ich war und wohin ich gehen sollte.

       Alles hatte sich geändert.

ERSTER TEIL

      BESUCH

       4. Oktober 2018

       Vier in Biologie.

       Diese schlechte Note konnte ich Tante Cecilia nicht zeigen.

       Ich hatte ihr einen Monat lang gesagt, dass ich mein Versagen vom letzten Mal wiedergutmachen würde...

       Ich wusste, dass sie mir nicht böse sein würde, aber ich wollte ihr keinen Kummer bereiten, weil sie mir dabei geholfen hatte, mich auf die Klassenarbeit vorzubereiten.

       Der Bus hielt vor dem Bauernhof, kurz vor dem Ende der Viale delle Quattro Croci, die vor dem dichten Kiefernwald von Landskare endete.

      „ Endstation“ rief mir Joshua, der Fahrer vom Fahrersitz aus zu und lenkte mich von meinen Sorgen ab.

      „ Danke. Bis morgen“ grüßte ich ihn zerstreut.

      „ Bis morgen Vera.“

       Nach ein paar Metern ging ich durch das Hoftor.

       Ich sah Ahmed, unseren alten tunesischen Helfer, der gerade dabei war, die Hühner in den Hühnerstall zu treiben.

      „ Hallo Ahmed! Wie ist es heute gelaufen?", fragte ich ihn höflich.

       Der Mann grunzte.

      „ Feuchte Kälte und Rückenschmerzen.“ antwortete Ahmed.

       Er war schon immer wortkarg gewesen. Nach zehn Jahren des Zusammenlebens hatte ich jedoch begriffen, dass er wirklich gerne mit mir und meiner Tante zusammen war, aber das regnerische irische Klima hasste, das ihm oft lästige Knochenschmerzen bereitete.

      „ Komm, ich sage meiner Tante, sie soll dir die übliche Kompresse machen, dann wird es dir gleich besser gehen", tröstete ich ihn.

       Ahmed lächelte mir dankbar zu.

       Ohne noch etwas hinzuzufügen tratich durch die Vordertür ins Haus.

       Es roch nach Apfelkuchen. Mein Lieblingskuchen.

       Das bedeutete zweierlei: Zum einen konnte ich meiner Tante nichts von meiner schlechten Note sagen, um ihr nicht den Tag zu verderben, und zum anderen musste Pater Dominick, der sympathischste und großzügigste Pfarrer der Welt, im Haus sein.

       Auch er liebte Apfelkuchen, so dass Tante Cecilia ihn immer backte, wenn er zu Besuch kam.

       Ich zog meine Schuhe aus und legte sie zusammen mit meiner Jacke und meinen Rucksack in der Halle ab. Dann ging ins Wohnzimmer, wo Tante Cecilia und Pater Dominick sich nett unterhielten.

      „ Hallo.“

      „ Vera, mein Schatz, komm herein. Wir haben mit dem Tee auf dich gewartet", lud meine Tante mich mit ihrer sanften, angenehmen Stimme ein, bei der sich immer alle gleich wohl fühlten.

      „ Hallo Vera. Es ist erst einen Monat her, aber ich habe das Gefühl, dass du schon wieder größer geworden bist", begrüßte mich der Pfarrer.

      „ Wäre ich jedes Mal, wenn du mir das sagst, auch nur einen Zentimeter gewachsen, wäre ich jetzt drei Meter groß.“ entgegnete ich lachend.

       Auch Dominick brach in lautes Lachen aus.

       Er war nie über meine Witze beleidigt und meine Tante beachtete sie schon gar nicht mehr.

       Dann gab es Kuchen. Tante servierte Tee und Apfelkuchen.

       Als ich in den duftenden Kuchen biss, fühlte ich mich gleich besser, zumindest so lange, bis meine Tante mich nach der Klassenarbeit fragte und ich mich verschluckte.

      „ Wie war es in der Schule?“ fragte sie mich.

      „ Gut.“

      „ Hat Professor Hupper dir deine Biologiearbeit zurückgegeben?"

       Wie war es möglich, dass meine Tante nie etwas vergaß?

       Wie machte sie das nur, dass sie immer alles unter Kontrolle hatte?

      „ Nein“, log ich und versuchte, mich auf das Aroma des Tees zu konzentrieren.

       Wir aßen gerade unseren Kuchen, als das Telefon klingelte.

      „ Ich gehe. Wahrscheinlich ist es Duncan McDowell wegen der Sache mit dem Vieh, das ich vorgestern gekauft habe", dachte Tante laut.

       Als meine Tante fort war (es war Duncan McDowell am Telefon), schenkte mir Pater Dominick seine volle Aufmerksamkeit.

      „ Also, wie geht es dir?“, fragte er mich mit ernstem Blick.

      „ Gut.“

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