Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Ähnliches Glück hatte seinerzeit auch Dr. Wiesinger, der damals Christel Brunner wieder einstellen konnte, die auch schon lange Jahre in der Praxis gearbeitet hatte, bis der Dorfarzt verstarb.
»Eine wirklich schöne Gegend«, nickte Jörg auf die Frage der Tierarzthelferin. »Wie geht’s denn uns’ren Patienten?«
Zwei Hunde, drei Katzen und ein Meerschweinchen befanden sich zur Beobachtung in der Tierklinik.
»Sie sind alle wohlauf, bis auf Minka. Ich hab’ sie gerad’ versorgt. Fieber gemessen und gefüttert.«
Dr. Urban schaute sich die entsprechenden Krankenblätter an und verglich die Daten mit denen vom Morgen. Wenn die beiden Hunde weiter so gute Fortschritte machten, konnten sie vielleicht schon übermorgen ihren Besitzern zurückgegeben werden. Allerdings machte ihm eine der Katzen Sorge, Minka. Das Tier saß nach einer Operation – ein Autofahrer hatte es angefahren und in die Praxis gebracht – apathisch in seinem Käfig und verweigerte die Nahrung. Die Operation hatte schon vor drei Tagen stattgefunden, und eigentlich müßte Minka sich davon soweit erholt haben, daß sie deutliche Zeichen der Besserung hätte haben müssen.
Jörg notierte sich in Gedanken, Elena Wiesinger beim Abendessen darauf anzusprechen. Jetzt setzte er sich an den Schreibtisch. Die Tierärztin war bereits nach Hause gegangen. Sie hatte sich damit entschuldigt, daß sie noch etwas vorbereiten müsse…
Der junge Tierarzt legte die Krankenunterlagen wieder in den Karteikasten zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf, während er sich umsah.
So eine Praxis zu besitzen, das war sein Traum. Er hoffte, daß er sich eines Tages erfüllen würde. Vorerst allerdings wollte er hier richtig praktisch arbeiten und dazulernen. Es hatte ihm nichts ausgemacht, bereits am Tag seiner Ankunft die Arbeit aufzunehmen. Im Gegenteil. Er hatte sich gefreut, die Gegend kennenzulernen und erste Kontakte mit den Bauern zu haben.
Dabei fiel ihm das Madel ein, das ihm den Weg ins Bad gezeigt hatte.
Hübsch war es, sehr hübsch, sogar…
Jörg lächelte in Erinnerung.
Viele Frauen hatte es in seinem Leben bisher nicht gegeben. Das lag zum einen daran, daß er sich durch Nebenjobs das Studium selbst finanzierte – den Eltern wollte er nicht auf der Tasche liegen, und das Geld der staatlichen Förderung reichte hinten und vorne nicht. Da blieb nicht mehr viel Zeit übrig, um irgendwelche Partys oder Diskos zu besuchen, wo man zahlreiche Vertreterinnen des anderen Geschlechts kennenlernen konnte.
Zum anderen war er aber auch nicht der Typ, der die Herzen der Madeln reihenweise brach. Während viele seiner Kommilitonen lauthals darüber redeten, welche junge Frau welche Vorzüge hatte, konnte Jörg nur stumm daneben sitzen und sich seine Gedanken machen.
Nein, ein Aufreißer war er gewiß nicht. Dazu respektierte er eine Frau viel zu sehr. Außerdem, da war er sicher, würde ihm eines Tages schon die Richtige über den Weg laufen.
Annemarie Singer schaute herein.
»Feierabend, Herr Doktor.«
Der Tierarzt nickte und stand auf.
»Dann will ich mal hinübergehen«, sagte er. »Frau Doktor hat gesagt, ich soll pünktlich zum Abendessen da sein, es gäbe etwas Besond’res zu essen.«
Er hängte seinen Kittel an die Garderobe.
»Schönen Abend noch, Frau Singer«, grüßte er und ging hinaus.
»Ebenso, Herr Doktor. Aber vielleicht seh’n wir uns ja noch…«
Jörg runzelte die Stirn. Schon wieder so eine merkwürdige Bemerkung. Erst Pfarrer Trenker, jetzt Frau Singer.
Er wußte nicht, was er davon zu halten hatte und zuckte die Schulter.
Um sieben, hatte Elena Wiesinger gesagt, sollte er zu Hause sein. Jetzt war es kurz nach sechs. Jörg beschloß, noch einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, von dem er noch nicht allzuviel gesehen hatte. Als er an die Stelle kam, an der ihm Maria Erbling vor das Auto gelaufen war, blieb er einen Moment stehen.
Hoffentlich hatte die alte Dame sich wirklich nicht verletzt, dachte er besorgt. Vielleicht sollte sie sich mal von Dr. Wiesinger untersuchen lassen.
Aber auch darüber wollte er beim Abendessen reden.
Allerdings hatte Jörg keine Ahnung, daß es dazu nicht kommen würde.
Er hatte gerade die Haustür aufgeschlossen und war die Treppe hinaufgegangen, als oben auch schon die Tür geöffnet wurde. In dem langen Flur der Wiesingerschen Wohnung standen zahlreiche Leute Spalier und riefen ihm ein herzliches Willkommen zu.
*
Die Überraschung war geglückt. Verblüfft schaute Jörg auf die Gäste seiner Willkommensparty, und ein gerührtes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Elena Wiesinger trat vor.
»Mein Mann und ich möchten Ihnen noch einmal sagen, wie sehr wir uns freuen, daß Sie zu uns gekommen sind, Herr Urban«, sagte sie. »Wir hoffen, daß Sie sich bei uns wohl fühlen, und daß Ihre Zeit in uns’rer Mitte Ihnen das alles bringt, was Sie sich erhoffen.«
Jörg stand immer noch in der offenen Tür. Die Tierärztin zog ihn in die Wohnung und machte ihn mit den anderen bekannt.
Da war natürlich Sebastian Trenker. Aber auch sein Bruder und Frau Singer. Elena und Toni Wiesinger hatten auch Clemens Hardlinger eingeladen, den pensionierten Tierarzt, und Markus Bruckner, den Bürgermeister von St. Johann. Weiter waren
Ignaz Herrnbacher gekommen, der Besitzer des Supermarktes. Bäckermeister Terzing und der Apotheker des Dorfes. Soweit sie verheiratet waren, hatten sie auch ihre Frauen mitgebracht. Frau Brandmayr hatte ein kaltes Büffet hergerichtet, und Getränke waren bereitgestellt.
Jörg Urban brauchte einen Moment, um sich von seiner Überraschung zu erholen. Er folgte Elena, die ihm die Gäste vorstellte, und versuchte, sich die ganzen Namen und Gesichter zu merken.
Mit zweien von ihnen hatte er ja schon Bekanntschaft gemacht, so daß es ihm nicht schwerfiel. Zum einen war es Max Trenker und zum anderen der Bergpfarrer. Sebastian bedankte sich noch ein mal für die Hilfe bei der Reifenpanne.
»Keine Ursache, Hochwürden«, wehrte der Tierarzt ab. »Ich würd’ aber gern Ihren Bruder noch mal sprechen…«
Max, der neben ihnen stand und sich mit dem Bürgermeister unterhielt, wandte sich um.
»Was gibt’s denn?«
Jörg Urban zuckte die Schulter.
»Ja, also, ich weiß net – aber die Sache mit der Frau Erbling läßt mir keine Ruh’. Meinen S’ wirklich, daß man das auf sich beruhen lassen soll? Vielleicht hat sie sich ja doch verletzt und es nur noch net gemerkt. Ich hab’ überlegt, ob man sie net bitten soll, sich einmal von Dr. Wiesinger untersuchen zu lassen. Ehrlich gesagt, würd’ ich mir schon Vorwürfe machen, wenn es später irgendwelche Folgeschäden gibt, die dann nur schwer zu heilen sind.«
Diese Einstellung gefiel Sebastian. Zeigte