Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Doch wie sollte es dann weitergehen, sie in Frankfurt, er im Wachnertal?
Zwischendurch fragte sie sich, warum sie überhaupt darüber nachdachte. Schließlich ahnte er doch gar nichts von ihren Gefühlen für ihn. Aber dann wurde ihr klar, daß sie nichts sehnlicher wollte, als daß er davon erfuhr und sie in seine Arme nahm.
Die Kirche von St. Johann strahlte ihr schon von weitem entgegen.
Pfarrer Trenker! Hoffentlich ergab sich heute abend eine Gelegenheit, mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Er war der einzige, dem sie sich anvertrauen, und von dem sie Rat einholen konnte.
*
Sophie Tappert hob vorsichtig das Roastbeef aus dem Bräter, schlug es in Aluminiumfolie ein und legte das Bratenstück auf einen Teller. So stellte sie es zum Warmhalten in den ausgeschalteten Backofen zurück und gab ein Stück Butter in den Schmortopf, in dem kleine Zwiebelchen, Karotten und Lauchstücke in dem Fett brutzelten. Eine dunkelbraune Kruste hatte sich am Topfboden festgesetzt. Die Haushälterin goß eine halbe Flasche Rotwein dazu und kratzte den Ansatz mit einem Kochlöffel los. Eine Dampfwolke stieg auf, und schnell machte sich ein köstlicher Duft in der Küche breit. Sophie ließ den Wein fast gänzlich einkochen, dann füllte sie mit einer guten Rinderbrühe auf, die sie schon am Nachmittag vorbereitet hatte.
Frisches Gemüse war blanchiert worden. Die Haushälterin sah auf die Uhr und nickte zufrieden. Das Gemüse konnte jetzt gewürzt und in Butter geschwenkt werden. Während der Saucenfond noch-mals reduzierte, brieten kleine, runde Kartoffeln in einer Pfanne auf dem Herd, in eine weitere Pfanne kam das Gemüse aus dem Pfarrgarten.
Draußen klingelte es. Die Gäste waren also pünktlich.
Sophie Tappert schien richtig aufzublühen. Das war ein Abend, so richtig nach ihrem Geschmack! Zu ihrer großen Freude hatte sich auch noch Claudia Bachinger angesagt. Die attraktive Journalistin hatte bei der Perle des Pfarrhaushalts einen besonderen Stein im Brett, seit es ihr gelungen war, den ›wilden Max‹ zu zähmen.
Früher war der Bruder des Bergpfarrers wahrlich kein Kostverächter gewesen, was die Madeln betraf. Kaum ein gebrochenes Herz im Wachnertal, das net auf das Konto des feschen Polizisten ging. Seit er jedoch Claudia liebte, war er treu wie Gold. Sehr zur Freude auch seines Bruders, der es allerdings noch lieber gesehen hätte, wenn die beiden endlich den letzten Schritt täten und sich das Jawort gäben.
Die Küchentür wurde geöffnet und Sebastian Trenker steckte seinen Kopf herein.
»Die Kathie ist jetzt da, Frau Tappert«, sagte er.
»Prima«, nickte die Frau. »In fünf Minuten kommt die Suppe.«
»Dann schenk’ ich schon mal den Wein ein.«
Der Bratenfond war genug reduziert. Sophie band ihn mit saurer Sahne, die sie mit ein wenig Mehl verrührte. Dann goß sie die fertige Sauce durch ein Sieb, dann in einen anderen Topf und schmeckte sie ab. Zufrieden legte sie den Löffel zur Seite und schaltete die Platten des Herdes soweit herunter, das alles nur noch warmgehalten wurde.
Die Bratzeit des Roastbeefs hatte sie so berechnet, daß es nachher, beim Aufschneiden, noch ei-ne schöne rosa Farbe haben würde.
Die Suppentassen standen auf einem Tablett bereit. Sophie Tappert hatte eine Schwammerlsuppe gekocht. Obenauf kam ein Löffel geschlagene Sahne und in Butter geröstete Weißbrotwürfel.
Claudia nahm ihr das Tablett ab. Die Haushälterin stellte die Tassen auf die Unterteller. Dann setzten sie sich. Passend zum Menü hatte Pfarrer Trenker einen kräftigen Rotwein aus dem Keller geholt.
Zuvor begrüßte Katharina Hofer die Perle des Pfarrhaushalts. In den ersten Tagen nach der Zwangsversteigerung hatte der Geistliche dem Bauern und seiner Tochter Unterkunft gewährt, bevor sie schließlich auf einem Hof, in der Nähe von Engelsbach, unterkamen. Der Bauer war nun Knecht, Katharina arbeitete als Magd. Bis der Vater starb.
»Schön schaust’ aus, Madel«, freute sich Sophie Tappert.
Sie saß neben der Maklerin, und während sie sich die Suppe schmecken ließen, erzählte Ka-tharina ihr, wie es ihr in den Jahren ergangen war.
»Da bist’ ja doch noch vom Glück geküßt worden«, scherzte die ältere Frau.
Die Maklerin nickte.
»Ja, weil ich immer daran geglaubt hab’«, antwortete sie. »Auch wenn ich manchmal Zweifel hatte, weil alles so verloren schien, irgendwie gelang es mir, mich immer wieder an dem Gedanken aufzurichten, daß das Glück zu mir zurückkommt, wenn ich nur fest daran glaub’.«
Sebastian hob sein Glas. Rubinrot schimmerte darin der Wein im funkelnden Licht der Kerzen.
»Ich denk’, das ist der richtige Weg«, sagte er. »Wenn man net mehr an das Glück glauben will, dann wird’s einem nimmer mehr beschert. Laßt uns darauf trinken, und auf einen schönen Abend. Das Essen, das uns’re liebe Frau Tappert zubereitet hat, wird uns ganz bestimmt schmecken, und wenn der Wein net reichen sollt’ – im Keller sind noch ein paar Dutzend Flaschen davon.«
»Hauptsach’, es ist genug von dem Braten da, der so köstlich aus der Küche duftet«, ließ sich Max vernehmen und handelte sich damit einen Seitenhieb von Claudia ein.
»Also, wenn ich bei all dem, was du, seit wir uns kennen, gegessen hast, mitgehalten hätt’, wär’ ich sicher so dick wie ein Sauerkrautfaß«, tadelte sie.
Der Bruder des Geistlichen sah sie unschuldig an und strich über seinen schlanken Bauch.
»Ich weiß gar net, was du hast«, meinte er. »Oder siehst’ bei mir auch nur ein überflüssiges Gramm Fett?«
Da mußte Claudia ihm allerdings recht geben. Auch wenn er mehr verdrücken konnte als irgend jemand, den sie sonst kannte, war Max doch schlank wie ein Athlet. Dabei hegte er keineswegs dieselbe Leidenschaft, wie Sebastian, für Sport, Bergsteigen und Wandern, die dem älteren Bruder den freundschaftlich gemeinten Spitznamen ›Bergpfarrer‹ eingebracht hatte.
Fröhlich lachend prosteten sie sich zu, und nachdem die Suppe verzehrt war, ging Claudia mit in die Küche, um Sophie beim Anrichten des Hauptganges zu helfen.
»Du bist heut’ also noch mal auf dem Sonnenhof gewesen«, wandte Sebastian sich an Katharina.
Sie hatte es bei ihrem Eintreffen kurz erwähnt.
»Ja, und ich hab’ mich dort sehr wohl gefühlt. Aber ich hatte auch den Eindruck, daß Christian Buchner resigniert. Mir scheint, er tut keinen Handschlag mehr.«
»Kann man’s ihm verdenken?« bemerkte Max.
»Nein, natürlich net«, erwiderte sein Bruder. »Ich bring’ durchaus Verständnis dafür auf, wenn er jetzt meint, es lohnt sich net mehr, noch irgendwas auf dem Hof zu tun. Aber man muß ihm auch klarmachen, daß er sich net ganz aufgeben darf. Aufgeben heißt, keine Hoffnung mehr zu haben.«
»Am liebsten hätt’ ich ihm gleich das Geld angeboten«, gestand Katharina, »weil er mir so leid getan hat. Und die Burgl erst. Aber ich hab’ befürchtet, er könnt’ die Geste falsch