G.F. Barner Staffel 1 – Western. G.F. Barner
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Читать онлайн книгу G.F. Barner Staffel 1 – Western - G.F. Barner страница 15
»Ich jage dich von der Ranch, du eingebildeter Affe! Bill – sieh dich vor, bitte!«
»Ja, Liebling!«
Sie war flammend rot geworden und hatte zu Boden gesehen. Und er war davongeritten, irgendein verrücktes Gefühl zwischen Brustbein und Bauchnabel.
Einundzwanzig Meilen vom Paß bis zur Parkinson Ranch, dachte Logan, ich könnte vorbeireiten, aber ich werde es nicht tun. Edward, ihr Bruder, ist keine Woche tot. Er war ein guter Junge, aber nicht sehr hart. Den hat die rauhe Art seines Vaters immer mehr verschreckt als mutig gemacht. Es ist doch seltsam, daß Töchter so oft im Charakter auf ihre Väter schlagen. Scarlett ist nach außen rauhbeinig bis zur Grobheit, aber innerlich ist sie prächtig. Wenn ich hinreiten würde, würde es passieren. Und passiert es zwischen uns, das weiß ich seit fünf Jahren zu genau, ist mein Verstand im Eimer.
Logan fluchte leise, er kannte sich, er glaubte auch Scarlett zu kennen. Sie würde Höllenqualen leiden, wenn er dann davonritt. So hart sie auch wirken mochte, sie würde tagelang heulen.
»Seit vier Jahren«, sagte er laut und bissig, »überlege ich etwas, was ich nie denken dürfte. Ich überlege mir, ob ich die Dillons nicht einfach irgendwo stellen und in der Einsamkeit der Berge auffordern soll zu ziehen. Danach sind sie tot, ich komme nach Denver und mache meinen Bericht, daß sie auf mich geschossen und beide ins Gras beißen mußten. Verdammt noch mal, ich sollte es tun, dann wäre es vorbei, aber ich bringe es nicht fertig – ich Narr!«
Es war ein Fehler, niemand wußte das besser als er. Die Dillons hatten den Tod zehnfach verdient. Vielleicht mußte er sich eines Tages, in den letzten Sekunden seines Lebens, den Selbstvorwurf machen, daß er sie nicht einfach über den Haufen geknallt hatte.
Marshal William Logan spie aus. Er hatte einen gallebitteren Geschmack im Mund und wußte, daß er ein Narr war. Es sollte nur zehn Minuten dauern, dann wußte er es mit absoluter Sicherheit – er war der größte Narr unter der Sonne!
*
Der Hengst schrie, er wieherte nicht. Es war ein trompetenhafter Schrei, den Arrow ausstieß, ehe er herumwirbelte und ansprang. Der wilde Sprung des Pferdes, der ohne Vorwarnung kam, warf Logan nach hinten, aber er konnte sich halten und kam sofort wieder in den richtigen Sitz. Hinter ihm brach die Hölle los, nur erkannte er sie erst drei Sekunden später. Während Arrow lospreschte, als säße ihm der Teufel oder ein Schwarm Hornissen auf der Kruppe, begann das Dröhnen hinter Logan.
Ein Blick zurück und schräg nach oben, wo der Steilhang gegen den Nachthimmel strebte, zeigte ihm die tödliche Gefahr, der Arrow zu entkommen suchte.
Am Steilhang donnerte eine Steinlawine los. Es mußte eine mächtige Bruchstelle am oberen Rand sein, denn die Lawine war oben schon gut neun bis zehn Schritt breit. Das Geröll am Hang setzte sich jetzt in Bewegung, es riß keilförmig ab und löste sich in der Form eines umgekehrten V-Zeichens, das auf dem Kopf stand und immer mehr nach den Seiten gespreizt wurde.
Dort oben wallte eine Staubfahne hoch, die im Mondlicht silbrig glänzte, aber rasend schnell dunkelgrau wurde.
»Lauf, Arrow, lauf!« keuchte Logan. Er sah, wie breit die Lawine unten sein würde und daß sie ihn und Arrow mit ihren Ausläufern noch erreichen konnte. Doch der Hengst flog davon. Er schien zu ahnen, was ihnen drohte…
Schon war Logan beruhigt, schon wollte er seinem aufmerksamen und klugen Pferd lobend den Hals tätscheln, als es vor ihm krachte und der Hengst jäh stieg.
In dieser Sekunde erkannte der Marshal, daß er in eine Falle geritten war, aus der es kein Entkommen geben konnte. Mort Dillon, der Mann mit dem Gehirn eines Teufels, hatte sie geplant. Alles, was er mit seinem Bruder getan hatte, war sorgfältig und bis in die letzte Einzelheit von ihm bedacht worden. Es war ein unheimliches Gefühl für Logan, so gut wie hilflos das mit ansehen zu müssen, was vor ihm geschah.
Die zweite Steinlawine brach über den oberen Rand des Tales und donnerte auf den Steilhang vor Logan herab. Jetzt begriff der Marshal die ganze Teufelei des Planes. Mort Dillon bediente sich der Naturgewalten. Er brauchte sie nur auszulösen, um dann zuzusehen, wie sie über Logan hereinbrachen. Alles andere konnte man aufhalten, konnte man vielleicht besiegen, aber die Naturgewalt? Niemals!
Herrgott, welch ein Satan, fuhr es Logan durch den Kopf.
Er hatte es kaum gedacht, als es über ihm dröhnte. Sein Kopf flog herum, sein Blick sog sich an den wintergrünen Lärchen fest, die zu einer breiten Faschine zusammengelegt worden waren und die hinter ihr aufgetürmten Steine gehalten hatte. Es war eine richtige Steinschütte, aber auch auf eine wahrhaft satanisch geschickte Art hergestellt. Mort Dillon hatte das Grün der Kronen an den Bäumen gelassen. Am Hang standen vereinzelt Lärchen zwischen den kargen Büschen, deren Wurzeln sich in die Felsspalte gekrallt hatten. Nun kamen andere von oben hinzu. Wenn alles unten lag, würde kein Mensch jemals feststellen können, daß die Dillons vom Windbruch umgeknickte Bäume zu Faschinenwänden zusammengesteckt hatten. Zertrümmertes Holz war zertrümmertes Holz.
Es gab keine Rettung mehr, Logan wußte es. Links war der Felsspalt von sechs bis zehn Schritt Breite. Die Tiefe ließ sich nur ahnen, sie mochte manchmal hundert, manchmal dreißig und an einigen Stellen auch sechzig Schritt betragen. In den Spalt waren schon Millionen Tonnen Gestein gesaust, ein paar tausend Tonnen würden hinzukommen und einen State Marshal für immer begraben.
Das war es – Logan sollte samt seinem Pferd spurlos verschwinden. Ehe man ihn suchte, konnten vier Tage vergehen. In den vier Tagen waren alle Spuren tot. Und wenn jemand später den kahlen Hang sah, so würde er nie versuchen unten im Felsspalt nach Logan zu suchen, das war einfach nicht zu machen.
Mein Gott, ich bin verloren, dachte Logan entsetzt. Keine Chance mehr. Dillon braucht keinen Schuß abzufeuern, er sieht nur zu, er sieht zu, er sieht – nichts mehr!
In diesem Augenblick begriff Bill Logan, daß der Staub den Dillons vollständig die Sicht nehmen mußte. Aber – was machte das noch aus – nichts!
Arrow stieg, drehte sich. Das Pferd hatte sicherlich oft genug Steinschläge erlebt, es schien nach einem Ausweg zu suchen. Plötzlich jagte es nach links, es preschte dem Abgrund entgegen!
Logan machte die schmale Stelle genauso aus, aber sie war immer noch sieben, acht Schritt breit. Das war für Arrow nicht zu schaffen, so weit konnte kein Pferd springen, das einen Reiter im Sattel hatte.
»Arrow, das ist zu weit!« keuchte Logan. Er sah das Geröll kommen. Zehn Sekunden noch, dann mußte es ihn erreicht haben. »Arrow, du schaffst es nicht!«
Der Hengst wirbelte herum, äugte unerschrocken der gewaltigen Masse herabkommender Steine entgegen und krümmte sich zusammen. Logan erriet, was Arrow tun wollte, er riß ihn zurück, sprang aus dem Sattel und sah die Ansammlung mächtiger Felsblöcke in etwa zwanzig Schritt Entfernung, zwischen denen ein paar Büsche wuchsen.
»Lauf, Arrow!« schrie er in das sich steigernde Tosen und Grollen hinein. »Lauf, spring allein. Ich bleibe hier. Spring hinüber und laufe weg. Lauf fort, hörst du, lauf, solange sie wegen des Staubes nichts von dir sehen können, jage davon, sonst knallen sie dich ab, lauf!«
Der Hengst stieg, bockte. Da holte Logan in wilder Verzweiflung aus und schlug ihn die Faust auf die Kruppe.
»Lauf weg, spring!«
Der Hengst stieß ein schrilles Wiehern aus, warf den Kopf hoch und raste endlich