AUF ZAUBER KOMM RAUS. Scott Meyer
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Читать онлайн книгу AUF ZAUBER KOMM RAUS - Scott Meyer страница 24
Martin starrte ihn einfach nur an. Phillip meldete sich zu Wort: »Dir ist klar, dass die gesamte Stadt hier mit Magie erbaut wurde.«
»Ja«, sagte Ampyx, »von einer Frau, was schon irgendwie eindrucksvoll ist. Ich will ja nicht respektlos gegenüber Frauen erscheinen. Irgendjemand muss das Zaubern erledigen, und sie sind einfach gut darin. Aber es ist keine angemessene Arbeit für einen echten Mann.«
»Und was ist angemessen für einen echten Mann?«, fragte Phillip.
»Schaut euch um und seht selbst«, antwortete Ampyx.
»Dinge bewachen, Blumen pflegen, Kleidung verkaufen, Essen servieren. Manche von uns schneiden Haare.«
»Männliche Arbeit«, sagte Phillip.
»Ja.«
Martin musste sich vergewissern, dass er richtig gehört hatte. »Was ist mit: Dinge bauen, Erfinden und Regieren?«
»Den Frauen scheint das zu gefallen, und sie sind gut darin«, sagte Ampyx. »Also lassen wir sie machen, während wir uns um die wichtigen Dinge kümmern.«
Sie erreichten schließlich ein Gebäude, das Martin und Phillip sofort als Hotel identifizierten. Drinnen teilte ihnen der schlanke, stattliche Mann an der Rezeption mit, dass man sie erwartet hatte. Er erkundigte sich bei der Leiterin des Hotels, die keine Schamanin war, wenn auch eine Frau, und teilte ihnen ihre Zimmernummer mit. Sie stiegen in einen Aufzug, der keine erkennbaren technischen Vorrichtungen besaß, sie aber dennoch von Stockwerk zu Stockwerk brachte. Ampyx verabschiedete sich, und sie betraten ihr Zimmer. Was sie vorfanden, machte sie so sprachlos, dass sie einen Augenblick vergaßen, ihre Koffer abzustellen.
Das Zimmer erstreckte sich über zwei Etagen. Eine Treppe führte zu einem Loft in der oberen Etage. Unten gab es ein Bett, ein Badezimmer und eine kleine Küche. Oben gab es ein weiteres Bett und noch ein Bad. Das Loft im oberen Stockwerk war nicht so tief wie das Erdgeschoss, wodurch es wirkte wie ein prachtvoller Balkon. Beide Etagen boten einen ungetrübten Ausblick durch die Rückwand des Zimmers, die gleichzeitig die Außenmauer der Stadt darstellte. Im Grunde genommen war eine komplette Seite ihres Zimmers ein riesiges, gebogenes Fenster in den Ozean. Die Klarheit des Meeres hier und in diesem Zeitalter bedeutete, dass sie sehen konnten, wie das Licht durch die Wasseroberfläche drang. Die Oberfläche selbst war eine endlose, wogende, silbrige Ebene von grenzenloser Ausdehnung. Fischschwärme zogen vor ihren Augen vorbei. Wenn sie nach unten blickten, sahen sie keinen Grund, nur einen Verlauf von hellem Blau über dunkleres Blau hin zu Schwarz.
»Wow!«, sagte Martin. »Das hatte ich nicht erwartet.«
Phillip riss sich los aus seiner erstaunten Erstarrung. »Ich hatte nicht erwartet, dass der Wachmann Ampyx heißt.«
Martin fuhr herum. »Ja, und ich hatte nicht erwartet, dass du ihm dabei helfen würdest, sich bei Gwen einzuschmeicheln.«
»Ach, beruhige dich«, sagte Phillip, »sich zu benehmen wie du, wird ihm gar nicht helfen, bei Gwen zu landen. Dir hat es ja offensichtlich auch nicht geholfen.«
»Soll es mir damit besser gehen?«
Phillip wuchtete seinen Koffer auf das Bett und begann auszupacken. »Nein, es soll die Wahrheit sein. Du musst Gwen aus dem Kopf kriegen. Wir haben größere Probleme.«
Martin sah sich um. »Was für Probleme? Dass es hier wunderschön ist?«
»Ganz genau«, sagte Phillip, »das gefällt mir nicht. Kein bisschen. Ich mag diese Stadt nicht und diese Brit die Ältere auch nicht. Irgendwas ist faul.«
»Sie schien dich jedenfalls zu mögen«, sagte Martin.
»Wie gesagt, faul.«
»Tja, wie Gwen gesagt hat, sie ist die Zukunftsversion ihrer selbst, vielleicht …«
Phillip unterbrach ihn. »Nein, Martin, sie ist nicht die Zukunftsversion ihrer selbst, sie ist eine gegenwärtige Version ihrer selbst, aus der Zukunft. Ich weiß, was du sagen wirst. ›Ihr beiden müsst euch in einer früheren Zeit schon mal begegnet sein.‹ Das wolltest du doch sagen?«
»Ja. Na und? Ihr beiden habt euch in der Vergangenheit getroffen und gut verstanden. Ist doch schön.«
»Nein«, sagte Phillip, »das ist nicht schön. Es wird nicht schön, und falls es schön wird, wird es alles nur schlimmer machen.«
»Du redest wirr«, sagte Martin.
»Nein, die Realität ist wirr. Ich beschreibe sie nur. Durch die Andeutung, dass wir uns treffen und uns gut verstehen werden, hat sie mir letztlich geradezu den Auftrag erteilt, sie zu treffen und mich gut mit ihr zu verstehen. Wenn ich sie jetzt also treffe, werde ich unterbewusst schon darauf geprägt sein, sie zu mögen, selbst wenn ich sie eigentlich gar nicht mag. Und das nur, weil es angeblich schon passiert ist.«
»Ah, ich sehe schon«, sagte Martin. »Du bist wieder auf deinem Freier-Wille-Trip.«
»Nicht wieder«, erwiderte Phillip. »Immer noch. Ich war es niemals nicht. Da kannst du dir sicher sein, ich werde für den Rest meines Lebens darauf bestehen, einen freien Willen zu besitzen.«
»Wenn du aber darauf bestehst, auf jeden Fall freien Willen zu haben«, sagte Martin, »dann ist das kein freier Wille. Wie ich dir immer sage, es ist keine Wahl, sondern ein Programm. Da könntest du genauso ein unbelebtes Holzschild sein, auf dem geschrieben steht ›Ich habe freien Willen‹.«
Phillip sah Martin einen Moment lang an, und sagte dann mit ungewöhnlich ruhiger Stimme: »Das stimmt. Das sagst du immer. Und was erwidere ich immer darauf?«
»Ich solle die Klappe halten.«
»Ganz genau.«
»Nichts davon beweist aber doch, dass einer von uns beiden freien Willen besitzt. Tatsächlich …«
»Martin?«
»Ja?«
»Halt die Klappe.«
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