Wallensteins Tod. Friedrich Schiller
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Die Geißel schwangest über alle Länder,
Hohn sprachest allen Ordnungen des Reichs,
Der Stärke fürchterliches Recht nur übtest
Und jede Landeshoheit niedertratst,
Um deines Sultans Herrschaft auszubreiten?
Da war es Zeit, den stolzen Willen dir
Zu brechen, dich zur Ordnung zu verweisen!
Doch wohl gefiel dem Kaiser, was ihm nützte,
Und schweigend drückt' er diesen Freveltaten
Sein kaiserliches Siegel auf. Was damals
Gerecht war, weil du's für ihn tatst, ist's heute
Auf einmal schändlich, weil es gegen ihn
Gerichtet wird?
Wallenstein. (aufstehend)
Von dieser Seite sah ich's nie—Ja! dem
Ist wirklich so. Es übte dieser Kaiser
Durch meinen Arm im Reiche Taten aus,
Die nach der Ordnung nie geschehen sollten.
Und selbst den Fürstenmantel, den ich trage,
Verdank ich Diensten, die Verbrechen sind.
Gräfin.
Gestehe denn, daß zwischen dir und ihm
Die Rede nicht kann sein von Pflicht und Recht,
Nur von der Macht und der Gelegenheit!
Der Augenblick ist da, wo du die Summe
Der großen Lebensrechnung ziehen sollst,
Die Zeichen stehen sieghaft über dir,
Glück winken die Planeten dir herunter
Und rufen: es ist an der Zeit! Hast du
Dein Lebenlang umsonst der Sterne Lauf
Gemessen?—den Quadranten und den Zirkel
Geführt?—den Zodiak, die Himmelskugel
Auf diesen Wänden nachgeahmt, um dich herum
Gestellt in stummen, ahnungsvollen Zeichen
Die sieben Herrscher des Geschicks,
Nur um ein eitles Spiel damit zu treiben?
Führt alle diese Zurüstung zu nichts,
Und ist kein Mark in dieser hohlen Kunst,
Daß sie dir selbst nichts gilt, nichts über dich
Vermag im Augenblick der Entscheidung?
Wallenstein. (ist während dieser letzten Rede mit heftig arbeitendem
Gemüt auf und ab gegangen und steht jetzt plötzlich still, die Gräfin
unterbrechend)
Ruft mir den Wrangel, und es sollen gleich
drei Boten satteln.
Illo.
Nun, gelobt sei Gott!
(Eilt hinaus.)
Wallenstein.
Es ist sein böser Geist und meiner. Ihn
Straft er durch mich, das Werkzeug seiner Herrschsucht,
Und ich erwart es, daß der Rache Stahl
Auch schon für meine Brust geschliffen ist.
Nicht hoffe, wer des Drachen Zähne sät,
Erfreuliches zu ernten. Jede Untat
Trägt ihren eignen Rach-Engel schon,
Die böse Hoffnung, unter ihrem Herzen.
Er kann mir nicht mehr traun,—so kann ich auch
Nicht mehr zurück. Geschehe denn, was muß.
Recht stets behält das Schicksa, denn das Herz
In uns ist sein gebietrischer Vollzieher.
(Zu Terzky.)
Bring mir den Wrangel in mein Kabinett,
Die Boten will ich selber sprechen. Schickt
Nach dem Octavio!
(Zur Gräfin, welche eine triumphierende Miene macht.)
Frohlocke nicht!
Denn eifersüchtig sind des Schicksals Mächte.
Voreilig Jauchzen greift in ihre Rechte.
Den Samen legen wir in ihre Hände,
Ob Glück, ob Unglück aufgeht, lehrt das Ende.
(Indem er abgeht, fällt der Vorhang.)
Zweiter Aufzug
Ein Zimmer
Erster Auftritt
Wallenstein. Octavio Piccolomini. Bald darauf Max Piccolomini.
Wallenstein.
Mir meldet er aus Linz, er läge krank,
Doch hab ich sichre Nachricht, daß er sich
Zu Frauenberg versteckt beim Grafen Gallas.
Nimm beide fest und und schick sie mir hieher.
Du übernimmst die spanischen Regimenter,
Machst immer Anstalt und bist niemals fertig,
Und treiben sie dich, gegen mich zu ziehn,
So sagst du Ja und bleibst gefesselt stehn.
Ich weiß, daß dir ein Dienst damit geschieht,
In diesem Spiel dich müßig zu verhalten.
Du rettest gern, so lang du kannst, den Schein;
Extreme Schritte sind nicht deine Sache,
Drum hab ich diese Rolle