Wallensteins Tod. Friedrich Schiller
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Gräfin.
Ich gab den Böhmen einen König schon.
Wallenstein.
Er war darnach.
Gräfin. (zu den andern)
Nun, woran liegt es? Sprecht!
Terzky.
Der Herzog will nicht.
Gräfin.
Will nicht, was er muß?
Illo.
An Euch ist's jetzt. Versucht's, denn ich bin fertig,
Spricht man von Treue mir und von Gewissen.
Gräfin.
Wie? da noch alles lag in weiter Ferne,
Der Weg sich noch unendlich vor dir dehnte,
Da hattest du Entschluß und Mut—und jetzt,
Da aus dem Traume Wahrheit werden will,
Da die Vollbringung nahe, der Erfolg
Versichert ist, da fängst du an, zu zagen?
Nur in Entwürfen bist du tapfer, feig
In Taten? Gut! Gib deinen Feinden Recht!
Da eben ist es, wo sie dich erwarten.
Den Vorsatz glauben sie dir gern; sei sicher,
Daß sie's mit Brief und Siegel dir belegen!
Doch an die Möglichkeit der Tat glaubt keiner,
Da müßten sie dich fürchten und dich achten.
Ist's möglich? Da du so weit bist gegangen,
Da man das Schlimmste weiß, da dir die Tat
Schon als begangen zugerechnet wird,
Willst du zurückziehn und die Frucht verlieren?
Entworfen bloß ist's ein gemeiner Frevel,
Vollführt ist's ein unsterblich Unternehmen;
Und wenn es glückt, so ist es auch verziehn,
Denn aller Ausgang ist ein Gottes Urtel.
Kammerdiener. (tritt herein)
Der Oberst Piccolomini.
Gräfin. (schnell)
Soll warten.
Wallenstein.
Ich kann ihn jetzt nicht sehn. Ein andermal.
Kammerdiener.
Nur um zwei Augenblicke bittet er,
Er hab ein dringendes Geschäft—
Wallenstein.
Wer weiß, was er uns bringt. Ich will doch hören.
Gräfin. (lacht)
Wohl mag's ihm dringend sein. Du kannst's erwarten.
Wallenstein.
Was ist's.
Gräfin.
Du sollst es nachher wissen.
Jetzt denke dran, den Wrangel abzufert'gen.
(Kammerdiener geht.)
Wallenstein.
Wenn eine Wahl noch wäre—noch ein milderer
Ausweg sich fände—jetzt noch will ich ihn
Erwählen und das Äußerste vermeiden.
Gräfin.
Verlangst du weiter nichts, ein solcher Weg
Liegt nah vor dir. Schick diesen Wrangel fort.
Vergiß die alten Hoffnungen, wirf dein
Vergangnes Leben weg, enschließe dich,
Ein neues anzufangen. Auch die Tugend
Hat ihre Helden, wie der Ruhm, das Glück.
Reis hin nach Wien zum Kaiser stehndes Fußes,
Nimm eine volle Kasse mit, erklär,
Du hab'st der Diener Treue nur erproben,
Den Schweden bloß zum besten haben wollen.
Illo.
Auch damit ist's zu spät. Man weiß zu viel.
Er würde nur das Haupt zum Todesblocke tragen.
Gräfin.
Das fürcht ich nicht. Gesetzlich ihn zu richten,
Fehlt's an Beweisen; Willkür meiden sie.
Man wird den Herzog ruhig lassen ziehn.
Ich seh, wie alles kommen wird. Der König
Von Ungarn wird erscheinen, und es wird sich
Von selbst verstehen, daß der Herzog geht;
Nicht der Erklärung wird das erst bedürfen.
Der König wird die Truppen lassen schwören,
Und alles wird in seiner Ordnung bleiben.
An einem Morgen ist der Herzog fort.
Auf seinen Schlössern wird es nun lebendig,
Dort wird er jagen, baun, Gestüte halten,
Sich eine Hofstatt gründen, goldne Schlüssel
Austeilen, gastfrei große Tafel geben,
Und kurz ein großer König sein—im Kleinen!
Und weil er klug sich zu bescheiden weiß,
Nichts wirklich mehr zu gelten, zu bedeuten,
Läßt man ihn scheinen, was er mag; er wird
Ein großer Prinz bis an sein Ende scheinen.
Ei nun! der Herzog ist dann eben auch
Der neuen Menschen einer, die der Krieg
Emporgebracht; ein übernächtiges