Fesselnde Spiele. Kelly Stevens
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Ich zeige auf einen der Räume, dessen Tür geöffnet ist. »Manche finden es inspirierend, wenn noch andere aktive Paare dabei sind.« In dem Raum wird gerade eine weibliche Sub an einer Bank von zwei Männern bespielt, während eine andere vor einem Mann auf dem Boden kniet und eine dritte gerade von einem weiteren an der Wand festgebunden wird. »Wenn du auf mehr Privatsphäre stehst, gibt es oben auch diverse kleinere Spielzimmer. Man kann sie im Voraus reservieren, wenn du ein bestimmtes Themenzimmer haben möchtest. Für Zweier oder Kleingruppen, was auch immer du wünschst.«
Ich gehe vor ihm die breite Treppe in den ersten Stock hinauf. Das Haus ist ein viktorianischer Altbau und etwas verwinkelt, aber Frankie hat das Beste daraus gemacht. Hier oben befindet sich eine Galerie, von der aus man nach unten schauen kann. Ich biege in den nächsten Gang ein und deute auf die Türen an beiden Seiten. »Hier sind unsere individuellen Spielzimmer. Jede Tür hat ein Fenster. Je nachdem, ob der Sichtschutz auf der Innenseite hinuntergezogen ist oder nicht, ist Zusehen erlaubt. Wenn das grüne Licht neben der Tür leuchtet, ist das Zimmer frei, bei gelb sind Zuschauer auch innerhalb des Zimmers erlaubt, und rot bedeutet, dass keinerlei Störung gewünscht ist.«
Daniel nickt anerkennend. »Kluges System.«
»Hier, das ist gelb.« Ich weise auf eine Tür, durch deren Fenster man in den halbdunklen Raum sehen kann. In der Mitte des Raumes befindet sich ein Strafbock, an den eine Frau gekettet ist, während ein Mann mit einer Peitsche in der Hand um sie herumstolziert. Aufschneider, denke ich unwillkürlich. Die Frau ist eine vollschlanke Brünette, deren Gesicht ich nicht erkennen kann; bei dem Mann handelt es sich um Tom, ein neues Mitglied.
»Bei den Themenzimmern stehen immer ein paar Stichworte dabei, was sich darin an Spielzeug befindet. Hier beispielsweise der Bock und verschiedene Schlaginstrumente.« Ich tippe mit dem Zeigefinger auf das Schild neben der Tür. »Die Helligkeit im Raum und die Lichtquellen kann man einstellen. Viele Gäste bevorzugen es dunkler.«
»Und hier könnte ich jetzt einfach reingehen?«
»Grundsätzlich ja, wobei auch hier gilt, dass du immer um Erlaubnis bitten musst. Der Top entscheidet, ob er dir Zutritt gewährt oder nicht, für wie lange, und ob du nur zusehen oder eventuell auch mitmachen darfst. Die Entscheidung des Tops ist endgültig und sofort zu befolgen. Ohne Diskussion.« Das hatten wir hier nämlich auch schon. Noch ein Nachteil, wenn plötzlich so viele neugierige Anfänger im Club rumschwirren, die die Regeln nicht kennen oder sie nicht ernst nehmen. Es gibt hier nicht umsonst so viele Regeln. Sie dienen nicht nur dem Schutz der Subs, sondern auch der Doms, selbst, wenn das Viele nicht verstehen wollen. Manche Spielarten hier sind nicht ungefährlich, deshalb muss man sich jederzeit und hundertprozentig darauf verlassen können, dass alle die Regeln kennen und einhalten.
Daniel blickt immer noch durch das Fenster. Ich schnippe wieder mit den Fingern, um seine Aufmerksamkeit zu mir zurückzuholen. Nach einigen Sekunden folgt er mir.
Ein paar Meter weiter ist eine Tür geöffnet. »Dieses Zimmer ist gerade leer.« Ich winke ihn herein. »Eins unserer Bondage-Zimmer. Du kannst unsere Seile benutzen oder deine eigenen mitbringen. Wenn du unsere benutzt, rolle sie hinterher genau so auf, wie du sie vorgefunden hast. Wenn du dazu nicht in der Lage bist …«, am liebsten würde ich sagen »dann lass die Finger davon«, beende meinen Satz aber mit: »… dann sag bitte in der Bar Bescheid, damit sich jemand schnellstmöglich darum kümmern kann. Die Zimmer werden nach jeder Session aufgeräumt und die Geräte gereinigt, aber die große Putzkolonne kommt erst am Vormittag. Also verlasse einen Raum am besten so, wie du ihn vorfinden möchtest.«
Daniel nickt. Braver Junge. Ich hoffe, er meint es auch so.
Auf dem Rückweg kommen wir an einer Tür vorbei, die mit ‚privat‘ gekennzeichnet ist. »Oben sind Frankies Privaträume, hier haben Gäste keinen Zutritt.« Selbst ich war noch nicht dort. Ich weiß, dass sein Büro oben ist, und ich vermute, dass ab und zu die eine oder andere Dame dort nächtigt, aber letztendlich geht es mich nichts an.
Im Erdgeschoss zeige ich Daniel noch die Duschen, die perfekt bestückt sind, sodass man selber nichts mitbringen muss, bevor ich auf die Treppe zeige, die abwärts führt. »Zu den Verliesen geht es dort lang.«
Er folgt mir fast ein bisschen zu eifrig. Sollte das sein geheimer Fetisch sein? Eine Frau in einen Käfig sperren und mit nachgemachten mittelalterlichen Folterwerkzeugen quälen?
Hier unten ist alles offener gehalten, man hat weniger Privatsphäre als in den Spielzimmern im ersten Stock. Aber selbst, als wir an stöhnenden Pärchen und schreienden Frauen vorbeigehen, verzieht Daniel keine Miene. Komischer Kunde. Oder schon so abgestumpft, dass ihn das alles nicht mehr anregt? Dabei sieht er noch so jung aus.
Im letzten Kerker steht eine rothaarige Frau, vor der ein Mann kniet, dem ein Plug im Anus steckt. Ich lächele anzüglich. »Dies ist Madame Xenia, sie ist eine der wenigen Dominas hier im Club. Und dies dort ist ihr Hund. Falls du auf so etwas stehst.«
»Petplay? Nein, danke.« Daniel ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Und er scheint doch mehr Ahnung von der Szene zu haben, als ich dachte. Verdammt. Ich mag es nicht, wenn ich nicht die Kontrolle habe.
»Kontaktaufnahme vorzugsweise in der Bar. Du kannst auch ohne eigene Sklavin kommen, manche haben nichts dagegen, wenn jemand mitspielt, aber es werden keine fremden Sklavinnen angefasst ohne ausdrückliche Erlaubnis des Herren. Ansonsten gibt es bei kleineren Verstößen eine Verwarnung, bei schwerwiegenden sofort Hausverbot.«
»Verstanden.«
»Das Geschäftliche regelt Frankie. Es gibt Probemitgliedschaften und reguläre Mitgliedschaften. Wenn du dich entschließt, Mitglied zu werden, stimmst du zu, dass dein Background gecheckt wird – Erfahrung mit BDSM, Vorlieben und Tabus, Gesundheitszustand, und dass du tatsächlich derjenige bist, der du vorgibst zu sein. Beim BDSM basiert viel auf Vertrauen. Dem Vertrag liegt ein Regelwerk bei, das dem Schutz aller Spielpartner dient.«
»Selbstverständlich.«
»Gut. So, Ende der Führung.« Mit aufgesetztem Lächeln komme ich neben der Bar zum Stehen. »Hast du schon etwas gesehen, das dich interessiert?«
Der Blick, den er mir aus blauen Augen zuwirft, ist plötzlich sehr hart und klar und gar nicht mehr jugendlich-verträumt. »Oh ja, das habe ich.«
Trotzdem nehme ich es ihm nicht ab. Vielleicht sollte ich ihn gleich warnen, bevor er die schmerzhafte Erfahrung am eigenen Leib macht, Probemitgliedschaft hin oder her. »Tut mir leid, aber glaube mir, das hier ist nichts für dich. Sei klug und bleib diesem Club in Zukunft fern.« Selbst, wenn ich Frankie damit einen Gast vergraule, noch mehr Anfänger, die nicht wissen, was sie tun, kann sich der Club nicht mehr erlauben, oder es geht rapide bergab und Frankie wird sein Lebenswerk verlieren.
»So, glaubst du?«
Selbst seine Stimme klingt nicht wie die eines Masters.
»Daniel, du eignest dich nicht zum Dom. Ich spüre so etwas. Akzeptiere es einfach.«
Er sieht mich einen Moment lang fast prüfend an, bevor er sanft lächelt. »Wir sehen uns, Katherine.«
Zuhause
Auf dem Nachhauseweg kehre ich noch bei dem kleinen Lebensmittelgeschäft um die Ecke ein, das rund um die Uhr geöffnet hat, um mir einen Schokoriegel zu kaufen. Den habe ich nach der Session mit Henry und Ashley sowie der Begegnung mit Daniel wirklich nötig.
Der indische Ladeninhaber, der mich