Elfenzeit 2: Schattendrache. Verena Themsen

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Elfenzeit 2: Schattendrache - Verena Themsen Elfenzeit

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Er lehnte sich zurück, und sein Blick bekam etwas Abwesendes, fast Sehnsuchtvolles. »Als Lohn für unsere Dienste verlangten wir Gold, Juwelen und Gegenstände, die uns gefielen oder nützlich erschienen. Einiges magisches Spielzeug bekamen wir auch, besonders, wenn wir drüben kämpften.

      Hier wie dort ging es uns gut, und wir verbrachten manchmal lange Zeiten bei den Menschen, da diese leichter zu beeindrucken waren und man einfacher an Macht und Reichtum gelangen konnte.«

      Alberich strich mit dem Zeigefinger entlang des Stieles seines Weinglases nach oben.

      »In einer weinseligen Nacht erzählte unser Vater einigen von ihnen von seiner Heimat, und sie nannten uns von da an Niflungen, nach ihrem mythischen Ort Niflheim, der wohl in etwa Zyma entsprach. Daher das Wort Nibelungen.

      Vater erzählte den Menschen auch ein wenig von unseren Abenteuern und ließ durchblicken, wie lange wir bereits unserem Handwerk nachgingen. Sie glaubten von da an, unsere Truhen müssten vor Gold bersten, aber das war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wahr, denn wir lebten nicht gerade sparsam. Nun ja, für die meisten Menschen jener Zeit war das, was wir im Alltag verprassten, wohl schon ein Vermögen, aber unser Wohlstand war nicht mit dem einiger Fürsten der Menschen zu vergleichen.

      Den großen Gewinn in Sachen Gold und Edelsteinen machten wir erst, als wir die Aesir, die Asen, in einer ihrer unzähligen Streitereien mit den Riesen unterstützten, und der Unfall geschah. Keiner von uns wäre jemals im offenen Kampf gefallen, doch einer der Asen brachte versehentlich unseren jüngsten Bruder um, als der in Tiergestalt in einem Fluss badete. Die Asen entrichteten einen hohen Blutpreis als Wiedergutmachung, denn sie konnten und wollten zu diesem Zeitpunkt nicht riskieren, dass wir die Seiten wechselten.«

      Alberich lachte auf. »Hätten wir damals geahnt, wie hoch der Preis am Ende für uns selbst sein würde, wir hätten vermutlich die Finger davon gelassen und weiter gemacht wie zuvor. Aber wir nahmen den Schatz an, und bald juckte es jeden von uns, ihn allein zu besitzen.« Er schüttelte den Kopf.

      »Manchmal denke ich, einer der Asen hat den Schatz damals mit einem Fluch belegt, als Rache für unsere hohe Forderung. Aber vielleicht lag es in unserer Natur, dass wir zwar Weniges teilen konnten, aber bei etwas so Großem wie diesem Schatz unsere niedrigsten Triebe zum Vorschein kamen. Wie auch immer … ah, das Essen.«

      Der Kellner erschien mit mehreren Tellern, die er vor den Elfen abstellte.

      »Dann wünsche ich allerseits einen guten Appetit«, sagte Alberich und wickelte sein Besteck aus der Serviette. »Ich würde vorschlagen, dass wir die Fortsetzung dieser Erzählung auf später verschieben, wenn wir unter uns sind, in meinem Haus.«

      Eine Stunde später verließen sie das Lokal und gingen durch die deutlich abgekühlte Luft der Novembernacht die Uferpromenade entlang zum Auto. Wieder ruhte Rians Hand dabei auf Alberichs Unterarm.

      »Legen deine Schiffe auch hier an?«, fragte Rian, als sie an einem der Bootsstege vorbeikamen.

      »Gelegentlich. Ich miete dann eine Anlegestelle von einer der größeren Gesellschaften. Unser Schwerpunkt liegt auf dem Warentransport von und nach Holland und Belgien, wir legen nördlich von hier, im eigentlichen Hafen an. Nebenbei bieten wir Bergungsarbeiten im Rhein. Der touristische Personenverkehr ist erst vor ein paar Jahren dazugekommen, ich habe nur zwei Schiffe laufen. Ich muss allerdings sagen, er gibt der Sache eine neue Nuance, die mir zusehends besser gefällt.«

      »Ist dein Unternehmen groß?«

      Alberich grinste. »Groß genug, um angenehm leben zu können, insbesondere, da ich einige einträgliche Handelsnischen gefunden und fest besetzt habe. Aber es ist nicht so groß, um aufzufallen. Ein Familienunternehmen, seit Hunderten von Jahren fest in der Hand der Albrechts.«

      Rian lachte auf. »Ich nehme an, das heißt, in deiner Hand?«

      »Natürlich, unter wechselnden Personae. Das war früher sehr einfach. Niemand hat damals so genau hingeschaut, solange nur die Abgaben weiter flossen. Jetzt muss ich mich schon ein wenig mehr mit der Technik befassen, um alles lückenlos hinzubekommen, aber es ist noch immer möglich, es fortzusetzen. Doch ich hoffe, dieses Spiel bald nicht mehr nötig zu haben.«

      Rian hob die Augenbrauen. »So? Willst du eine erfolgreiche Firma aufgeben?«

      Alberich sah zum Rhein hinüber. »Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hiergeblieben. Ein Problem hielt mich fest, das ich nicht lösen konnte. Es haben sich aber in den letzten Monaten Perspektiven ergeben, die dieses Problem nun lösbar erscheinen lassen.«

      »Ah? Wodurch?«

      Alberich sah zurück zu Rian, lächelte sie funkelnd an und strich ihr leicht über die Hand. »Die Technik entwickelt sich in dieser Welt unaufhörlich weiter, schöne Prinzessin. Und manchmal haben die Menschen wirklich gute Ideen, die auch für unsereins nützlich sind. Ich werde euch später mehr davon erzählen.«

      Sie hatten das Auto erreicht und stiegen ein. Langsam fuhr Alberich wieder zurück zur Hauptverkehrsstraße und bog dann Richtung Norden ab. Sie fuhren durch das östliche Worms hindurch, am Hafen und den anschließenden Gewerbegebieten vorbei. Danach kamen sie in immer spärlicher besiedeltes Gebiet. Alberich bog mehrfach ab, bis Rian die Orientierung verloren hatte. Als er schließlich in einen Ort hineinfuhr, ließ der Name auf dem Ortsschild Rian jedoch stutzen.

      Neuhausen, stand dort. War das nicht der Ort, in dem das Gemälde gefunden worden war? Sie sah sich um, konnte einen Kirchturm hinter den Häusern an der Straße erkennen, doch mehr war nicht zu sehen – keine Hinweisschilder auf eine Ausgrabung oder die historische Vergangenheit des Orts.

      Zu Rians Bedauern fuhr Alberich nur hindurch. Er durchquerte zwei weitere Dörfer und wurde erst ein ganzes Stück hinter dem letzten Ortsausgang langsamer. Schließlich bog er in einen kleinen Weg ein, der als »Privat« gekennzeichnet war. Der Weg führte durch ein schmiedeeisernes Tor, an das sich kein für menschliche Augen sichtbarer Zaun, wohl aber ein für Rian erkennbares magisches Geflecht anschloss. Danach verlief er weiter unter einigen Baumwipfeln hindurch, bis er schließlich auf einem mit Kies befestigten Platz endete, um dessen Rand mehrere orange leuchtende Kugellampen standen.

      Alberich fuhr in einem Bogen vor dem Gebäude am Ende des Platzes vor und stellte den Motor ab.

      »Willkommen in meiner bescheidenen Zuflucht«, sagte er und wies durch Rians Seitenfenster.

      Rian sah von ihrem Sitz aus zu einem zweistöckigen Haus auf, das nicht auffallend groß war. Es erinnerte in der Form an eine kleine Burg, mit einem runden Turm an einer Seite und zinnenartigem Mauerabschluss an der Giebelfassade auf der anderen Seite. Dazwischen war es mit einem Rotziegeldach abgedeckt.

      Die Höhe der in einem hellen Erdton gestrichenen Wände darunter hätte normalerweise auf zwei Stockwerke unterhalb des Dachgeschosses hingewiesen. Die völlig unregelmäßig über die Wände verteilten Fenster ließen Rian allerdings vermuten, dass es keine feste Geschosseinteilung im Inneren gab.

      Ebenso unregelmäßig wie ihre Lage war die Form der Fenster. Es gab Panoramafenster, große Rosetten, schmale Bogenfenster in Zweier- und Dreiergruppen sowie ein paar Öffnungen, die eher an Schießscharten erinnerten. Der Teil des Turms, der über das restliche Haus hinausragte, zeigte zudem statt dem Verputz ein verspieltes Fachwerkmuster. Dazwischen saßen in sich unterteilte Fenster, wie Butzenfenster ohne gebogenes Glas.

      »Das ist dein Haus?«, fragte Rian, ohne den Blick von dem Gebäude zu lösen, als Alberich ihr die Tür öffnete.

      »Ich

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