Perry Rhodan 3080: Sternfinder. Susan Schwartz

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Perry Rhodan 3080: Sternfinder - Susan Schwartz Perry Rhodan-Erstauflage

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      Die Bordpositronik meldete sich nicht.

      Fast hätte der Kommandant ein drittes Mal gerufen, aber er riss sich zusammen. Er durfte den Mitgliedern seiner Zentralebesatzung kein Bild der Schwäche vermitteln. Besonders während dieser Katastrophe mussten sie seine Stärke sehen und erkennen, dass er die Kontrolle ausübte.

      Oder zumindest so tat. Tatsächlich war ihm die Kontrolle längst entrissen worden. Er wusste nur nicht, wie es dazu gekommen war.

      Es gab keine neuen Sensorauswertungen. Die Besatzung konnte nicht nach draußen ins All schauen – die CHYLLITRISS trieb irgendwo.

      Die Bildschirme der Außenbeobachtung blieben tot und blind. Sowohl die passive Ortung als auch die aktive Tastung waren ausgefallen.

      Die Mannschaft blieb blind.

      Er blieb blind, und das, obwohl er die Verantwortung für all die Leben an Bord trug, die Geborenen und Ungeborenen.

      Wale-Kry-Lölözyn war aus ihrem Sitz geschleudert worden. Sie lag zwei Schritte von ihrer Pilotenkonsole entfernt am Boden. Warum war nicht längst ein Medoroboter gekommen, um ihr zu helfen?

      Kommandant Klybz unterdrückte mit Mühe einen jämmerlichen, hochfrequenten Schrei. Zweifellos musste ihm ein Mitglied seiner Zentralebesatzung so wichtig sein wie das andere ... aber dieses war Wale-Kry-Lölözyn! Seine Lebensgefährtin! Die Verwalterin seines Erbguts!

      Er verließ seinen Kommandantenplatz. »Sternfinder 47, schick einen Medoroboter!«, rief er, ohne Hoffnung, dass sich dieser Wunsch erfüllen könnte, und ohne mit einer Antwort zu rechnen.

      Umso mehr überraschte es ihn, etwas zu hören, als er neben Wale in die Knie ging.

      »Hilfe unterwegs«, schnarrte die Stimme des Bordgehirns – nicht in einem kompletten Satz und schriller als sonst. Aber überhaupt ein Lebenszeichen zu bekommen, erleichterte den Kommandanten.

      Wale-Kry-Lölözyns langer Hals war nach hinten überdehnt, die Haut von viel dunklerem Lila als sonst. Der zartblaue Pelzflaum war an einer Stelle mit Blut getränkt. Erschrocken fasste er vorsichtig ihren Kopf, rollte ihn leicht zur Seite. Die Wunde war winzig. Nur wenig Blut war ausgetreten, es gab nirgends die befürchtete dunkelrote Nässe auf dem Boden.

      »Lass mich zu ihr«, hörte er eine Stimme.

      Er drehte sich um.

      Asis-Asyv-Griist, der Chefmediker des Schiffes, beugte sich bereits über seine Patientin.

      Der alte Mann war Eylczenc-Trü-Klybz noch nie geheuer gewesen, mit seinen beiden blinden Hinteraugen. Aber er war ein guter Mediker, ohne jeden Zweifel, der Perlgrauen Kreatur der Barmherzigkeit sei Dank!

      »Geh schon, geh, Kommandant, ich kümmere mich um sie, als wäre sie meine eigene Leibesfrucht«, sagte der Mediker.

      Gut, dass sie das nicht ist, dachte Klybz. In ein verwandtschaftliches Verhältnis mit dem alten Mann wollte er nun wirklich nicht eintreten. »Ich verlasse mich auf dich.«

      Während er zurück zu seinem Kommandantenstuhl ging, eilte jemand auf ihn zu. Kruma-Jüryzz-Pattray war der Chefingenieur, für einen Gataser ein erstaunlich kleiner Mann. Sein Hals war verkümmert, er konnte den Tellerkopf nur wenig zu beiden Seiten drehen. Der Mund war als Folge des verkürzten Halses nur unzureichend ausgebildet – zu sprechen fiel ihm schwer, und jedes seiner Worte wurde durch ein Lautsprechersystem aufgenommen und verstärkt. Doch er war ein genialer Ingenieur und Techniker, ohne Zweifel.

      »Ich verstehe nicht, warum so viele Systeme an Bord ausgefallen sind, Kommandant«, sagte Pattray, »aber es ist mir gelungen, mit einem kleinen Trick eine Messstation an der Außenseite von Hangarschott 89 anzufunken und auszulesen.« Für seine kleinen Tricks war der Chefingenieur bekannt. Er hatte in jeder denkbaren Lebenslage mindestens einen davon in petto – glaubte man den Bordgerüchten, sogar in den Fällen, wenn er wieder einmal eine Frau zur Fortpflanzung überredete.

      »Und?«, fragte Eylczenc-Trü-Klybz. »Was hast du herausgefunden?«

      »Wir sind in das Schwerefeld einer riesenhaften roten Sonne geraten«, antwortete Kruma-Jüryzz-Pattray. »Es kann nur Rotfenster-Niy sein.«

      »Was?« Der Kommandant wollte nicht glauben, was er da hörte. »Rotfenster-Niy? Das ist unmöglich! Es ist ... wie weit ... ein halbes Lichtjahr von unserem Kurs nach Dryviert entfernt?«

      »Sogar mehr als ein halbes Lichtjahr«, sagte der Chefingenieur mit ruhiger Stimme – falls Klybz das richtig interpretierte, denn das Lautsprechersystem verzerrte die emotionale Einfärbung und erschwerte es generell, eine Einschätzung vorzunehmen. »Exakt 0,658 Lichtjahre.«

      »Wie können wir so weit vom Kurs abgekommen sein?«

      »Ich habe keine Erklärung. Wir müssen Wale-Kry-Lölözyn fragen.«

      Wale! Bei dem Gedanken an sie entfuhr ihm ein hochfrequenter Leidenslaut. »Unsere Pilotin ist durch den Unfall verletzt worden. Sie hat das Bewusstsein verloren. Der Chefmediker kümmert sich um sie.«

      »Die Daten zeigen, dass das Schwerefeld uns auf die rote Riesensonne zuzieht. Aber es besteht keine akute Gefahr. Wir nähern uns in einer minimal spiralig geneigten Umlaufbahn an. Es wird wahrscheinlich Monate dauern, bis uns deswegen ernsthafte Gefahr droht.«

      »Wahrscheinlich genügt mir nicht!«

      »Dann sichere ich dir hiermit zu, dass uns auf jeden Fall Wochen bleiben. Zumindest, was unseren Sturz in die Sonne angeht. An Bord allerdings bestehen viele Probleme. Die Technik ist umfassend ausgefallen. Es gibt keine Internverbindung und deshalb keine Informationen aus den einzelnen Schiffsbereichen. Wir müssen mit Toten rechnen. Geh vom Schlimmsten aus, wenn du meinen Ratschlag hören willst.«

      Bei der Grünschillernden Kreatur des unwissenden Schlummers – das wollte er nicht! Solange es Hoffnung gab, ging er lieber vom Besten aus. »Lass uns keine voreiligen Schlüsse ziehen.«

      »Das habe ich nicht vor«, versicherte Kruma-Jüryzz-Pattray. »Aber darf ich dir eine Frage stellen?«

      »Ja?«

      »Wie hast du den Moment des Rücksturzes erlebt?«

      *

      Kommandant Eylczenc-Trü-Klybz fragt sich gerade zufrieden, ob er während dieser langen Reise die Partnerschaft mit Wale-Kry-Lölözyn durch gemeinsame Nachkommen verstärken soll, als die CHYLLITRISS in die neue, seit Tagen vorbereitete Transition geht.

      Und das Siedlerschiff brutal erschüttert wird.

      Er will einen Bericht einfordern, aber er kommt nicht dazu, es auszusprechen.

      Alles verschwimmt vor seinen Augen, vor ihm und hinter ihm, und er glaubt, etwas würde seinen Körper packen und in sämtliche Richtungen zugleich zerren. Und ihn zerreißen.

      Er schreit, doch weil er in diesem Moment weder Mund noch Hals noch Körper hat, erklingt dieser Schrei nur in seinen Gedanken. Niemand hört ihn, außer ihm selbst.

      Klybz will sich umsehen, ob es den anderen ebenso ergeht, den Weggefährten auf dieser Reise in die Unendlichkeit, den Freunden ... aber wie soll er sie ansehen, ohne Augen? Wie könnte er, wo er zerfetzt ist in Milliarden Partikel?

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