Mitten unter euch .... Helmut Schlegel

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Mitten unter euch ... - Helmut Schlegel Konkrete Liturgie

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spricht in einer Sprache, die heute in einer oft so geschwätzigen Zeit ganz fremd und doch ganz wichtig ist – die Sprache des Schweigens. Im Schweigen hören wir besser. Josef hat diese Sprache verstanden, darum ist sein Schweigen so wertvoll. Er zeigt mir, was wichtig ist: einmal nur zuhören, nicht sofort etwas erwidern. Auch die Kritik aushalten. Ab und zu in die Stille gehen. Den inneren Betrieb ruhen lassen.

      Die Bibel sagt uns, dass Josef die Sprache der Träume verstand. Immer wieder wird er im Traum auf das hingewiesen, was wirklich zählt: die Führung Gottes. Gott überrascht uns oft mit seinen Plänen – wie damals Josef. „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage.“ (Mt 2,13) Und wieder: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot.“ (Mt 2,20) – Josef ist kein Mensch des Stillsitzens. Er steht auf und geht – auf Gottes Geheiß. Er geht, ohne den Weg zu kennen. Allein die Zuversicht und der feste Glaube an Gott leiten ihn.

      Gibt es nicht in jedem Leben so etwas wie Führung? Einen roten Faden, der sich durchzieht und den wir oft gar nicht sehen? Vielleicht lässt er sich in der Adventszeit entdecken.

      Josef blieb. Die Treue hielt ihn. Auch dann, wenn viele und vieles dagegensprach. Er blieb bei Maria, die ein Kind erwartete, das nicht seines war. Er blieb bei diesem Kind, das schon in jungen Jahren bedroht wurde. Er wollte ihm Halt bieten und es schützen.

      Bleiben. Das ist nicht sitzen bleiben, sondern treu bleiben. Zu einer Entscheidung stehen, die ich getroffen habe. Zum Wort stehen, das ich gegeben habe. Zu Menschen stehen, die ich mir vertraut gemacht habe. Braucht die Welt heute nicht gerade dieses Bleiben? Das kann anstrengend sein. Treue kostet Kraft. Aber sie ist das Fundament eines gelingenden Lebens. Sie erinnert uns daran, dass wir alle von der Treue Gottes leben.

       Alternative

      Dialog mit Josef

       (vorgetragen von zwei Sprecher*innen)

       I

      Du stehst am Rand, Josef.

      Von dir ist nur in Nebensätzen die Rede.

      Du selbst sagst nichts.

      Kein Wort ist uns von dir überliefert.

      Aber heute bist du in unserem Blickfeld.

      Du tust etwas.

      Nicht irgendetwas.

      Du tust, was der Engel dir sagt.

       II

      Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich gelitten

      habe.

      Maria erwartete ein Kind.

      Und ich, ihr Verlobter, wusste nicht, wer der Vater ist.

      Durch das Wirken des Heiligen Geistes, sagte sie.

      Aber wer kann das begreifen?

      Ich war zerrissen zwischen Zweifel und Vertrauen.

      Ich werde mich in aller Stille von ihr trennen,

      beschloss ich.

       I

      Ich kann das gut nachfühlen, Josef.

      Wie konntest du vertrauen, wenn alles dagegensprach?

      Wie konntest du glauben, wenn solche Zweifel an

      dir nagten?

      Ich kenne diese Not:

      Durch eine dunkle Nacht gehen, auch wenn ich kein

      Licht sehe.

      Das ist unendlich schwer. –

      Aber du hattest einen Traum …

       II

      Es war in Wahrheit viel mehr als ein Traum.

      Es war ein Wort, das mich nicht mehr losließ.

      Es war eine Gewissheit, die in mir wuchs:

      Gott ist mit mir.

      Mit uns.

      Mit Maria – ihr Kind ist aus Gott.

      Aber auch mit mir – mein Glaube ist aus Gott.

      Darum fürchte ich mich nicht mehr vor meinen Zweifeln.

      Gott ist mit uns.

      Auch wenn die Fragen bleiben.

      Das ist mehr als ein Traum.

      Bitten

      Gott, du hast uns zugesagt, dass du uns treu bleibst, auch dann, wenn wir an deinem Wort zweifeln oder zu fallen drohen. Du hast uns ermutigt, mit allem, was uns bewegt, zu dir zu kommen und dich zu bitten. Es bewegt uns, dass unser Glaube ständig in Bewegung ist zwischen bleiben und aufbrechen, danken und stumm sein, Freude und Enttäuschung.

       Stille

      Es bewegt uns, dass Frauen und Männer, die ihr Glück mit einem Partner oder einer Partnerin gesucht haben, um einen gemeinsamen Weg ringen oder gar eines Tages vor den Trümmern ihrer Beziehung stehen.

       Stille

      Es bewegt uns, dass die Welt von einem existentiellen Abgrund bedroht wird, den wir beschönigend „Klimakrise“ nennen. Mehr und mehr gerät unsere Gewissheit ins Wanken, dass alles machbar ist und wir uns alles nehmen dürfen. Die ganze Welt hielt den Atem an, als der Corona-Virus über die Menschheit hereinbrach. Ob es uns eine Lehre ist?

       Stille

      Es bewegt uns, dass Kinder ohne Liebe aufwachsen müssen und seelisch verwahrlosen. Es bewegt uns, dass wir Erwachsene oft nur unsere Welt und unsere Sorgen sehen.

       Stille

      Es bewegt uns, dass in unserem Land viele in Altersarmut, Obdachlosigkeit und in Angst vor Fremdenhass leben müssen, während sich viele von dieser Not nicht berühren lassen.

       Stille

      Es bewegt uns, dass unser Leben begrenzt ist und dass uns der Tod viele unserer Nahestehenden bereits genommen hat. Es tröstet uns die Hoffnung, dass sie bei dir ein Zuhause finden.

       Stille

      Lass

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