Strategie und strategisches Management. Группа авторов

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einen Digitalisierungs-Layer aus der Ferne konsumierbar zu machen oder neue Nutzungsmöglichkeiten zu schaffen. Wie dies im Banking funktioniert, ist weiter unten am Beispiel der Sutor Bank erläutert. Andere Beispiele sind z.B. die automatisierte Erstellung von Steuererklärungen oder die oben schon erwähnten Sharing-Modelle für physische Güter, die bislang gekauft werden mussten.

       Eigene Produkte oder Service plattformfähig machen: Wenn eigene Plattformen nicht aufgebaut werden können, dann müssen Unternehmen sich überlegen, ob sie sich existierenden Plattformen anschließen. Dabei gibt es die Chance, neue Kundenzugänge zu gewinnen, die sich entweder in Kundengewinnen niederschlagen oder zumindest dafür sorgen können, dass Kundenverluste netto aufgehalten werden.Allerdings verlieren Plattformteilnehmer die direkte Kundenschnittstelle, i.d.R. lassen sich auf Plattformen wegen der Preistransparenz nicht die gleichen Margen wie bisher erzielen und es müssen Gebühren an die Plattform entrichtet werden.Um die Risiken und Nachteile von Plattformgeschäften zu managen, müssen Unternehmen in Positionierung, Branding und Kommunikation investieren, um sich von anderen Plattformteilnehmern zu differenzieren. Ansonsten laufen sie Gefahr, nicht nur die Kundenschnittstellen zu verlieren, sondern insgesamt austauschbar zu werden. Gelingt die Differenzierung, können Plattformen die Kundenreichweite tatsächlich erweitern, weil Produkte oder Service wesentlich mehr Konsumenten angeboten werden können als über eigene Kanäle. Denn für den Konsumenten-Traffic und vereinfachte Konsumprozesse sorgt die Plattform selbst.

       Plattformdefensiver Ansatz: Einen plattformdefensiven Ansatz können Unternehmen wählen, die bereits über eine starke Marke und viele Kunden verfügen. Neben der begehrenswerten Marke müssen sie die Kundenerwartungen erfüllen, die von den großen Plattformen geprägt werden, etwa schnelle und einfache Kauf- bzw. Konsum- und Zahlprozesse oder eine überragende User Experience von Apps und Websites. So verweigern sich bspw. starke Marken dem Verkauf über Amazon, sei es über den Amazon-eigenen Kanal oder über die Amazon-Handelsplattform, und bauen eigene Kanäle auf.

      Wie die Plattformökonomie funktioniert und sich neue Kundenzugänge anbieten, bestehende aber auch verschwinden, lässt sich zurzeit in der Finanzindustrie beobachten. Hier gibt es einen Wettlauf zwischen verschiedenen Akteuren um den Aufbau der branchenbeherrschenden Plattformen. Hier finden sich auch die oben beschriebenen zwei Plattformarten: BaaS-Plattformen, wie sie z.B. von der Sutor Bank oder der Solaris Bank betrieben werden, ermöglichen nicht regulierten Unternehmen, selbst Finanzprodukte zu entwickeln, indem sie die dafür notwendigen, erlaubnispflichtigen Prozess- und Technologieelemente bieten. Sie verbinden aber nicht wie zweiseitige Plattformen Endkunden und Finanzproduktanbieter.

      Im Rennen um die führenden zweiseitigen Finanzplattformen sehen wir v.a. Großbanken und digitale Unternehmen. Zu letzteren gehören in erster Linie – aber nicht nur – Fintechs und die GAFAs, die dabei sind, Finanzdienstleistungen in ihre Systeme zu integrieren, von Apple Pay bis zu Facebooks geplanter Weltwährung Libra.

      BaaS-Plattformen bieten Nicht-Banken die Möglichkeit, Finanzprodukte oder -services anzubieten, ohne dass diese die dafür notwendigen Lizenzen zu erwerben müssen. BaaS-Plattformen arbeiten ähnlich wie Software-as-a-Service-Modelle (SaaS), die über Software hinaus transaktionelle Geschäftsprozesse bieten, z.B. Web-Shop-Anbieter, die in ihre Lösungen Zahlungsdienstleistungen oder Steuerservices integriert haben.

      Die Rolle von Banking-Plattformen ist jedoch breiter als die von SaaS-Anbietern: Über die Technik hinaus bieten sie ihren Kunden die Bankenlizenz und das Regulierungs-Framework rund um Themen wie Kundenlegitimierung (Know Your Customer (KYC)), Geldwäscheverhinderung, Kundeninformation etc. Je nach Fokus bieten die BaaS-Plattformen klassische Bankprodukte wie Konten, Depots, Zahlungsprozesse, Wertpapiertransaktionen oder Kreditprozesse an, z.T. auch komplexere Dienstleistungen wie Vermögensverwaltungen.

      BaaS-Plattformen spielten und spielen eine tragende Rolle bei der Digitalisierung der Finanzbranche. Nahezu jedes Fintech arbeitet im Hintergrund mit einem BaaS-Anbieter zusammen, um sein Geschäftsmodell umzusetzen, seien dies Robo-Advisors, Kreditmarktplätze, (Peer-to-Peer-)Payment-Anbieter, Zinsportale oder andere Start-up-Geschäftsprozesselemente, die eine Banklizenz benötigen.

      Abbildung 1: Banking as a Service (BaaS) – Leistungen und Nutzer

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      Aus Kundensicht sorgen BaaS-Plattformen dafür, dass Finanzfunktionen sich immer mehr in Lebenskontexte einbetten, dass sie sich bei Unternehmen immer tiefer in ihre Geschäftsprozesse integrieren. So können Konsumenten heute am digitalen Point of Sale (PoS) sehr einfach Kredite in Anspruch nehmen, per Knopfdruck in Fonds investieren oder Geld einfach direkt an Freunde transferieren. Unternehmen sind in der Lage, Zahlungsfunktionen direkt mit der Erbringung von Leistungen, etwa Stromlieferungen, Maschinenaktivitäten oder Transporten, zu verbinden.

      BaaS-Anbieter unterscheiden sich von „normalen“ Banken durch ihre technische Infrastruktur, die sie über Application Programming Interfaces (APIs) für Partner öffnen, und regulative Adaptivität, um auch innovative Geschäftsmodelle innerhalb des gesteckten Regulierungsrahmens umzusetzen. Dabei ist die API als Pflicht, die regulative Adaptivität als Kür zu sehen. In den aktuellen Plattformdebatten wird gerne der Eindruck erweckt, als ob eine API eine Bank bereits zu einer Plattform macht – sie ist lediglich eine notwendige technische Voraussetzung, keinesfalls ein plattformhinreichendes Feature.

      BaaS-Anbieter in Deutschland sind neben der Sutor Bank die Banken Solaris, Wirecard, Raisin oder Fidor.

      Zwei- oder mehrseitige Bankenplattformen, die tatsächlich verschiedene Produzenten mit Konsumenten verbinden, gibt es so weder in Deutschland und in Reinform auch weltweit nicht. Am konsequentesten verfolgt hierzulande die Deutsche Bank diesen Ansatz. Mit ihrem Zinsmarkt, der vom Fintech-Partner Deposit Solution bereitgestellt wird, bietet sie ihren eigenen Kunden an, Geld auch bei anderen Banken anzulegen. Inzwischen hat sie weitere Services integriert, zu denen auch Beyond-Banking-Angebote gehören, etwa Buchhaltungsprogramme und andere Services, die keine originären Bankdienstleistungen oder -produkte sind.

      Ähnlich geht die ING vor, die bereits mehrere Fintechs gekauft hat und in Deutschland mit der Plattformkooperation Scalable Capital am Start ist. Scalable Capital bietet eine automatisierte Vermögensverwaltung an und ist als Drittangebot in die Website der ING in Deutschland integriert. Mit dem schon älteren Zukauf Interhyp betreibt die ING eine eigene Plattform für Immobilien- und Baukredite.

      Embryonal lässt sich der Plattformansatz im von vielen missverstandenen Geschäftsmodell von N26 erkennen (und ähnlich in denen der Konkurrenten Revolut und Monzo). Plattformgeschäftsmodelle haben, wie oben beschrieben, immer das Henne-Ei-Problem zu lösen: Ohne hinreichend viele Konsumenten gewinnt die Plattform keine Produzenten, ohne Produzenten ist sie für Konsumenten uninteressant. N26 konzentriert sich zurzeit darauf, mit dem kostenlosen Konto und überragender, mobiler Customer Experience Kunden weltweit zu akquirieren. Mit Millionen von legitimierten Kunden, über deren Finanzen man sehr gut Bescheid weiß, wird N26 für Finanzprodukt- und Beyond-Banking-Services-Anbieter in Zukunft eine potenziell attraktive Plattform, ähnlich wie dies Amazon für Händler ist, die von Amazons Reichweite profitieren.

      Abbildung 2: Geschäftsmodell „vollständige“ Banking-Plattform: BaaS + Frontend + Ökosystem ohne eigene Produkte

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