Die kleine Trostapotheke. Anselm Grün

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Die kleine Trostapotheke - Anselm Grün

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Theorie, dass jeder Mensch ein Kleintier oder Insekt hat, vor dem er sich ekelt oder fürchtet. Dann muss man solche Tiere meiden. Wenn diese Furcht vor dem Tier aber zu einem ständigen Angstzustand führt, sollte man aktiv dagegen angehen. Ein Beispiel ist Höhenangst. Recht viele Menschen können schon, wenn sie auf einer Treppe stehen, nicht nach unten schauen. Das behindert natürlich im Alltag sehr. Wie man damit umgehen kann, dafür gibt es ein Beispiel aus dem Leben Johann Wolfgang von Goethes. Er beschreibt es in seinen Memoiren »Dichtung und Wahrheit«. Als junger Mensch hatte er nämlich auch große Höhenangst. Er studierte damals in Straßburg und versuchte, auf den Turm des Straßburger Münsters zu klettern. Er kam nicht weit, musste sich auf die Treppenstufe setzen und die Augen schließen. Das gefiel ihm aber gar nicht. Er wollte doch auf die Spitze des Turms steigen! Beim nächsten Mal stieg er mit geschlossenen Augen weiter nach oben, setzte sich dann wieder, sodass er nicht fallen konnte. Dann öffnete er die Augen und hielt eine Weile den Blick aus. Das wiederholte er mehrere Tage lang. Langsam konnte er den Anblick immer länger aushalten. Nach einigen Wochen gelang ihm der Aufstieg zur Spitze. Bei späteren Reisen stieg Goethe auf hohe Berge und hatte keine großen Probleme mehr.

      Dieses Beispiel ist die erste Verhaltenstherapie, die in der Literatur dokumentiert ist. Viele unserer Ängste können wir durch bestimmte Übungen in den Griff bekommen, was die Lebensqualität erhöht. Das kann man oft nicht wie Goethe ganz allein machen. Manchmal benötigen wir sogar professionelle Hilfe. Aber in der Regel ist Hilfe möglich.

      Es gibt aber Menschen, die von viel mehr Ängsten geplagt werden. Oft projizieren sie diese auf allgemeine Probleme und kommen dann überhaupt nicht mehr mit ihrem Leben zurecht. Dazu gehört die Angst vor allem Fremden. Diese Menschen erklären, dass sie Angst haben, mit Fremden in ihrem Land zu leben, und fühlen sich in ihrer Kultur bedroht. In katholischen Kreisen gibt es die Behauptung, dass der Stephansdom in Wien im Jahr 2050 eine muslimische Moschee sein wird. Das löst bei einer Reihe von Menschen Ängste aus, die beim Anblick jeder Frau mit Kopftuch getriggert wird. Solche Menschen reagieren dann wie Gazellen, die einen Löwen wittern.

      Vernünftige Argumente helfen da oft nicht viel. In den meisten Fällen geht es um tieferliegende Auslöser. Diese Menschen können nur Hilfe finden, indem sie sich einem Gesprächspartner erklären. Sie müssen ihrer Angst mehr nachgehen und die Ursachen finden. Wer in seiner Kindheit wenig Geborgenheit gefunden und nie erlebt hat, wie Gefahr bewältigt wird, ist besonders gefährdet. Dann machen sich Tiefenängste bemerkbar. Es sind Ängste, die um die ganze Existenz kreisen. Gerade für diese Menschen ist die Botschaft Jesu in besonderer Weise hilfreich. Habt keine Angst!, ist eine ihrer Kernaussagen. Es ist geradezu tragisch, wenn tief fromme Christen in Angst vor Fremden verfallen. Da stimmt etwas mit dem ganzen Gottesbild nicht. Pater Anselm hat das genau geschildert.

      Ich hatte als Kind ein prägendes Erlebnis: In unserer Pfarrei wurden alte Bilder ausgeräumt. Es handelte sich um Schaubilder für den Religionsunterricht, die nicht mehr dem Stand der Zeit entsprachen. Ich war sechs Jahre alt und lief neugierig umher. Da entdeckte ich ein Bild, das an der Wand lehnte und in etwa meiner damaligen Körpergröße entsprach. Es zeigt den Tod des reichen und des armen Mannes. Der arme Mann starb im Kreis seiner Familie, die alle im Gebet versunken waren. Von oben öffnete sich der Himmel und Engel stiegen herab, um die Seele des Sterbenden in Empfang zu nehmen. Weit in der Ecke sah man einen kleinen Teufel, der keine Chance hatte, die Seele zu erobern. Ganz anders der Tod des reichen Mannes. Er lag einsam in seinem Bett. Im Zimmer waren Säcke mit Geld. An seinem Bettende brannte schon ein Feuer, das die Hölle zeigte. Aus diesem Feuer entstieg ein Teufel, der ihn bei den Haaren packte, um ihn in die Hölle zu ziehen. Kleinen Engeln in der Ecke blieb nur die Flucht. Sie hatten ähnlich wie der kleine Teufel der anderen Seite keine Chance auf die Seele.

      Mich packte die Darstellung der Hölle viel mehr als die des Himmels. In der Nacht wachte ich mit großer Angst auf. Ich war davon überzeugt, dass der Teufel auf meiner Bettdecke sitzt und mich packen wird. Plötzlich stand mein Vater neben dem Bett. Ich hatte wohl geschrien. Ich erzählte ihm von meinen Ängsten. Da hat er recht weise keine großen Erklärungen gegeben, sondern mir gesagt: »Jetzt betest du ein Vaterunser und ein Ave Maria, dann kann der Teufel dir nichts antun.« Ich tat, wie geraten, und hatte nie wieder in meinem Leben große Angst vor imaginären Dingen. Dieses Beispiel zeigt, dass wir nicht mit großen Erklärungen anrücken dürfen, sondern dass wir Mittel zur Angstbekämpfung brauchen.

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