Zweierschaft entdecken. Группа авторов

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der genialsten Gedanken unseres Schöpfers war es, uns – nach seinem Bild – als Gefährten zu schaffen. Von der ersten Sekunde unseres Lebens an sind wir – wie er – Beziehungswesen. Fast permanent lernen wir durch Abgucken, Nachahmen, Abgrenzen, Hinterfragen und Weiterentwickeln dessen, was andere uns vorleben und weiterreichen. Und dort, wo Menschen uns ganz persönlich wahr- und ernst nehmen und unterstützen oder wo wir plötzlich Vorbilder entdecken, die uns inspirieren, können wir Wurzeln schlagen, Persönlichkeiten werden und über uns hinauswachsen.

      Als Jesus sich nach seiner Auferstehung endgültig von seinen Jüngern verabschiedete, hielt er interessanterweise keine Motivationsrede über Leistungsbereitschaft, Effizienz und Sonderprämien. Er wusste, dass diese Männer alles, was er ihnen anvertraut hatte, bis an die Enden der Erde tragen würden. Wie selbstverständlich gab er ihnen so, wie sie dort zweifelnd und schlotternd standen, zu verstehen, was er ihnen zutraute und dass ihre Ausrüstung genügen würde, die vielleicht größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte anzunehmen.

      In den drei Jahren seines öffentlichen Wirkens war Jesus vielen Menschen begegnet, hatte gepredigt, geheilt und getröstet. Aber den größten Teil seiner Zeit, und er wusste wie begrenzt sie war, hatte er in die Entwicklung und Betreuung seiner Jünger investiert. Aus dem Kreis der Zwölf gab es wiederum drei, nämlich Petrus, Jakobus und Johannes, um die er sich ganz besonders intensiv bemüht hatte. Er war ihr Coach, ihr Herausforderer, ihr Dozent, ihr Ermutiger. Und an den Details, die sie Jahre später in ihren Schriften festhielten, können wir erkennen, wie lebhaft sich Jesus durch sein Handeln und seine maßgeschneiderten Geschichten in ihr Denken eingebrannt und sie dadurch befähigt hatte.

      Wenn heute ein Mangel an „qualifizierten Mitarbeitern“ diagnostiziert wird, werden Seminare, Modulwochenenden und allerhand allgemeine Fortbildungen anberaumt. Wer seinen Glauben vertiefen oder konkrete Fragen klären will, der greift zu Büchern oder Predigtmitschnitten. Man schaut als Gruppe in die Bibel und viele individuelle Gedanken müssen dabei auf der Strecke bleiben. Gezielte persönliche Unterstützung kennen wir fast nur noch im Rahmen der Seelsorge.

      Dieses Heft soll dazu anstiften, sich den Segen einer Zweierschaft nicht länger entgehen zu lassen. Etliche Christen haben in Zweierschaften die Faszination für das Potenzial und die Entfaltung einzelner Menschen entdeckt, die alle auf ihre Weise Gottes Wirklichkeit widerspiegeln und in dieser Welt sichtbar machen können. Dabei geht es nicht immer um Lehrer-Schüler-Beziehungen wie bei Jesus und seinen Jüngern, sondern oft auch um „Lern-Tandems“ zum Nachdenken über geistliche Fragen. Viele haben sich gemeinsam mit ihrem Zweierschaftspartner die Grundlagen für einen lebenslang tragfähigen, beweglichen Glauben errungen.

      Mit diesem Heft wollen wir eine Lücke schließen, die wir schon lange empfinden: Es soll eine praktische Hilfe sein, die dazu ermutigt, die ersten Hürden zu überwinden, Fragen und Vorbehalte zur Sprache zu bringen und einen Geschmack von den „unbegrenzten Möglichkeiten“ so einer längeren zweisamen Wegstrecke zu bekommen. Es enthält keine detaillierte Anleitung zum „Mentoring“, obwohl einige Kernelemente davon natürlich auftauchen. Aber im Vordergrund steht das Anliegen, zu der ganz persönlichen Erfahrung zu ermuntern, dass Jüngerschaft vor allem in und durch Beziehung wächst.

      Jede Zweierschaft hat ihre eigene Dynamik und jede Generation wird ihren eigenen Stil und neue Schwerpunkte entwickeln. Wir wollen euch einen Fundus von Anregungen geben, das zu gestalten.

      In einer Zweierschaft begibt man sich auf eine gemeinsame Reise. Wie die Kapitel eines Reiseführers sollen euch die fünf Abschnitte durch die einzelnen Etappen eurer Expedition begleiten:

       Zunächst ein bisschen Landeskunde („Was ist eine Zweierschaft überhaupt“),

       dann die Reisevorbereitungen, die Grundausrüstung und die ersten Eindrücke („Aufbruch“),

       danach die Orientierungspunkte des neuen Landes erschließen, das heißt in unserem Falle, die Grundfragen des christlichen Glaubens miteinander bedenken („Fundamente“).

       Je länger, je mehr entdeckt man dann die Bräuche, den Lebensstil, die spezifischen Eigenarten des Landes immer besser, sprich man denkt mehr darüber nach, wie der Glauben das eigene Leben, den Charakter und die Werte prägen kann („Persönlichkeit“),

       und schließlich stellt sich die Sehnsucht ein, nicht nur ein Tourist zu sein in diesem Land, das man kennen und lieben gelernt hat, sondern irgendwie Anteil am wirklichen Leben dort zu bekommen: Wie wächst mein Beitrag im Reich Gottes, wie entdecke ich Gaben und wie mache ich sie fruchtbar („Wachsen“)?

      Es gibt Leute, die lassen sich von Reiseführern dermaßen unter Druck setzen, dass sie, obwohl sie eigentlich Urlaub machen wollten, nicht eher ruhen, bis sie jede Seite und auch die kleinste Sehenswürdigkeit buchstäblich abgearbeitet haben. Auch dieser Leitfaden könnte dazu verleiten, doch das wäre schade, denn er soll weites Land vor euch aufspannen, nicht Grenzen setzen.

      Den Prototyp einer Zweierschaft, die eine perfekte Reise sozusagen, gibt es nicht. Lasst Gottes Geist eure wichtigsten Inhalte und eure Persönlichkeiten das Tempo bestimmen.

      Wenn ihr eure Zweierschaft ernst nehmt, werdet ihr mit Sicherheit im Laufe der Zeit erleben, dass eure Gespräche sich vertiefen, die Themen sich von den eher theoretischen zu den wirklich brennenden Fragen verschieben. Benutzt dieses Heft dann zur Standortbestimmung, hin und wieder vielleicht zu Kurskorrekturen, wenn ihr euch zu sehr um die eigene Achse dreht, und für neue Ideen. Es soll immer wieder Lust machen, mehr miteinander zu erleben. Dann hat es seine Existenzberechtigung in eurem Regal.

      Die Zusammenstellung dieses Leitfadens war echte Teamarbeit: Kelley McCutchen, Michael Schönfeld, Stephan Huth, Daniel und Claudia Ackers haben versucht, ihre Erfahrungen aus vielen Zweierschaften im Rahmen der Studentenarbeit der Navigatoren so zu bündeln, dass ihr Lust bekommt auf eure ganz persönliche geistliche Reise zu zweit.

      Zweierschaft bedeutet miteinander unterwegs zu sein. Gott gebraucht Menschen für Menschen. Er hat Gemeinschaft, geistliche Gemeinschaft, dazu angelegt, ihn besser zu erkennen. Wo zwei oder drei sich in seinem Namen treffen, garantiert er seine Gegenwart (Matthäus 18,20). Gottes Nähe wird uns oft durch die Nähe und den geteilten Glauben eines anderen in besonderer Weise bewusst – und vor allem dann, wenn wir spüren, dass er oder sie uns dabei in unserer ganz persönlichen Situation tatsächlich wahrnimmt. Paulus zum Beispiel hatte kurz nach seiner Bekehrung erlebt, wie Barnabas ihn eingeladen, ihm viele Wege geebnet und ihn schließlich in Tarsus gesucht hatte, um mit ihm gemeinsam die wachsende Gemeinde in Antiochia zu betreuen und danach neue Gemeinden zu gründen (Apostelgeschichte 9,26-31; 11,19-30; 13,1-3).

      Voneinander lernen und gemeinsam prägende Zeiten mit Gott erleben, das sind wesentliche Inhalte einer Zweierschaft. Paulus formulierte später selbst seine tiefe Freude daran, seinen Leuten eben nicht nur das Evangelium als Lehre zu bringen, sondern wirklich sein Leben mit ihnen zu teilen. „Denn wir hatten euch lieb gewonnen“, schreibt er an die Thessalonicher (1. Thessalonicher 2,7-12). In Timotheus schließlich fand er einen Zweierschaftspartner, der von ihm lernen wollte und dem er in geradezu väterlicher Fürsorge alles anvertraute, was ihm wichtig war.

      Die

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