Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman - Marie Francoise страница 17
»Könnten Sie nicht einen anderen Arzt alarmieren?« fragte er. »Ich meine… Dr. Daniel ist noch so jung.« Er zögerte. »Ist er überhaupt schon ein richtiger Arzt?«
»Ja, Herr Kemmerer, keine Sorge«, entgegnete Irmgard, während sie Jana an den Wehenschreiber anschloß. »Der junge Dr. Daniel ist sogar ein ganz ausgezeichneter Arzt. Und das hier ist auch nicht die erste Entbindung, die er vornimmt. Bei ihm ist Ihre Frau wirklich in gu-ten Händen.«
Doch Horst schien nicht vollends beruhigt zu sein. »Er wirkte doch sehr nervös.«
Das hatte natürlich auch Irmgard bemerkt, doch sie wußte auch, daß Stefan einen bestimmten Grund für diese Nervosität haben mußte. Vermutlich kannte er die Patientin bereits und rechnete mit Komplikationen.
»Wenn es einen Notfall gibt, kommt es immer zu kurzfristiger Hektik«, wich Irmgard aus. »Sie werden schon sehen, Herr Kemmerer, Dr. Daniel ist die Ruhe in Person, wenn er erst alles Nötige veranlaßt hat.«
»Ja, hoffentlich«, murmelte Horst, dann setzte er sich zu seiner Frau und hielt ihre Hand, während sie sich von einer erneuten schmerzhaften Wehe erholte. »Es wird alles gut, mein Liebling.«
Doch Jana reagierte nicht. Sie war völlig in dem immer wiederkehrenden Schmerz gefangen.
*
Währenddessen war Stefan ins Ärztezimmer der Gynäkologie geeilt und wählte die Nummer der Hebamme Anna Lüder, die bei Entbindungen in der Waldsee-Klinik immer einsprang. Sie versprach auch, sofort zu kommen. Als nächstes piepte Stefan Alena Reintaler an. Es dauerte keine Minute, bis das Telefon neben ihm klingelte. Stefan riß den Hörer an sein Ohr.
»Alena? Frau Kemmerer ist mit Wehen gekommen. Nach einer Viertelstunde war der Muttermund bereits drei Zentimeter offen. Ich fürchte, es wird jetzt ganz schnell gehen.«
»Ich bin schon unterwegs«, versprach Alena und legte auf.
Stefan zögerte. Sollte er sicherheitshalber auch Wolfgang und Gerrit alarmieren? Immerhin konnte es ja über eine halbe Stunde dauern, bis Alena von München aus hier sein würde, und wenn sich Janas Muttermund weiter in dieser Geschwindigkeit öffnete, dann würde die sogenannte Eröffnungsphase nicht mehr allzu lange dauern.
Kurz entschlossen wählte er die Nummer des Gröber-Hofs, doch nur das Besetztzeichen drang an sein Ohr. Stefan versuchte es noch dreimal, dann gab er auf. Entweder führten die von da oben ein Dauergespräch, oder aber das Gewitter, das noch immer unvermindert tobte, hatte die Leitung beschädigt.
Wieder zögerte Stefan einen Moment, dann hob er den Hörer erneut ab und wählte die Nummer des Anästhesisten Dr. Jeffrey Parker.
»Bitte, Jeff, sei du wenigstens zu Hause«, murmelte er wie beschwörend vor sich hin.
In diesem Moment wurde der Hörer abgehoben.
»Parker«, meldete sich der junge Arzt mit seiner angenehm tiefen Stimme.
»Jeff, Gott sei Dank«, stieß Stefan hervor. »Ich brauche dich dringend in der Klinik. Du bist im Moment der einzige Arzt, den ich auftreiben kann.«
»Nur die Ruhe, Stefan«, erklärte Dr. Parker. »Ich bin in fünf Minuten bei dir.«
Er hielt Wort und betrat schon wenig später die Eingangshalle. Schwester Irmgard kam ihm entgegen.
»Der junge Dr. Daniel ist im Kreißsaal«, erklärte sie. »Eine Risikopatientin, die partout eine Spontangeburt will. Mehr konnte er mir auf die Schnelle nicht sagen.«
Dr. Parker seufzte. »Warum hören diese Leute denn nie auf uns Ärzte?« Er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: »Ich gehe besser nicht hinein. Das könnte den Anschein erwecken, als müsse ich ihn kontrollieren. Sagen Sie ihm nur, daß ich hier bin.«
Schwester Irmgard nickte, dann kehrte sie zu Stefan, der Hebamme und dem Ehepaar Kemmerer in den Kreißsaal zurück. Jana schrie und weinte, weil der Wehenschmerz für sie immer unerträglicher wurde, und Stefan erkannte mit wachsender Besorgnis, daß sie mit Riesenschritten auf die Austreibungsphase zuging. Unauffälig schielte er auf die Uhr. Alena sollte jetzt eigentlich jeden Moment eintreffen.
»Dr. Parker ist hier«, flüsterte Irmgard dem jungen Assistenzarzt zu.
Unmerklich atmete Stefan auf. Es tat gut zu wissen, daß er nicht mehr völlig allein war, wenn ihm der Anästhesist im Ernstfall auch nicht viel helfen konnte. Sicher, für die Narkose brauchte er ihn unbedingt, aber wenn der Kaiserschnitt tatsächlich unvermeidbar sein würde, dann würde Stefan ganz allein am OP-Tisch stehen.
»Sie hat schon fast zehn Zentimeter«, erkärte die Hebamme, dann sah sie Stefan sehr ernst an. »Es ist ein großes Kind, nicht wahr?«
»Ja, ich fürchte sogar, ein sehr großes.«
»Gibt es Probleme?« mischte sich Horst besorgt ein. Er hatte gemerkt, wie Arzt und Hebamme leise miteinander gesprochen hatten.
»Nein, im Moment läuft alles normal«, antwortete Anna Lüder, dann lächelte sie die werdende Mutter aufmunternd an. »Sie machen das ganz prima, Frau Kemmerer.«
»Normal?« kreischte Jana beinahe hysterisch. »Wenn das normal ist, dann will ich nie wieder ein Kind haben! Und was soll ich prima machen? Ich werde nur von unerträglichen Schmerzen gepeinigt, gegen die ich nichts machen kann! Aber das wurde in den Kursen nicht gesagt, und…« Sie verstummte abrupt, weil wieder eine Wehe kam. Hilflos krallte sie sich an Horst fest und schrie dabei aus voller Kehle.
»Helfen Sie ihr!« fuhr Horst die Hebamme und Stefan an.
»Das kann ich nicht«, entgegnete der junge Assistenzarzt bedauernd. »Für eine PDA… eine Periduralanästhesie ist es bereits zu spät. Bis sie wirken würde, hätte Ihre Frau das Kind vermutlich schon zur Welt gebracht. Alles andere kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht verantworten.«
»Weil Sie noch gar kein richtiger Arzt sind!« fuhr Horst ihn an. »Ihr Vater würde meine Frau nicht so leiden lassen!«
Der Vorwurf traf Stefan zutiefst, obwohl er wußte, daß die Worte des nervösen und mit sei-ner Frau leidenden Mannes nicht ganz ernstzunehmen waren.
»Ihr Vater hätte dieselbe Entscheidung getroffen«, meinte Anna Lüder leise, weil sie Stefans Gesichtsausdruck sehr wohl deuten konnte, dann sah sie Horst an. »Eine Geburt ist nun mal schmerzhaft, aber in der Regel ist sie durchaus auch ohne Schmerzmittel auszuhalten – vor allem, wenn die Eröffnungsphase so kurz ist wie bei Ihrer Frau, und das kommt selten genug vor.«
Doch ihre Worte verhallten ungehört, denn Horst widmete sich ganz seiner Frau, die jetzt wieder erschöpft in den Kissen lag. Währenddessen ging Anna Lüder daran, eine erneute Untersuchung vorzunehmen, dann kniete sie sich auf das breite Bett.
»So, Frau Kemmerer, jetzt werden Sie nicht mehr schreien, sondern fest pressen«, erklärte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ.
»Pressen?« wiederholte Jana verständnislos, als hätte Anna Lüder chinesisch gesprochen, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich kann nicht mehr!«
»Doch, Kindchen, Sie können. Ihr Baby will jetzt raus.«
Die