Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Paket

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längst vor-über. Mit einer Hand tastete sie nach ihrem Bauch, doch er war flach. Plötzlich wurde ihre Sehnsucht nach der Wölbung, die sie während ihrer vorgetäuschten Schwangerschaft gefühlt hatte, übermächtig.

      »Mein Baby«, schluchzte sie leise und verdrängte den Gedanken, daß es nur ein Sandsack gewesen war, den sie sich unter das Kleid geschnallt hatte.

      Wie in Trance verließ sie ihr Zimmer und fand wie von selbst den Weg zur Säuglingsstation. Durch das große Fenster betrachtete sie die vielen Babys, die zumeist schlafend in ihren Bettchen lagen.

      »Na, Frau Stumpe, haben Sie Sehnsucht nach Ihrem kleinen Peter?«

      Erschrocken fuhr Melanie herum und sah sich der jungen Da-rinka Stöber gegenüber, die hier als Krankenpflegehelferin tätig war und heute Nachtschicht hatte. Auf der Säuglingsstation arbeitete sie besonders gern, und sie hatte auch eine glückliche Hand im Umgang mit Babys.

      »Sie wissen doch, daß Sie jederzeit kommen und den Kleinen zu sich holen können«, fuhr Da-rinka lächelnd fort. »Jetzt muß er ja nicht mehr im Brutkasten liegen.«

      Währenddessen hatte sie Melanie ins Säuglingszimmer zu einem der vielen Bettchen gebracht. Mit sehnsüchtigem Blick sah Melanie ihren kleinen Neffen an, dann berührte sie vorsichtig das kleine Büschelchen dunkler Haare auf seinem Kopf.

      »Nur für ein paar Minuten«, murmelte sie, dann schob sie das Bettchen mit dem Baby hinaus.

      Erstaunt sah Darinka ihr nach. Die Patientin war ihr heute doch sehr verändert vorgekommen. In den vergangenen Tagen hatte sie sich nie gescheut, das Baby zu holen und es wiederzubringen, wenn sie sich ein wenig ausruhen wollte. Und auch nachts hatte sie den Kleinen geholt, wenn die Zeit zum Stillen nähergerückt war. Doch dann zuckte Darinka die Schultern. Vielleicht war Manuela Stumpe einfach nur müde gewesen. Darinka fragte sich ohnehin, wie sie es schaffte, immer rechtzeitig wach zu werden. Die meisten jungen Mütter mußten nachts geweckt werden, wenn ihre Babys Hunger hatten.

      In der Zwischenzeit hatte Melanie das fahrbare Bettchen in ihr Zimmer ganz am Ende des Flurs gebracht. Fast eine Stunde stand sie da, betrachtete das schlafende Baby und hatte plötzlich das Gefühl, als könne sie es nicht wieder hergeben, ohne daß ihr das Herz brechen würde.

      In fliegender Hast begann sie sich anzukleiden, dann wickelte sie den kleinen Peter sorgfältig in eine warme Decke und verließ mit ihm ihr Zimmer. Vorsichtig spähte sie den Flur entlang, doch es war niemand da, der sie hätte sehen können. Die Nachtschwester machte einen Rundgang durch die Klinik, und Darinka hatte ein weinendes Baby auf dem Arm, wie Melanie sehen konnte, als sie rasch an der Säuglingsstation vorübereilte.

      Dann stand sie vor der Klinik auf der Straße und lief einfach los, das Baby liebevoll an sich gedrückt. Sie hatte keinen weiten Weg zu bewältigen, denn schon an der nächsten Telefonzelle rief sie sich ein Taxi, das sie nach Hause brachte.

      Erst als sie das Haus betrat und im dunklen Flur stand, begann sie zu denken. Sie betrachtete das Baby in ihren Armen, und mit Entsetzen wurde ihr bewußt, daß sie es ihrer Schwester gestohlen hatte.

      In diesem Moment flammte Licht auf. Völlig verschlafen, in einem zerknitterten Pyjama stand Karlheinz in der geöffneten Schlafzimmertür und starrte sie an.

      »Melanie«, brachte er hervor, dann war er mit einem Schlag hellwach und stand im nächsten Augenblick neben ihr. Fassungslos blickte er auf das schlafende Baby in ihren Armen. »Du hast… meine Güte, warum weiß ich denn nichts davon? Dieser Dr. Daniel wollte mir nichts sagen, dabei… wann hast du entbunden? Und warum wurde ich nicht benachrichtigt? Ich hätte doch dabeisein wollen!«

      In diesem Augenblick brach Melanie in Tränen aus.

      »Es ist Peter!« stieß sie hervor. »Alles ist gelogen… die Schwangerschaft… alles… ich wollte doch so gern ein Baby… ich…« Vor lauter Schluchzen konnte sie nicht mehr weitersprechen, und Karlheinz stand ratlos daneben. Er begriff nicht, wovon Melanie da eigentlich sprach.

      »Wir müssen in die Klinik zurück«, fuhr die junge Frau fort, als sie endlich wieder Worte fand. »Ich muß… o Gott, was habe ich getan? Aber ich wollte doch nur ein einziges Mal…«

      Der kleine Peter begann zu weinen und suchte dabei verzweifelt nach der Brust der Mutter.

      »Komm, Kalle, wir müssen in die Klinik«, drängte Melanie und war dabei schon wieder den Tränen nahe. Sie fühlte sich hilflos, weil sie wußte, daß sie dem Baby nicht geben konnte, wonach es verlangte. Sie war nicht seine Mutter, und wahrscheinlich würde sie niemals eine Mutter sein.

      Karlheinz begriff noch immer nicht, was eigentlich los war, aber er spürte, daß jetzt nicht der Zeitpunkt war, um Fragen zu stellen. Rasch zog er Hose und Hemd über den Schlafanzug, dann brachte er Melanie und das schreiende Baby zur Waldsee-Klinik zurück.

      *

      Zur selben Zeit betrat Manuela das Säuglingszimmer. Sie kannte den Rhythmus ihres kleinen Sohnes schon und wußte, daß er bald Hunger bekommen mußte. Prüfend besah sie sich die Bettchen, und plötzlich griff eine eisige Angst an ihr Herz. Peter war nicht hier.

      »Darinka!« rief sie, und ihre Stimme bebte dabei. »Ist etwas mit Peter?«

      Erstaunt sah die junge Krankenpflegehelferin sie an. »Peter? Aber den haben Sie doch vor mehr als einer Stunde mit in Ihr Zimmer genommen, Frau Stumpe. Wir haben uns doch noch unterhalten und…«

      Manuela schüttelte den Kopf. Dabei standen in ihren Augen gleichermaßen Entsetzen und Fassungslosigkeit.

      »Melanie«, flüsterte sie, machte auf dem Absatz kehrt und lief den Flur entlang bis zu dem Zimmer, in dem sie ihre Schwester vermutete. Dr. Daniel hatte ihr zwar den Zutritt verwehrt, und Manuela hatte sich bis jetzt daran gehalten, wenn es ihr auch schwergefallen war, weil sie sich um Melanie große Sorgen gemacht hatte. Doch jetzt ging es um Peter!

      Mit einem Ruck riß Manuela die Tür auf, doch das Zimmer war leer, und der schmale Schrank in der Ecke stand offen. Dann fiel Manuelas Blick auf das Babybettchen, das halb verborgen hinter dem großen Krankenbett stand. Mit wenigen Schritten eilte Manuela darauf zu, und dann fühlte sie sich einer Ohnmacht nahe. Das Bettchen war leer! Ihr Sohn war weg – gestohlen von ihrer eigenen Schwester.

      Das jämmerliche Schreien eines Babys ließ Manuela herumfahren. Sie kannte dieses Stimm-chen. Wie gehetzt rannte sie auf den Flur und sah, wie Melanie so abrupt stehenblieb, als sei sie gegen eine Wand gelaufen. Manuelas Schritt stockte nur für einen Augenblick, dann lief sie auf ihre Schwester zu und riß ihr das Baby aus den Armen. In ihren Augen flackerte es gefährlich, doch ihre Lippen zitterten, als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen.

      »Manuela«, flüsterte Melanie und versuchte, die Schwester zu berühren, doch Manuela wich vor ihr zurück, als hätte Melanie eine ansteckende Krankheit.

      Währenddessen stand Karlheinz zwischen den Zwillingsschwestern, blickte von einer zur anderen und wußte doch nicht so recht, was er von dieser Situation halten sollte. Er spürte nur, daß sich zwischen Melanie und Manuela ein Drama anbahnte, doch er hatte keine Ahnung, wie er es verhindern sollte.

      Bevor ein Wort fiel, stieß Dr. Daniel zu der kleinen Gruppe. Nach Manuelas Flucht aus dem Säuglingszimmer hatte Darinka ihn angerufen, und im Gegensatz zu ihr gelang es Dr. Daniel rasch, die Situation richtig einzuschätzen. Daher wußte er auch, daß Eile geboten war.

      Jetzt stellte er sich zwischen die beiden jungen Frauen, sah zuerst Manuela, dann

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