Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Paket

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Worte, in dem einfühlsamen Ton gesprochen, über den Dr. Daniel verfügte, entspannten die Situation. Jetzt wandte er sich Manuela zu.

      »Sie sollten den Kleinen stillen und dann in sein Bettchen bringen«, riet er ihr. »Danach sollten wir uns alle zusammensetzen, denn ich glaube, ein offenes Gespräch ist jetzt unumgänglich geworden.«

      »Ich verstehe das alles nicht«, mischte sich Karlheinz ein. »Wenn das Manuelas Baby ist… Melanie war doch auch schwanger…«

      »Nein«, flüsterte Melanie, dann sah sie ihren Mann flehend an. »Bitte, Kalle, verzeih mir. Ich… ich habe…« Ihre Stimme brach.

      Mit einem Blick voller Schmerz, aber auch voller Kälte sah Karlheinz sie an, dann drehte er ihr den Rücken zu und machte einen Schritt, doch Dr. Daniel hielt ihn zurück.

      »Sie sollten jetzt nicht so einfach gehen, Herr Probst«, meinte er.

      Karlheinz fuhr herum. »Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun? Melanie umarmen und ihr für den Betrug danken, den sie an mir… an uns allen begangen hat?« Er musterte Dr. Daniel feindselig. »Aber Sie stehen ja auf ihrer Seite. Sicher wußten Sie schon längst, daß alles nur Lüge und Betrug gewesen ist. Deshalb durfte ich auch Melanies Zimmer nicht betreten.« Er sah seine Frau wieder an. »Dieses ganze Ma-növer bedeutete aber nur einen Aufschub. Ich werde gehen.«

      Wieder drehte er sich um.

      »Kalle! Ich liebe dich!« rief Melanie verzweifelt.

      Es war nicht ihre Liebeserklärung, die seinen Schritt stokken ließ, sondern der Kosename und vor allem die Art, wie sie ihn ausgesprochen hatte. Der Klang ihrer Stimme beschwor in ihm die Erinnerung an glückliche Tage herauf. Langsam wandte er sich ihr zu, und in seinen Augen konnte sie Schmerz und Enttäuschung erkennen.

      »Warum?« wollte er nur wissen.

      Da brach alles aus Melanie heraus. Ihre grenzenlose Sehnsucht nach einem Kind, die Verwechslung und der Beginn ihrer vorgetäuschten Schwangerschaft, die Liebe zu Karlheinz, die während dieser Zeit wieder zur vollen Blüte gereift war, aber auch ihre Verzweiflung, weil sie doch genau gewußt hatte, daß ihre Schwangerschaft niemals mit einer Geburt enden würde.

      Als sie nach fast zwei Stunden endlich schwieg, stand sie zusammengekauert und mit tränen-überströmtem Gesicht da – verzweifelt, verloren und todunglücklich. Aber auch in den Augen von Karlheinz glitzerten Tränen. Melanies Geschichte hatte ihn tief getroffen.

      Ein wenig zaghaft berührte er ihre Schulter, dann zog er sie in seine Arme.

      »Ich weiß nicht, ob ich dir verzeihen kann«, gestand er. »Im Moment weiß ich überhaupt nur sehr wenig, aber… wenn ich gehe… wenn ich dich jetzt verlasse, dann… dann mache ich vielleicht alles nur noch schlimmer.«

      Auch Manuela trat nun zu den beiden. Sie hatte ihren kleinen Sohn gestillt und wieder ins Säuglingszimmer gebracht. Den Anfang von Melanies Geständnis hatte sie dadurch verpaßt, doch was sie gehört hatte, hatte ausgereicht, um ihr begreiflich zu machen, daß Melanie den kleinen Peter nicht wirklich hatte entführen wollen.

      »Ich glaube, wir haben viel aufzuarbeiten«, meinte sie. »Wir alle. So wie bisher können wir nicht weitermachen, das steht fest, aber vielleicht sollten wir jetzt einfach zusammenhalten und versuchen, noch einmal von vorn zu beginnen.«

      Dr. Daniel zog sich diskret zurück, als er sah, wie Karlheinz und Melanie Manuela in ihren Kreis zogen. Er wußte, daß hier noch vieles im argen lag, aber zumindest der Anfang einer Besserung war gemacht.

      *

      Fast drei Tage lang hatte Tobias Scholz mit dem Tod gerungen, doch dann hatte sein Lebenswille gesiegt. Für die Ärzte an der ita-lienischen Klinik kam das fast einem kleinen Wunder gleich. Schädelbasisbruch, innere Verletzungen, Blutungen, die nur mit Mühe zu stillen gewesen waren – niemand hatte sich allzu große Hoffnungen gemacht, daß der junge Mann diesen schrecklichen Unfall überleben würde, doch nun war er auf dem Weg der Besserung, und seine erste bange Frage galt Natalie.

      Dottore Scarpelli holte die junge Frau unverzüglich zur Intensivstation. In den vergangenen Tagen war Natalie kaum zum Schlafen gekommen, weil sie ständig zwischen Tobias und der kleinen Patricia hin- und hergependelt war. Die Zweijährige hatte unter den Nachwirkungen des Unfalls ganz entsetzlich gelitten, hatte hohes Fieber bekommen und schreckliche Alpträume gehabt. Doch auch um Tobias hatte Natalie furchtbar zittern müssen, und so war ihr die ausgestandene Angst noch deutlich anzusehen.

      Trotzdem brachte sie ein zärtliches Lächeln zustande, als sie mit beiden Händen Tobias’ schmal gewordenes Gesicht umschloß und ihn sanft küßte.

      »Liebling«, flüsterte sie nur.

      Auch Tobias lächelte, obwohl ihm nicht danach zumute war. Er hatte noch immer große Schmerzen, die ihm nicht einmal die verabreichten Medikamente nehmen konnten, und er wußte, daß es noch lange dauern würde, bis er wieder völlig genesen wäre.

      »Natalie«, flüsterte er, und jede Silbe verursachte ihm Schmerzen. »Ich liebe dich.«

      »Ich liebe dich auch«, versicherte Natalie und konnte dabei nicht aufhören, sein Gesicht zu streicheln. Erst jetzt wurde ihr wirklich bewußt, wie nahe sie daran gewesen war, den Menschen zu verlieren, der ihr auf dieser Welt am meisten bedeutete. Dabei fiel ihr nun auch die kleine Patricia wieder ein.

      »Tobias«, begann sie, doch da war er unter der Einwirkung der starken Medikamente, die er wegen seiner Schmerzen bekam, schon wieder eingeschlafen.

      Es dauerte mehr als eine Woche, bis sich Tobias soweit erholt hatte, daß er längere Zeit wach bleiben und eingehendere Gespräche führen konnte. Etwa zu diesem Zeitpunkt wurde er auch von der Intensivstation auf die normale Station verlegt.

      »Wie schlimm war es?« wollte er schließlich von Natalie wissen. »Mir sagen die Ärzte ja nichts.«

      »Aus gutem Grund«, entgegnete Natalie und zeigte ihre Besorgnis dabei ganz offen. »Du bist noch immer äußerst erholungsbedürftig, Tobias. Es war ein schreckliches Unglück, das du nur mit knapper Not überlebt hast.«

      »Haben… alle überlebt?« fragte er stockend, weil er sich entsetzlich vor der Antwort fürchtete.

      Natalie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. »Es hat viele Tote gegeben… zu viele… nicht nur im Bus, sondern auch… der Erdrutsch hat etliche Autos mitgerissen.« Sie legte eine Hand auf die seine. »Tobias…«

      Die hereintretende Schwester unterbrach sie. Es war die hübsche Donatella, die immerhin gebrochen Deutsch sprach. Jetzt hatte sie die kleine Patricia auf dem Arm.

      »Will zu ihrer Mama«, erklärte Schwester Donatella mit starkem Akzent, dann übergab sie Natalie die Zweijährige, streichelte noch einmal über das runde Pausbäckchen des Kindes und verließ dann das Zimmer.

      Natalie drückte die Kleine liebevoll an sich, und Patricia schmiegte ihr Gesichtchen vertrauensvoll an Natalies Schulter, während ihre runden Ärmchen den Nacken der jungen Frau umschlungen hatten. Wortlos betrachtete Tobias diese Szene, die von so viel Liebe und Vertrauen geprägt war und die für ihn nur eine Deutung zuließ.

      »Patricias Eltern… sind sie…« Er sprach die Worte leise aus und brachte es nicht fertig, den Satz zu beenden.

      Natalie sah ihn an, dann nickte sie. »Patricia ist völlig

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