Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise

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Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Paket

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      »Fräulein Sarina, rufen Sie bitte meine Frau in der Wohnung oben an und sagen Sie ihr, daß…«

      »… daß du nicht zum Mittagessen kommen wirst«, vollendete Manon seinen Satz. Sie hatte die Praxis unbemerkt betreten und nahm ihren Mann jetzt energisch beim Arm. »So nicht, Herr Dr. Daniel. Zumindest einmal am Tag mußt du etwas essen. Dein Frühstück hast du ja ohnehin schon sausen lassen.«

      »Manon, ich habe keine Zeit«, entgegnete Dr. Daniel. »Ich muß…«

      »Du mußt für zehn Minuten mit hinaufkommen und ein paar Happen essen«, fiel Manon ihm ins Wort. »Heute ist Mittwoch, was bedeutet, daß du nachmit-tags keine Sprechstunde hast

      und somit deinen tausend anderen Verpflichtungen nachkommen kannst.«

      Dr. Daniel seufzte tief auf, doch zu einer Erwiderung kam er nicht mehr, denn nun mischte sich auch seine Sprechstundenhilfe Sarina von Gehrau ein.

      »Ihre Frau hat völlig recht, Herr Doktor«, meinte sie. »Zehn Minuten Mittagspause sollten sogar Sie sich gönnen.«

      Die junge Empfangsdame Gabi Meindl nickte ebenfalls zustimmend.

      Wieder seufzte Dr. Daniel. »Womit habe ich eine solche Herde besorgter Frauen verdient? Also schön, ich werde kurz etwas essen.«

      Diese Tätigkeit nahm dann wirklich nicht mehr als zehn Minuten in Anspruch. Schon war Dr. Daniel wieder auf dem Weg zur Waldsee-Klinik.

      Annemarie lag bereits auf der normalen Station, und sie war wach, als Dr. Daniel eintrat.

      »Tut mir leid, daß ich so spät komme«, entschuldigte er sich, »aber in meiner Praxis war die Hölle los, und überdies wurde ich nach der Sprechstunde noch zum Essen gezwungen.«

      Annemarie mußte lächeln, obwohl ihr nicht danach zumute war. »Wenn Ihre Frau nicht auf Sie aufpassen würde, dann würden Sie sich für Ihre Patientinnen völlig aufreiben.« Sie wurde wieder ernst. »Ist mein Baby wirklich nicht mehr in Gefahr?«

      Dr. Daniel schüttelte den Kopf, schränkte jedoch ein: »Vorausgesetzt, Sie hüten in den nächsten Wochen das Bett.« Er setzte sich zu ihr und griff wieder nach ihrer Hand. »Fräulein Demel, Sie sind heute mit knapper Not einer Fehlgeburt entgangen, wobei Sie noch von Glück sagen konnten, daß Sie Wehen hatten. Wie ich aufgrund der Symptome schon angenommen hatte, leiden Sie an einer Zervixinsuffizienz… einer Gebärmutterhalsschwäche, und die macht meistens erst auf sich aufmerksam, wenn es schon zu spät ist. Unter dem Druck des größer werdenden Babys öffnet sich der Muttermund in den meisten Fällen ohne Wehentätigkeit. Das bedeutet, die Schwangere merkt es überhaupt nicht und wird dann von einer plötzlichen Fehlgeburt überrascht. In Ihrem Fall konnte ich glücklicherweise noch rechtzeitig reagieren. Ich habe den Gebärmutterhals zugenäht, etwa ein bis zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin werde ich die Naht wieder öffnen, damit Ihr Baby auf normalem Weg geboren werden kann. Allerdings bedeutet dieses Zunähen nicht, daß Sie jetzt genauso weitermachen können wie zuvor. Sie hatten Blutungen und vorzeitige Wehen, deshalb gehören Sie ins Bett und zwar ohne Einschränkungen. In den nächsten Wochen dürfen Sie nicht mal auf die Toilette gehen. Sie haben sicher schon bemerkt, daß man Ihnen einen Katheter gelegt hat. Einmal täglich wird Ihnen ein sanftes Abführmittel verabreicht, damit Sie wegen der mangelnden Bewegung nicht auch noch unter Verstopfung leiden. Alles in allem warten auf Sie ein paar unangenehme Wochen, aber wenn Sie Ihr Baby behalten wollen, müssen Sie diese Zeit durchstehen.«

      Annemarie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen. »Natürlich will ich mein Baby behalten, aber… Franz. Ich… ich kann ihn doch nicht einfach im Stich lassen. Er kann sterben, während ich hier liege… Herr Doktor, das… das…«

      »Immer mit der Ruhe, Fräulein Demel«, fiel Dr. Daniel ihr sanft ins Wort. »Natürlich weiß ich, wie sehr es Sie zu Ihrem Verlobten zieht – gerade jetzt. Ich verspreche Ihnen, daß ich mich gleich heute mit Professor Thiersch in Verbindung setzen werde. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, Sie in der Thiersch-Klinik unterzubringen. Ich will Sie von Ihrem Verlobten ja nicht fernhalten. Das wäre im Moment weder für Sie noch für ihn gut.« Er zögerte. »In diesem Zusammenhang…« Er atmete tief durch, weil er nicht sicher war, ob er nicht gerade im Begriff war, einen Fehler zu begehen. Möglicherweise weckte er Hoffnungen, die sich nie erfüllen würden. Andererseits mußte er mehr über Franz’ Schwester wissen. »Ich habe Nachforschungen angestellt. Sie sagten, die kleine Schwester Ihres Verlobten wäre wenige Wochen nach der Geburt gestorben.«

      Annemarie nickte. »So hat Franz es mir erzählt.«

      »Die Schwester Ihres Verlobten war ein gesundes, kräftiges Neugeborenes. Sie ist im Sterberegister der Gemeinde nicht verzeichnet.«

      Unwillkürlich hielt Annemarie den Atem an. »Heißt das… sie… lebt?«

      »Ich weiß es noch nicht«, gab Dr. Daniel zu. »Ihr Verlobter könnte sich geirrt haben, und die Kleine ist vielleicht zwei oder drei Jahre alt geworden, bevor sie dann starb. Ich habe vorerst nur ihr erstes Lebensjahr überprüfen lassen. Während dieser Zeit ist jedenfalls keine Cornelia Baumgartner verstorben.«

      »Cornelia«, wiederholte Annemarie stirnrunzelnd. »Diesen Namen hat Franz nie genannt. Wie kommen Sie darauf?«

      »Ihr Verlobter und seine kleine Schwester kamen im Kreiskrankenhaus zur Welt«, antwortete Dr. Daniel. »Der dortige Chefarzt nannte mir diesen Namen.«

      »Seltsam«, murmelte Annemarie. »Dieters Schwester heißt auch Cornelia. Sie ist vor ein paar Wochen neunzehn geworden.«

      Ganz deutlich sah Dr. Daniel die Eintragung aus seiner alten Karteikarte vor sich… und den errechneten Geburtstermin von Margarethe Baumgartners zweitem Kind. Wenn seine Berechnung stimmte, dann wäre Cornelia Baumgartner vor wenigen Wochen neunzehn Jahre alt geworden. Konnte das noch ein Zufall sein?

      »Wie lange kennen sich Ihr Verlobter und sein Freund schon?« hakte Dr. Daniel nach.

      »Die Krauses haben früher ebenfalls in Steinhausen gewohnt«, gab Annemarie Auskunft. »Frau Krause und die Mutter von Franz waren angeblich die besten Freundinnen. Dieter und Franz wuchsen mehr oder weniger zusammen auf, gingen gemeinsam zur Schule und waren eigentlich genauso unzertrennlich wie ihre Mütter.« Wieder runzelte sie die Stirn und versuchte sich zu erinnern, was Franz ihr noch alles erzählt hatte. »In dem Jahr, als Franz’ Schwester geboren worden ist, zogen die Krauses von Steinhausen in die Kreisstadt um. Franz und Dieter trafen sich daraufhin seltener, blieben aber Freunde – bis heute.«

      »Das würde bedeuten, daß Frau Krause fast gleichzeitig mit Frau Baumgartner ein zweites Kind bekommen haben muß«, folgerte Dr. Daniel.

      Annemarie nickte. »Ja, sieht so aus, und scheinbar haben sie ihre Mädchen auf denselben Namen getauft – vielleicht aus Freundschaft.« Bedauernd zuckte sie die Schultern. »Darüber hat mir Franz nie etwas erzählt, aber anders kann es ja nicht gewesen sein.«

      Dr. Daniel ahnte, daß es noch eine zweite Möglichkeit gab, doch darüber wollte er im Moment noch nichts sagen. Es war ja wirklich möglich, daß Annemaries Auslegung der Dinge richtig war. Dr. Daniel wollte dieser Sache auf jeden Fall nachgehen.

      *

      Hedwig Krause war überrascht, als sie auf das Klingeln hin die Tür öffnete und sich so unerwartet Dr. Daniel gegenübersah. Allerdings erkannte er seine Patientin von einst auch sofort wieder, obwohl sie älter geworden war, denn sie hatte sich nicht sehr verändert. Der Name Krause hatte ihm nur deshalb nichts gesagt, weil er

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