Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
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tes Gewissen, wenn ich einen Kaiserschnitt ablehnte.« Sie schwieg einen Moment. »Wissen Sie, Herr Doktor, ich habe mich die ganze Zeit über auf eine natürliche Geburt eingestellt, und ich freue mich schon so…, dieses Erlebnis möchte ich unter gar keinen Umständen verschlafen.«
»Wenn der Kaiserschnitt geplant ist, muß er nicht zwangsläufig unter Vollnarkose durchgeführt werden«, wandte Stefan ein. »Wir könnten eine Periduralanästhesie machen. Dabei würden Sie in den Rückenmarkskanal eine Spritze bekommen, die das Schmerzempfinden ausschalten würde. Auf diese Weise könnten Sie den Kaiserschnitt wach miterleben und Ihr Baby unmittelbar danach in die Arme nehmen.«
Jana nickte. »Darüber habe ich schon gelesen, aber…, ich glaube, das würde ich nicht verkraften. Wenn ich mir vorstel-
le, daß ich mitbekommen würde, wie Sie mir da den Bauch aufschneiden…« Unwillkürlich schüttelte sie sich. »Nein, Herr Doktor, das wäre nichts für mich. Ich möchte mein Baby auf ganz normalem Wege zur Welt bringen.«
»Also schön«, seufzte Stefan. »Aber ich sage es Ihnen gleich, Frau Kemmerer, es wird eine sehr schwere Geburt werden.«
*
Chiara Sandrini hatte Angst vor der ersten Begegnung mit Dr. Daniel, obwohl Monsignore Antonelli ihr versichert hatte, daß der deutsche Doktor keine Untersuchung vornehmen würde, sondern sich nur mit ihr unterhalten wollte.
Völlig verschüchtert stand sie nun schräg hinter dem Monsignore und wagte kaum, den Arzt anzusehen. Sehr behutsam legte Monsignore Antonelli einen Arm um Chiaras Schultern und schob sie ein wenig nach vorn.
»Herr Doktor, das ist Chiara Sandrini«, stellte er sie dann vor.
Mit einem herzlichen Lächeln ergriff Dr. Daniel die schmale Hand der jungen Frau und suchte ihren Blick, doch Chiara hielt den Kopf weiterhin gesenkt.
»Buon giorno, Signora San-drini«, grüßte er.
Langsam hob Chiara den Kopf und brachte sogar ein kurzes Lächeln zustande.
»Sie müssen sich nicht be-mühen, Herr Doktor«, erklärte sie leise. »Ich spreche Deutsch.«
Dr. Daniel atmete auf. »Da bin ich wirklich erleichtert. Ansonsten hätte sich unsere Unterhaltung sicher schwierig gestaltet.«
Chiaras Lächeln war schon wieder erloschen.
»Kommen Sie, Chiara«, bat Dr. Daniel die junge Italienerin. »Ich darf Sie doch mit dem Vornamen ansprechen, oder?«
Die junge Frau nickte. »Selbstverständlich, Herr Doktor.« Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
Dr. Daniel begleitete sie in den kleinen Raum, den Monsignore Antonelli ihnen für dieses Gespräch zur Verfügung gestellt hatte. Unwillkürlich blickte sich Chiara um und entspannte sich, als sie sah, daß in dem Zimmer nichts war, wo sich eine Untersuchung hätte durchführen lassen.
Dr. Daniel vermochte ihren ängstlichen Blick gleich richtig zu deuten.
»Sie müssen vor mir keine Angst haben, Chiara«, erklärte er in besonders einfühlsamem Ton. »Der Monsignore hat Ihnen doch sicher gesagt, daß ich mich vorerst nur mit Ihnen unterhalten möchte.«
Chiara nickte, dann brach sie plötzlich in Tränen aus.
»Bitte, Herr Doktor, helfen Sie mir«, schluchzte sie verzweifelt. »Ich möchte so gern ein Baby. Ich will Elio nicht verlieren, und ich will auch nicht ins Kloster.«
»Augenblick, Chiara«, entgegnete Dr. Daniel. »Ich glaube nicht, daß das Kloster überhaupt für Sie zur Debatte steht. Soweit ich informiert bin, denkt Ihr Mann doch gar nicht daran, die Ehe für ungültig erklären zu lassen.«
»Jetzt noch nicht«, gab Chiara zu. »Aber wenn mein Vater ihn erst unter Druck setzt, dann wird Elio gewiß nachgeben. Mein Vater hat noch immer erreicht, was er wollte.«
Bedächtig wiegte Dr. Daniel den Kopf hin und her. »Wenn Ihr Mann Sie wirklich liebt, dann wird er seinen Entschluß niemals ändern – gleichgültig, wie sehr Ihr Vater ihm zusetzen wird. Aber lassen wir das vorerst einmal dahingestellt. Sie haben gesagt, daß Sie sich ein Baby wünschen. Ist das wirklich so, oder wollen Sie nur schwanger werden, um Elio nicht zu verlieren?«
»Macht das denn einen Unterschied?« fragte Chiara zu-rück.
Dr. Daniel nickte. »Einen sehr großen sogar. Wenn Sie tief im Innern nicht bereit sind für ein Kind, dann könnte das durchaus ein Grund sein, weshalb Sie nicht schwanger werden. Vor allen Dingen soll ein Baby die Krönung der Liebe sein, nicht ein Hilfsmittel für eine möglicherweise brüchige Ehe.«
Niedergeschlagen sackte Chiara in sich zusammen.
»Mein Vater hat also recht«, flüsterte sie. »Ich wehre mich gegen die Schwangerschaft.«
Dr. Daniel runzelte die Stirn. »Wollen Sie das Kind denn wirklich nur, weil Sie Angst haben, daß Ihre Ehe sonst annulliert werden könnte?
Chiara zuckte die Schultern. »Ich weiß es selbst nicht.« Sie schwieg einen Moment, dann trat ein zärtlicher Ausdruck in ihre Augen. »Ich habe mir immer ein Kind gewünscht, aber…« Unschlüssig sah sie Dr. Daniel an. »Vielleicht habe ich mir das ja auch nur eingeredet.«
Da lächelte Dr. Daniel. »Nein, Chiara, ich bin sicher, daß Sie sich das nicht nur eingeredet haben. Sie sind inzwischen bloß völlig verunsichert.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Ich fürchte, man hat Ihnen in den vergangenen Monaten sehr zugesetzt, weil Sie nicht schwanger geworden sind.«
Chiara nickte. »Meine Eltern haben gesagt, ich würde Schande über die Familie bringen. Wissen Sie, meine drei Schwestern haben alle schon Kinder, nur ich…, ich habe es noch nicht geschafft.«
»Das klingt, als würde es sich um einen Wettbewerb handeln«, meinte Dr. Daniel. »Chiara, Sie stellen sich auf diese Weise unter einen unnötigen Zwang. Ich habe in meiner Praxis schon mehrfach Frauen behandelt, die verbissen auf ein Baby hingearbeitet haben – wenn auch aus anderen Gründen als Sie. Geklappt hat es meist erst, wenn sie sich von diesem Zwang befreien konnten.« Er sah das Unverständnis auf Chiaras Gesicht. Daher fuhr er fort: »Sehen Sie, jegliche Streßsituation kann den normalen Zyklus einer Frau durcheinanderbringen. Das bedeutet, daß der Eisprung fast immer ausbleibt, wenn die Frau unter körperlicher oder psychischer Spannung steht. Genauso ist es jetzt auch bei Ihnen, und ich vermute, daß Sie im Augenblick gar keinen Eisprung haben und eben aus diesem Grunde auch nicht schwanger werden können.«
»Aber…, dann ist es ja aussichtslos«, befürchtete Chiara. »Wenn ich nicht schwanger werde, muß ich Angst haben, daß Elio mich verläßt, und solange ich Angst habe, kann ich nicht schwanger werden.«
Dr. Daniel erkannte, daß er anders vorgehen mußte. Es würde notwendig sein, diesen Elio in das Gespräch mit einzubeziehen. Auf diese Weise könnte sich Dr. Daniel auch ein Bild von dem jungen Mann machen
und vielleicht herausfinden, ob
Chiaras Angst tatsächlich berechtigt war.
»Wären Sie einverstanden, wenn ich mich auch mal mit Ihrem Mann unterhalten würde?« fragte er.
Im ersten Moment wollte die junge