Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Читать онлайн книгу Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen страница 39
Der Arzt sah ihn aus kühlen Augen an. »Sie waren sich über die Folgen im klaren, als Sie Ihrer schwerkranken Frau eine Schwangerschaft zumuteten!«
»Sie machen mir daraus einen Vorwurf?«
Der Professor machte eine beschwichtigende Geste. »Das steht mir nicht zu. Aber ich habe Ihnen bereits bei der Aufnahme Ihrer Gattin in meine Klinik gesagt, daß ich die Sache als einen äußerst schwierigen Fall betrachte. Es ist ein Fall, der in der Geschichte der Medizin noch nicht dagewesen ist!«
»Sie haben also wenig Hoffnung?« Rainharts Stimme war heiser. Er mußte seine ganze Beherrschung aufbringen, um die äußere Ruhe zu bewahren.
»Ihre Frau ist sehr schwach, aber unendlich tapfer«, antwortete der Arzt mit bedächtiger Miene. »Und sie freut sich auf das Kind. Vielleicht wird ihr diese innere Einstellung Kraft geben. Ich werde jedenfalls alles tun, um Ihrer Frau die Geburt zu erleichtern.«
»Ich danke Ihnen, Herr Professor«, sagte Rainhart, obwohl ihn die Worte des Arztes aufs neue aufgewühlt hatten.
*
Eine Schwester kam auf Rainhart Arundsen zu. »Sind Sie Herr Arundsen?« fragte sie.
»Ja, ich heiße Arundsen«, stieß er keuchend hervor. »Wie geht es meiner Frau?«
»Sie haben einen gesunden Jungen bekommen, Herr Arundsen«, verkündete die Schwester.
Er brach nicht, wie die Schwester erwartet hatte, in einen erleichterten Jubelruf aus. Hart faßte er die Schwester am Arm. »Wie geht es meiner Frau?« wiederholte er drängend. »Lebt sie, Schwester?«
»Ihre Frau ist zwar sehr schwach und erschöpft, aber es geht ihr gut.«
Arundsens Miene war immer noch vor Anspannung verzerrt. »Ist das wirklich wahr?« fragte er heiser.
»In einer Viertelstunde können Sie sich selbst davon überzeugen!« Ohne ein weiteres Wort ließ sie Rainhart stehen, der ihr wie erstarrt nachsah.
Ulrike lebt! dachte er. Sie ist schwach und erschöpft, aber sie lebt!
Unendliche Dankbarkeit dem Schicksal gegenüber erfüllte ihn, und er beschloß, jeden Tag, der ihm an Ulrikes Seite vergönnt war, wie ein kostbares Geschenk des Himmels zu betrachten.
Er konnte es nicht erwarten, bis er endlich zu ihr durfte.
Blaß und mit schweißverklebtem Haar lag sie in den weißen Kissen.
»Nur fünf Minuten, Herr Arundsen«, warnte die Schwester, die ihren Kopf zur Tür hereinsteckte, als Rainer neben Ulrike auf den Bettrand sank.
»Liebste«, murmelte er und bedeckte ihre Hand mit Küssen. »Meine geliebte Frau!«
»Ein Junge, Rainer«, murmelte Ulrike. »Wir haben einen Sohn!«
»Ich weiß, Ully«, erwiderte er. »Aber jetzt mußt du mir sagen, wie es dir geht!«
Sie bemühte sich um ein kleines Lächeln, das ihr nicht gelingen wollte. »Gut, danke«, flüsterte sie. »Wo ist unser Sohn?«
»Ich weiß nicht, und das ist auch im Moment nicht wichtig«, antwortete er hastig. »Fühlst du dich wirklich gut, Ulrike? War es schlimm all die vielen Stunden, in denen du dich quälen mußtest?«
»Ich habe an dich gedacht«, hauchte sie. »Da waren die Schmerzen leichter zu ertragen.«
Rainharts Augen brannten, und seine Kehle war trocken. »Ich danke dir, Ully – ich danke dir von ganzem Herzen!«
»Freust du dich gar nicht?« fragte sie zögernd, und in ihrer Miene war angstvolle Enttäuschung zu lesen.
»Ich bin außer mir vor Freude, daß du alles gut überstanden hast!« antwortete er.
»Nein«, sagte sie, »ich meinte unseren Sohn!«
»Doch, natürlich freue ich mich über unseren Sohn«, entgegnete er verwirrt.
Woher kam es, daß ihn dieses kleine Wesen nicht interessierte? War es wirklich erst ein Jahr her gewesen, daß sich seine Gedanken unablässig mit dem männlichen Erben beschäftigten, der später einmal das Majorat übernehmen sollte?
Die Schwester trat wieder ins Zimmer. »Sie müssen jetzt gehen, Herr Arundsen«, sagte sie streng. »Ihre Frau braucht Ruhe. Sie dürfen morgen wiederkommen!«
Rainhart umfaßte Ulrikes schmale Rechte. »Leb wohl, Ully«, sagte er mit einem Blick voll zärtlicher Liebe. »Ich werde die ganze Nacht an dich denken und keine Minute schlafen können!«
*
»Ein strammer Bub«, sagte Konrad Eckhoff mit großväterlichem Stolz und beugte sich über die Babywiege.
Rainhart Arundsen stand daneben und blickte auf das Kind hinab, das sein Sohn war. Er konnte es immer noch nicht fassen, und zu seiner größten Bestürzung mußte er feststellen, daß er keine innere Beziehung zu dem winzigen Wesen verspürte, das unruhig in seiner Wiege strampelte.
»Nun ist dein größter Wunsch erfüllt«, sagte Konrad Eckhoff und blickte den Schwiegersohn mit einem langen Blick an, »du hast deinen Erben.«
»Du zürnst mir immer noch deswegen«, sagte Rainhart langsam, während er den Schwiegervater in sein Arbeitszimmer führte, »aber eigentlich hast du dazu keinen Grund.«
Eckhoff nickte bedächtig. »Ich weiß. Ulrike hat sich das Baby ebenso sehr gewünscht wie du.«
»Das meinte ich nicht. Zwischen Ulrike und mir hat sich alles verändert«, fuhr Rainhart zögernd fort. »Du weißt, weshalb ich Ulrike geheiratet habe…«, er brach ab. Es kam ihm jetzt beinahe unvorstellbar vor, daß er ohne Liebe diese Ehe eingegangen war.
»Du warst anständig genug, wenigstens mir die Wahrheit zu sagen«, erwiderte er. »Aber eines darf ich dir heute bestätigen: Du hast dir wirklich Mühe gegeben, Ulrike froh und glücklich zu machen. Dafür muß ich dir danken.«
»Du brauchst mir nicht zu danken«, wehrte Rainhart hastig ab. »Ich habe es nicht getan, weil ich es dir versprochen habe, sondern weil ich Ulrike liebe.«
»Du liebst sie?« fragte er heiser.
»Ja, Vater, schon lange. Und jetzt möchte ich alles tun, damit sie gesund wird.«
Eckhoffs Züge beschatteten sich. »Du weißt, daß es keine Rettung gibt!«
»Ich werde nichts unversucht lassen«, entgegnete Rainhart fanatisch. »Wir waren vorgestern, ehe wir auf das Gut zurückkamen, bei Professor Schildren, dem berühmten Krebsspezialisten, der Ulrike schon einmal untersucht hatte. Es war zwar sehr schwierig, Ulrike zu diesem Arztbesuch zu bewegen, weil sie sich angeblich nicht krank fühlt, und ich konnte ihr ja schließlich meine geheimen Befürchtungen nicht offenbaren.« Mit einem tiefen Seufzer senkte er den Kopf.
Eckhoff nickte. »Ich weiß, wie schwer es ist, ihr die furchtbare Wahrheit vorzuenthalten. Ich habe es ja selbst durchgemacht!«
Rainhart