Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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»Warum hast du nicht schon längst mit mir darüber gesprochen!« sagte Konrad Eckhoff kopfschüttelnd. »Ich hätte dir deine Sorgen sofort nehmen können! Es hat nichts zu bedeuten, Ulrike – wirklich nichts!«
Sie schüttelte traurig den Kopf. »Du willst Rainhart in Schutz nehmen, weil du glaubst, daß mir jede Aufregung schaden könnte! Wenn du wüßtest, wie falsch das ist! Ich will lieber Gewißheit als das ewige Gefühl der Angst und des Zweifels.«
»Hör zu, Ulrike«, sagte er eindringlich. »Ich schwöre dir, daß jedes Wort, das ich sage, wahr ist! Ich war dabei, als Kathinka bei Rainhart war. Ich habe den Ausgang ihres Gesprächs selbst mit angehört! Er hat sie aus dem Haus gewiesen!«
»Ja – nachdem er sich vorher zahllose Male mit ihr getroffen hat! Wahrscheinlich hat er es nur getan, weil du gekommen warst!« Verzweifelt preßte sie ein Taschentuch an die Augen.
»Nein, Ulrike. Ich habe mit der Wirtschafterin gesprochen, als ich das Gut betreten habe. Sie erzählte mir voll Aufregung von dem Besuch Kathinkas, und ich konnte aus ihren Worten unschwer entnehmen, daß es das erste Mal war, daß die beiden sich seit ihrer Trennung wiedersahen. Johanna hat mir in ihrer Erregung die Szene deutlich geschildert, die sich bei Kathinkas Eintreten abgespielt hatte. Noch während ich in der Halle stand, wurden die Stimmen in Rainharts Zimmer laut, daß mir kein Wort der Unterhaltung entging. Ich wurde Zeuge, wie Rainhart Kathinka verbot, sich jemals wieder bei ihm sehen zu lassen.« Er legte Ulrike beide Hände auf die Schultern. »Das ist die Wahrheit, Ulrike. Du mußt Vertrauen zu deinem Mann haben!«
»Als ich in Paris war, habe ich so viel darüber nachgedacht, und allmählich hatte ich keinen Zweifel mehr, daß er sie immer noch liebt!«
»Siehst du, du hast dich selbst in diese Wahnvorstellung hineingesteigert!« sagte Konrad Eckhoff vorwurfsvoll. »Versprichst du mir, daß du alle diese dummen Gedanken ganz schnell vergißt und Rainhart kein Mißtrauen mehr entgegenbringst?«
»Es wäre so schön, wenn ich dir glauben dürfte«, entgegnete Ulrike zitternd.
»Du kannst mir glauben, Ulrike!«
Sie hob den tränenverschleierten Blick zu ihrem Vater auf. »Ist das wahr, Papa?«
»Ja, Ulrike, in solchen Dingen lüge ich nicht. Ich weiß, daß Rainhart dich liebt, wie ein Mann eine Frau nur lieben kann!«
Ein zaghaftes Lächeln blühte in ihrem Gesicht auf. »Dann – ja, dann habe ich ja wirklich keinen Grund mehr, unglücklich zu sein!«
»Nein«, erwiderte er, »das hast du nicht!« Er räusperte sich. »Und wenn du deinen Kummer überwunden hast, fahre ich dich wieder nach Hause zurück, damit niemand etwas von deiner überstürzten Flucht merkt!«
*
Die Worte ihres Vaters hatten Ulrike gutgetan, und doch kam jetzt, da sie allein auf dem Gut zurückgeblieben war, der Zweifel wieder.
Wäre Rainhart bei ihr gewesen und hätte sie sofort mit ihm über alles sprechen können, wäre es ihr gelungen, die bohrende Ungewißheit für immer aus ihrem Herzen zu verbannen.
So aber ging sie ruhelos durch die Zimmer und wartete auf Rainharts Rückkehr, nach dessen Nähe sie sich plötzlich in verzweifeltem Schmerz sehnte.
In seinem Arbeitszimmer blieb sie einen Augenblick zögernd vor seinem Schreibtisch stehen.
Ob diese Karte, die heute früh angekommen war, das erste Lebenszeichen gewesen war, das Kathinka Rainhart schickte?
Vielleicht hatte sie ihm schon öfter geschrieben?
Ulrikes Herz schlug laut und heftig, als sie näher an den Schreibtisch herantrat und die Hand nach der Schublade ausstreckte.
Ehe sie versuchte, sie zu öffnen, zuckte sie noch einmal voll Schauder vor ihrem eigenen Tun zurück. Doch dann warf sie trotzdem den Kopf zurück.
»Ich bin seine Frau«, murmelte sie mit plötzlicher Entschiedenheit, »ich habe ein Recht, alles zu wissen. Eheleute haben keine Geheimnisse voreinander!«
Die Schublade war verschlossen, doch Ulrike fand den Schlüssel in der Bleistiftschale. Sie zögerte jetzt nicht mehr, als sie den Schlüssel herumdrehte und die Schublade aufzog.
Obenauf lagen die Wirtschaftsbücher, die sie nicht interessierten, darunter mehrere Listen mit Aufstellungen landwirtshaftlicher Güter, zusammengeheftet mit etlichen Zeitungsartikeln, die das Thema Landwirtschaft behandelten.
Daneben lag eine Mappe, die Ulrike nicht kannte.
Das sind die Briefe! dachte sie und schlug die Mappe auf.
Zahllose Rechnungen fielen ihr entgegen. Rechnungen über Wirtschaftsgüter und darunter, säuberlich zusammengeheftet, Krankenhaus- und Arztrechnungen.
Ulrike blätterte Rechnung für Rechnung durch, und sie erschrak über die Höhe der Summen, die ihre Behandlung verschlungen hatte.
Er hat mir niemals etwas davon gesagt! dachte sie bestürzt, und plötzlich glaubte sie zu wissen, weshalb Rainharts Miene oft verschlossen und düster war und warum er in letzter Zeit stets eine unsichtbare Last mit sich herumzuschleppen schien.
Beschämt sank sie in den Schreibtischsessel. »Ich habe nie danach gefragt«, murmelte sie betroffen, als sie die zahlreichen Mahnungen auf längst fällige Zahlungen entdeckte.
Entsetzt wühlte sie weiter in den Papieren. Wie schlimm ist es eigentlich? überlegte sie fieberhaft. Haben wir etwa gar schon Schulden?
Alles fiel ihr in diesem Moment ein, worauf sie bisher nicht geachtet hatte.
Rainharts endlose Telefongespräche, die er mit städtischen Stellen führte, seine Besuche in der Stadt, die er nur selten einleuchtend begründet hatte, die Briefe, die er spätabends noch schrieb, wenn sie längst im Bett lag, und der Verkauf eines Landstückes, das Rainhart immer besonders am Herzen gelegen hatte… Ulrike ließ die Papiere sinken.
Ich dachte, er trifft sich mit Kathinka, sagte sie sich im stillen, statt dessen ist er bemüht, die schlechte Finanzlage des Gutes aufzubessern!
Jeder Augenblick, in dem sie ihm voll Argwohn oder mit kühler Zurückhaltung begegnet war, reute sie nun.
Sie legte die Rechnungsmappe in die Schublade zurück. Eben wollte sie den Kasten schließen, als ihr Blick auf ein großes Kuvert fiel, das die Aufschrift »Krankengeschichte« trug.
Mit zitternden Händen griff Ulrike danach. Sie hatte nicht gewußt, daß es so viele Unterlagen über ihre Krankheit gab, um damit ein dickes Kuvert zu füllen.
Eine unerklärliche Ahnung erfüllte sie, als sie das zugeklebte Kuvert in der Hand wog.
Dann riß sie es auf.
Zunächst las sie die ersten Berichte mit sachlichem Interesse, besah sich die Röntgenbilder und die Protokolle der verschiedenen Testuntersuchungen.
Bis sie auf das Wort stieß, das sie wie mit einem jähen Schlag betäubte: Lymphdrüsenkrebs!
Sie wußte nicht, wie lange sie regungslos auf das Blatt gestarrt hatte, ehe sie mit fieberhafter Erregung weiterlas,