Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner Toni der Hüttenwirt Paket

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der Vater Einigkeit.

      Er goß damit nur Öl ins Feuer, denn der alte Bernreither bügelte immer alles glatt, was Hans angestellt hatte.

      Kilian schüttelte den Kopf.

      »Was hat deine Mutter gesagt? War nicht wenigstens sie auf deiner Seite?«

      »Naa! Die versuchte zwar zu schlichten, aber wenn es darauf ankam, war sie immer Vaters Meinung.«

      »Und diese Berta? Was sagte sie?«

      »Sie bestritt alles! Doch was ich gesehen und gehört hatte, das konnte mir keiner ausreden.«

      Willi seufzte.

      »Ich wußte, daß es immer Streit geben würde auf dem Hof. Hans’ Eifersucht auf alles, was ich machte, war schlimm. So packte ich noch in der Nacht meine Sachen und verließ im Morgengrauen nur mit dem was ich auf dem Leib trug und einem Rucksack voller Habseligkeiten den Hof und Waldkogel. Meine Ersparnisse reichten für eine Fahrkarte in den Norden. Ich kannte nur ein Ziel, weit fort wollte ich – nach Neuseeland. Davon hatte ich als Kind gehört und Bilder von den schönen Bergen hier gesehen.«

      Doch das nächste Schiff lief nicht Neuseeland an, sondern einen Hafen in Australien. Dort heuerte er als Heizer an und verdiente sich die Überfahrt und etwas Geld. Willi nahm es als gütige Vorsehung eines weisen Schicksals. Er fand gute Arbeit, er war fleißig und sparte. Willis Glück war vollkommen, als er in

      Australien eine junge Frau aus Neuseeland kennenlernte. Sie verliebten sich, heirateten und bauten in den Neuseeländischen Alpen den Bernreither Hof.

      »Du mußt sehr enttäuscht gewesen sein, daß du mit deiner Heimat, mit Familie und Bruder gebrochen hast. Du fühltest dich verraten von deinem Bruder, deinen Eltern und dem Madl, dem deine Liebe galt. Wahrscheinlich hätte ich an deiner Stelle auch nie mehr etwas von mir hören lassen.«

      Doch so war es nicht. Willi hatte nach einigen Jahren einen Brief heimgeschickt. Doch dieser kam ungeöffnet zurück.

      »Dann weißt du auch nicht, was aus der Berta wurde?«

      »Nein! Ich weiß nichts! Ich wollte nichts mehr wissen! Heimweh hat mich dann und wann schon geplagt. Dann schrieb ich dem Alois, der war mein Freund, einige Zeilen. Danach beruhigte sich mein Herz wieder. Aber niemals wieder schrieb ich meine Adresse darauf.«

      Kilian verstand gar nicht, warum sein Großvater seinem Freund Alois nicht mitgeteilt hatte, wo er sich aufhielt.

      Willi Bernreither erklärte es seinem Enkel:

      »In so einem kleinen Dorf, da gibt es nur einen Briefträger. Jeder kennt jeden und der Briefträger schaut schon mal nach dem Absender. Es wird auch viel geredet. Ich wollte einfach nicht. Ich wollte keinen Kontakt mehr. Nur Alois sollte wissen, daß es mir gutgeht und ich glücklich bin.«

      Willi und sein Enkel Kilian saßen unter dem südlichen Himmel. Der Mond schien. Es war eine warme Nacht. Sie schwiegen und schauten hinauf in die Sterne.

      »Jetzt holt mich die Vergangenheit ein!« sagte Willi leise.

      »Du regelst das schon, Großvater! Der Brief von deinem Bruder läßt den Schluß zu, daß er die Sache bedauerte. Er will wieder etwas gutmachen.«

      »Das muß er nicht und das kann er nicht! Morgen werde ich diesen Geistlichen anrufen. Ich habe es mir überlegt. Ich werde den Hof verkaufen. Ich will nichts davon haben. Ich will nicht in alten Erinnerungen wühlen. Das tut nur weh. Aus und vorbei!«

      Kilian räusperte sich.

      »Schade! Dann werde ich nie ein Bild sehen von dir und deinem Bruder, wie ihr jung gewesen seid. Außerdem interessiert mich, ob der alte Hof in Waldkogel genauso aussieht wie unser Hof.«

      »Das tut er! Er ist nur etwas kleiner! Die Scheune ist kleiner, die Ställe sind kleiner und auch die Zimmer. Hier habe ich alles etwas größer gebaut.«

      Im Mondlicht sah Willi seinen Enkel an.

      »Ich habe die Lösung, Kilian! Wenn dich das interessiert, dann will ich dir keine Steine in den Weg legen. Ich schreibe dir eine Vollmacht aus. Damit fliegst du nach Europa und regelst diese leidige Erbangelegenheit. Verkaufe den Hof. Der Preis ist mir gleich. Du wirst schon das Beste daraus machen.«

      »Wirklich?«

      »Ja! Du kannst dir alles ansehen! Wenn dir etwas gefällt oder du meinst, es sei wert, es nach Neuseeland zu bringen, dann packe es ein.«

      Willi Bernreither rieb sich die Hände.

      »Ja, das ist eine gute Idee! Nimm dir Zeit, so viel du brauchst. Mache eine schöne Reise durch Europa. Wie gefällt dir mein Vorschlag?«

      »Großvater, wie kannst du nur fragen? Gut! Sehr gut! Ich wollte schon immer mal nach Europa und dort in die Alpen. Jetzt erst recht, nachdem ich weiß, daß dort deine Wurzeln sind.«

      »Gut! Dann ist das beschlossene Sache zwischen uns! Hand drauf! Du mußt aber wiederkommen, gleich, was passiert!«

      Kilian ergriff die Hand seines Großvaters. Er schlug ein.

      »Was meinst du? Aus welchem Grund sollte ich nicht mehr heimkommen wollen?«

      »Nun, es könnte ja sein, daß du dich verliebst. So etwas soll es geben.«

      Kilian lachte.

      »Ich werde wiederkommen, Großvater! Liebe hin oder her! Wenn ich mich verliebe, dann in eine junge Frau, die mit mir kommt.«

      »Ach, Kilian! Das sagt sich so leicht! Aber ich will dir glauben.«

      Kilian und sein Großvater saßen noch eine Weile zusammen. Willi erzählte seinem Enkel von Waldkogel und den Bergen. Langsam bekam Kilian eine Vorstellung von dem, was er antreffen würde. So dachte er jedenfalls.

      Dann gingen sie schlafen.

      Willi Bernreither rief Pfarrer Zandler am nächsten Tag nicht an. Er schickte ihm ein Fax. Darin teilte er ihm mit, daß er seinen Brief und den Brief seines Bruders erhalten habe. Er wolle das Erbe antreten. Dazu käme sein Enkel Kilian Morgan mit einer Vollmacht nach Waldkogel. Willi bat den Geistlichen und den Bürgermeister, seinem Enkel beizustehen. Er schrieb auch Grüße an den Alois.

      Pfarrer Zandler eilte mit dem Fax über die Straße ins Rathaus.

      »Hier, Fritz! Wir haben eine Antwort aus Neuseeland erhalten!«

      Bürgermeister Fellbach las.

      »Na, dann wird ja alles gut! Ich kann verstehen, daß der Willi sich den langen Flug nicht mehr zumuten will in seinem Alter. Statt dessen schickt er seinen Enkel. Leider nennt er keinen Termin.«

      So hieß es wieder warten. Doch das war nicht schlimm. Die Angelegenheit war geregelt.

      *

      Die nächsten beiden Wochen vergingen, ohne daß Pfarrer Zandler oder Bürgermeister Fritz Fellbacher etwas aus Neuseeland hörten. Die Spannung wuchs.

      Spannung herrschte während dieser Zeit auch auf dem Haltinger Hof. Lotti sprach kein Wort mehr

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