Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner
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»Toni, des weiß ich doch! Es wird nicht leicht sein, dafür geeignete Leute zu finden, auch wenn es viele gibt, die keine Arbeit haben. So ein Leben wie auf einem Hof in alter Zeit ist
net einfach. Da sind Qualitäten gefragt.«
»Alois, das weiß ich doch! Der Fellbacher wird des schon machen. Es sind bereits schon Bewerbungen bei ihm eingegangen. So früh schon, Alois! Da wird man schon geeignete Leute finden. Am schönsten wäre es, wenn sich jemand aus Waldkogel bereit erklären würde, den Hof zu führen. Aber des hat alles Zeit, Alois! Noch ist kein Geld da, noch kein Hof gefunden, noch net zerlegt und wieder aufgebaut. Des dauert, Alois!«
Der alte Alois faltete die Zeitung zusammen.
»Einfach wird des net werden! So schön, wie sich des auch manche vorstellen. Des war ein hartes Leben damals, für den Bauer und noch mehr für die Bäuerin«, betonte der alte Alois noch einmal.
Er wollte eben immer das letzte Wort haben.
Toni hätte sich gerne noch weiter mit dem alten Alois unterhalten, aber es kamen Wanderer den Berg herauf.
Es war eine größere gemischte Gruppe. Toni begrüßte sie freundlich. Er hatte den Eindruck, daß es Tagesausflügler waren.
»Also, dann setzt euch!«
»Des machen wir! Und für alle erst mal ein Bier. Dieser Aufstieg macht durstig.«
Toni nickte und zählte durch. Er ging in die Berghütte und zapfte Bier. Als er ein wenig später herauskam, saßen alle zusammen, bis auf eine junge Frau. Diese saß am anderen Ende der Terrasse. Toni wunderte sich. Er stellte die Bierkrüge auf die Holztische.
»Des Madl dort, des gehört net zu euch?«
»Nein!« klang es vielstimmig.
»Nein, leider net! Ist ein fesches Dirndl!« grinste ein junger Mann.
»Mußt sie net so mit den Augen auffressen, des wird nix mit der! Hast es ja unterwegs schon probiert. Aber des Madl ist sehr einsilbig. Ich denke, es ist besser, wenn du die Finger von der läßt!« riet ihm sein Tischnachbar.
Toni schmunzelte. Er nahm den letzten Bierkrug und ging zu der jungen Frau. Sie trug eine Sonnenbrille. Ihr schulterlanges Haar trug sie offen. Kurze Locken fielen ihr in die Stirn.
»Magst auch ein Bier? Ich hab’ gedacht, du gehörst zu den Tageswanderern da drüben.«
»Nein, danke! Tut mir leid, daß bei Ihnen dieser Eindruck entstanden ist. Wir sind nur zufällig auf dem Bergpfad hier herauf zusammengetroffen. Ich bin auch keine Tagesausflüglerin. Ich bleibe länger in den Bergen. Haben Sie eine freie Kammer, eine Einzelkammer?«
Toni rieb sich das Kinn.
»Des wird schwierig werden. Aber ich spreche mal mit meiner Anna. Da wird sich bestimmt was machen lassen. Was willst trinken? Einen Tee? Ein Glas schöne frische Milch? Klares Bergwasser?«
»Gibt es auch Kaffee? Einen richtig starken Kaffee mit viel Milch und Zucker, können Sie mir den bringen?«
»Des kann ich gern! Aber des mit dem ›Sie‹, des kannst lassen. Ich bin der Toni, der Hüttenwirt hier. Dann gibt es noch die Anna, des ist meine Frau. Dort drüben am Tisch, des ist der alte Alois. Dem hat früher die Berghütte gehört. Wir sind hier eine richtige Familie. In den Bergen sagt man unter Bergkameraden immer ›Du‹.«
Toni konnte ihren erstaunten Blick hinter der Sonnenbrille nur ahnen. Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
»Gut! Wenn das hier in den Bergen so ist, dann ist es so. Dann bin ich die Tina!«
»Gut, Tina! Du bekommst einen starken Kaffee von mir!«
Toni ging hinein. Er sprach mit Anna. Sie fand eine Lösung, daß für Tina ein Kammer frei wurde.
»So, Tina, hier ist dein Kaffee! Und eine Kammer haben wir für dich auch. Wie lange willst du denn bleiben?«
Tina seufzte.
»Ich hatte vor, hier meinen Jahresurlaub zu verbringen. Ich gestehe, ich bin zum ersten Mal in den Bergen. Ich wollte vier Wochen bleiben. Doch in meinem Leben hat sich etwas geändert. Deshalb bleibe ich nur zwei Wochen. Ganz entschieden habe ich mich noch nicht.«
Tina nahm die Sonnenbrille ab. Toni sah in zwei schöne braune Augen. Doch der Blick war nicht glücklich, sondern traurig.
»Ich sage dir aber rechtzeitig, wie lange ich bleibe. Ich muß eine Entscheidung treffen. Doch das werde ich heute bestimmt noch nicht. Dazu bin ich viel zu müde. Ich habe heute nacht kaum geschlafen und dann noch der Aufstieg.«
»Es eilt net! Der Kaffee, der muntert dich ein bissel auf! Magst net auch was essen?«
Tina schüttelte den Kopf.
»Danke! Aber ich bekomme keinen Bissen herunter.«
Sie nippte an dem Kaffee.
»Schmeckt gut!«
Langsam trank sie schluckweise die Tasse aus. Toni sah ihr dabei zu.
»Magst noch einen Kaffee?«
Sie nickte und setzte ihre Sonnenbrille wieder auf.
Toni holte Tina einen zweiten Becher Kaffee.
»Wir haben die Kammer unten freigemacht! Soll ich dir schon mal deinen Rucksack hineinbringen?« fragte Toni.
»Danke, aber das mache ich später selbst!«
Toni spürte, daß es besser war, wenn er Tina jetzt allein ließ. Er ging zu Anna hinein.
»Des Madl draußen hat einen Kummer! Des spüre ich, Anna! Die schaut ganz und gar net glücklich aus. Ganz blaß ist des Madl! Und zur schönen Aussicht hat sie auch nix gesagt. Des beeindruckt sie net. Die nimmt des gar net wahr, Anna!«
»Vielleicht ist sie wirklich nur müde?«
»Möglich! Aber wenn man müde ist, dann hat man müde Augen. Sie hat aber traurige Augen. Des ist ein Unterschied. Außerdem hat sie angedeutet, daß sie über etwas nachdenken muß. Etwas hat ihre Urlaubspläne durcheinander gebracht.«
Anna lächelte Toni an.
»Schlimm kann es nicht sein, sonst hätte sie den weiten Weg herauf auf die Berghütte nicht auf sich genommen, Toni.«
»Des stimmt auch wieder!«
»Weißt, Toni, wenn sie ihren ganzen Jahresurlaub genommen hat, dann bedeutet das doch, daß sie schon lange keinen Urlaub mehr hatte. Sie wird einfach urlaubsreif sein, wie man sagt. Dazu die Anreise, der Aufstieg hier herauf und die klare Bergluft, das kann schon anstrengen. Auch der plötzliche Wechsel von einem stressigen Berufsalltag zur Urlaubsmuse muß erst einmal verkraftet werden.«
Toni nahm seine Anna in den Arm.
»Bist schon eine tolle Frau, Anna. An was