Geschichte Österreichs. Walter Pohl L.

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Geschichte Österreichs - Walter Pohl L. Reclams Ländergeschichten

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etwa gleichzeitig mit dem 100. Geburtstag Erich Zöllners (1916–1996) am 25. Juni, des Autors der nach wie vor ausgewogensten, kompaktesten und homogensten einbändigen Geschichte Österreichs, die zwischen 1961 und 1990 in insgesamt acht Auflagen erschienen ist. Abgesehen von den in den einzelnen Auflagen jeweils angefügten Kapiteln und abgesehen von dem Umstand, dass Zöllners Geschichte Österreichs seit längerer Zeit nicht mehr lieferbar ist, ist ihr Text mittlerweile 55 Jahre alt und entspricht daher naturgemäß nicht mehr in allem dem heutigen Forschungsstand. Manche Themenbereiche sind bei Zöllner ausführlicher behandelt als im vorliegenden Buch, andere, die in der jeweiligen Epoche wesentlich waren, werden hier eingehender beleuchtet als in Zöllners klassischer Darstellung, manches werden Kenner in unserem Buch vermissen oder sich ausführlicher berücksichtigt wünschen. Wer die Muße dafür hat, dem empfehle ich, beide Werke nebeneinander zu lesen. Diese Auflage sei jedenfalls dem großen österreichischen Historiker, Humanisten und Menschenfreund Erich Zöllner in dankbarer Erinnerung gewidmet.

      Wien, im Mai 2016 Thomas Winkelbauer

      Vorwort zur vierten Auflage

      Die hiermit vorgelegte vierte Auflage wurde im Kapitel über die Zweite Republik aktualisiert und um einige Seiten erweitert, die Literaturhinweise zu sämtlichen Kapiteln wurden um wichtige Neuerscheinungen ergänzt. Möge die Covid-19-Pandemie zur Zeit der Auslieferung des Buches bereits ohne allzu schwerwiegende Folgen abgeklungen sein.

      Wien, im März 2020 Thomas Winkelbauer

      Einleitung: Was heißt »Österreich« und »österreichische Geschichte«?

      Von Thomas Winkelbauer

      Formen und Wandlungen des Österreichbegriffs

      OstarrîchiAustria

      Die Bayern nannten, wie es scheint, gegen Ende des 10. Jahrhunderts den östlichsten Bereich ihres Herrschaftsgebietes in der Volkssprache Ostarrîchi. In den Jahrzehnten nach dem Sieg Ottos I. auf dem Lechfeld bei Augsburg gegen die Magyaren (955) war das durch die bayerische Niederlage bei Pressburg (907) verlorengegangene Gebiet östlich der Enns zum Teil zurückgewonnen worden. Unter dem Markgrafen Burkhard und nach dessen Absetzung (976) unter den ersten Markgrafen aus dem Geschlecht der Babenberger wurde zwischen Enns und Tulln die bayerische »Mark an der Donau« eingerichtet und Schritt um Schritt nach Osten, Norden und Süden erweitert. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. für das Bistum Freising, die das Datum 1. November 996 trägt und sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München befindet, wurde dem Freisinger Hochstift die Schenkung von Besitztümern in Neuhofen an der Ybbs (bei Amstetten im heutigen niederösterreichischen Mostviertel) verbrieft. Zur Lagebestimmung der Schenkung und der Ortschaft bedient sich die Urkunde der Formulierung »in der Gegend, die in der Volkssprache Ostarrîchi heißt, in der Mark und in der Grafschaft des Grafen Heinrich, des Sohnes von Markgraf Leopold « (»in regione vulgari vocabulo Ostarrichi in marcha et in comitatu Heinrici comitis, filii Liutpaldi marchionis«). Die Textierung der Urkunde beruht auf einer Vorlage, die Kaiser Otto II. 973 für die Freisinger Kirche ausgestellt hatte. Das im heutigen Slowenien gelegene Gut, dessen Schenkung mit dieser Vorbild-Urkunde verbrieft wurde, wird in der Urkunde als »in regione vulgari vocabulo Chreine« gelegen lokalisiert (»in der Gegend, die in der Volkssprache Krain [d. h. Grenzland] heißt«). Als das Bistum Freising 23 Jahre später wieder eine Kaiserurkunde erbat, um den in Neuhofen geschenkten Besitz rechtlich abzusichern, nahm der mit dem Verfassen der sogenannten Empfängerausfertigung betraute Freisinger Schreiber das Diplom von 973 als Vorlage – und ersetzte Chreine durch Ostarrichi. Allmählich entwickelte sich aus der Gegendbezeichnung Ostarrîchi der Name der bayerischen Mark an der Donau.

      1156 wurde »Österreich«, die bayerische Mark an der Donau, von Kaiser Friedrich I. Barbarossa vom Herzogtum Bayern losgelöst und zu einem selbständigen Herzogtum erhoben. In der diese Erhebung dokumentierenden Urkunde (Privilegium minus) bezeugte der Kaiser, dass er die Mark Austria in ein Herzogtum verwandelt habe (»marchiam Austrie in ducatum commutavimus«). Das erste eindeutige Quellenzeugnis für die Verwendung des lateinischen Landesnamens Austria stellt eine am 25. Februar 1147 ausgestellte Urkunde König Konrads III. für das Chorherrenstift Klosterneuburg dar, in der dem Stift unter anderem Besitz bestätigt wird, der ihm von den Markgrafen von Österreich (»Austrie marchionibus«) geschenkt worden war. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts setzte sich Austria als lateinischer Landesname Österreichs durch.

      Das Land Österreich und das Land ob der Enns (Oberösterreich)

      Während der Herrschaft der Babenberger (976–1246) wurde Österreich nicht nur zu einem Herzogtum, sondern auch zu einem Land, das heißt, mit den klassischen Worten des österreichischen Historikers Otto Brunner in seinem Buch »Land und Herrschaft« (1939), »eine Rechts- und Friedensgemeinschaft […], die durch ein bestimmtes Landrecht geeint ist« und deren Träger »das Landvolk« ist, »die Landleute, die den politischen Verband des Landes bilden«. Ausgehend von den adeligen Landleuten entwickelten auch andere Bewohner des Landes ein Landesbewusstsein als Österreicher. Spätestens seit 1230 repräsentierte das Landeswappen des rot-weiß-roten Bindenschildes die rechtliche und politische Einheit des Landes Österreich.

      Die im Laufe des 12. und des frühen 13. Jahrhunderts von den Babenbergern erworbenen Gebiete westlich der Enns im heutigen Oberösterreich unterstanden vielleicht schon unter den letzten Babenbergern einem eigenen Landrichter (iudex provincialis), der dann in der Zeit der Herrschaft des böhmischen Königs Přemysl Otakar II., der in den Jahren um 1270, am Höhepunkt seiner Macht, auch Landesherr der Herzogtümer Österreich, Steiermark und Kärnten, der Markgrafschaft Krain und der Windischen Mark war, bezeugt ist. Als Landesname für das Gebiet westlich der Enns und nördlich der Donau (im heutigen Mühlviertel) setzte sich »Land ob der Enns« durch. Endgültig besiegelt wurde die Teilung des (Erz-)Herzogtums Österreich in zwei Länder aber wohl erst durch die Herrschaftsteilung des Jahres 1458, bei der Kaiser Friedrich III. Österreich unter der Enns mit der Residenzstadt Wien und sein Bruder Albrecht VI. das Land ob der Enns mit der Residenzstadt Linz erhielt.

      »Herrschaft zu Österreich« und »Haus Österreich«

      Mit der seit der Zeit um 1300, also seit den ersten Jahrzehnten der Herrschaft der Habsburger in Österreich und der Steiermark, belegten Formulierung »Herrschaft zu Österreich« konnten (1.) die aus dem Südwesten des Reichs stammende Dynastie selbst, die sich nach ihrem neuen Hauptland nannte, gemeint sein, (2.) die Summe ihrer Herrschaftsrechte und (3.) alle Länder und Herrschaftsgebiete der Habsburger. Seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde das Geschlecht der Habsburger sowohl von Angehörigen des Hauses selbst als auch von anderen als »Haus Österreich« (domus Austriae) bezeichnet. Dieser dynastische Begriff setzte sich bald auch in verschiedenen europäischen Sprachen durch (franz. Maison d’Autriche, ital. Casa d’Austria, span. Casa de Austria, engl. House of Austria).

      Die Bezeichnung »Erzhaus« für die Dynastie der Habsburger bürgerte sich erst nach der reichsrechtlichen Bestätigung des – im Auftrag von Herzog Rudolf IV. 1358/59 gefälschten – Privilegium maius durch Friedrich III. 1442 (als König) und 1453 (als vom Papst gekrönter Kaiser) ein.

      Die österreichischen Ländergruppen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit

      Es gab zwei längere Perioden der Teilung der Herrschaft über die »altösterreichischen« Länder, die erste im Spätmittelalter und die zweite in der Frühen Neuzeit. Basierend auf mehreren dynastischen Verträgen (beginnend mit dem Vertrag von Neuberg an der Mürz 1379) entstanden drei Ländergruppen, die schließlich 1490/1493 in der Hand Maximilians

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