Märchen aus Frankreich, Band 1. Группа авторов

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Märchen aus Frankreich, Band 1 - Группа авторов

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habe für wahr erfahren, daß er von hohem Range ist und durchaus würdig, meine Tochter zu ehelichen. Die ganze Stadt und das ganze Land soll feiern und es sich wohlergehen lassen." So schrieb die Kaiserstochter, und als sie fertig war, ging sie wieder in den Garten und schob den Brief in die Kapsel des schlafenden Boten. Darauf begann sie mit ihren Gespielen zu singen und zu lärmen, um ihn zu erwecken. Er erwachte alsbald und erschrak, als er sich von den Mägdlein umringt sah, die Kaiserstochter aber begrüßte ihn freundlich und fragte ihn, wohin er wolle. Sie erbot sich alsdann, ihn zum Burggrafen zu geleiten und führte ihn an der Hand ins Schloß, wo viele Leute versammelt waren, die sich alle von ihren Sitzen erhoben. Sie trat mit dem Jüngling in das Gemach des Burggrafen, öffnete die Kapsel und küßte Brief und Siegel ihres Vaters. Darauf zog sie sich mit dem Burggrafen in ein Nebenzimmer zurück, entfaltete den Brief und las ihn dem Burggrafen vor, dabei tat sie, als ob sie über die Maßen erstaunt wäre. "Herrin," sagte der Graf, "wir müssen den Willen Eures gnädigen Vaters erfüllen, sonst werden wir gar sehr getadelt werden." "Oho," erwiderte die Jungfrau, "wie kann ich in Abwesenheit meines Vaters verheiratet werden? Das wäre doch sonderbar und ich bin ganz und gar nicht damit einverstanden!" "Euer Vater befiehlt so," sagte der Graf, "da gibt es keine Widerrede!" Dann besprach sich der Burggraf mit den Baronen und zeigte ihnen den Brief, sie aber rieten alle, daß der Befehl des Kaisers alsogleich vollzogen werde. So heiratete also der Jüngling die Kaiserstochter und die Hochzeit dauerte vierzehn Tage; es herrschte große Freude in Byzanz, und in der ganzen Stadt tat man nichts als essen, trinken und Kurzweil treiben.

      Der Kaiser blieb lange fern, als er aber sein Geschäft beendet hatte, kehrte er in die Hauptstadt zurück. Als er auf zwei Tagereisen herangekommen war, kamen ihm Boten aus der Stadt entgegen, die fragte er, wie es drinnen stehe. Da sagten sie ihm, daß es nichts gebe als Freude und Kurzweil. "Warum das?" fragte der Kaiser. "Warum, Herr? Wißt Ihr denn das nicht?" "Ich weiß von nichts, so rede doch!" Da berichtete der Bote, was sich in der Abwesenheit des Kaisers zugetragen habe. Dieser erschrak und fragte, wieviel Zeit schon seit der Hochzeit verstrichen sei. "Herr," sagte der Bote, "es ist möglich, daß Eure Tochter schon schwanger ist, denn er hat sie schon vor mehr als drei Wochen geheiratet." "Da es sich nun einmal so verhält," versetzte der Kaiser, "so müssen wir es hinnehmen, zumal da wir nichts mehr daran ändern können." Und als er in die Stadt kam, legte er seine Hände auf das Haupt seiner Kinder und segnete sie, dann ließ er seinen Schwiegersohn zum Ritter schlagen und vermachte ihm nach seinem Hinscheiden sein ganzes Reich.

      Amicus und Amelius

      In einem deutschen Schlosse wurde zur Zeit des Frankenkönigs Pippin, einem edlen und frommen Ritter, ein Sohn geboren. Weil das Kind ihr einziges war, so versprachen die Eltern Gott und dem heiligen Petrus und Paulus, sie wollten es in Rom vom Papste taufen lassen, wenn sie am Leben blieben. Zur selben Zeit hatte der Graf von Antwerpen ein Gesicht während der Schwangerschaft seiner Frau, in welchem er sah, wie der Heilige Vater in Rom viele Kindlein taufte und im Glauben stärkte. Diesen Traum deutete man ihm dahin, daß er einen Sohn bekommen werde, den er vom Papste taufen lassen müsse. Das Kind wurde geboren und mit Sorgfalt auferzogen, als es aber zwei Jahre alt war, da trug es sein Vater nach Rom. In der Stadt Lucca traf er den deutschen Ritter, welcher zum gleichen Zwecke nach Rom zog, und sie taten sich zusammen; die Kindlein aber schlossen innige Freundschaft und aßen und schliefen miteinander. Die Knaben wurden in der Kirche des Heilandes vom Papste getauft und der Grafensohn erhielt den Namen Amelius, während der Ritterssohn Amicus genannt wurde. Nach der heiligen Handlung ließ der Papst zwei mit Gold und Edelsteinen verzierte Holzbecher bringen, welche einander völlig gleich waren, die gab er den Kindern und sprach: "Nehmt diese Gabe zur Erinnerung daran, daß ich euch in der Kirche des Heilandes getauft habe!" Dann kehrten die Eltern wieder voll Freude heim, jeder in sein Land.

      Dem deutschen Ritterssohn gab Gott große Weisheit, und als er das Mannesalter erreicht hatte, da raffte ein Fieber seinen Vater hinweg. Nach dem Tode des Vaters taten ihm seine Neider aus Haß mancherlei Unrecht, doch er trug geduldig, was man ihm antat. Schließlich trieben sie es so weit, daß sie ihn samt seinen Getreuen vom väterlichen Erbe verjagten, und er sprach zu seinen Begleitern: "Aus Haß haben mich meine Neider von meinem Erbe vertrieben, aber ich baue auf die Hilfe Gottes. Gehen wir an den Hof des Grafen Amelius, der mein Freund und Gefährte wurde. Dieser wird uns mit seiner Habe reich machen. Tut er das nicht, so ziehen wir zu Hildegard, der Königin und Gattin des Frankenkönigs Karl, welche gewöhnlich die Enterbten unterstützt." Sie begaben sich also an den Hof des Grafen, doch sie fanden ihn nicht, denn er war nach Deutschland gegangen, um seinen Freund über den Tod des Vaters zu trösten. Als der Graf denselben nicht antraf, ging er voll Unmut fort und beschloß, nicht eher heimzukehren, bis er seinen Gefährten Amicus gefunden habe. Ebenso suchte dieser seinerseits den Grafen ohne Unterlaß. Dabei kam er mit seinen Begleitern in das Haus eines Edelmannes, wo er beherbergt und bewirtet wurde. Der Edelmann aber sagte zu den Getreuen des Ritters: "Bleibt bei mir, ihr Herren, ich will eurem Herrn um seiner großen Weisheit willen meine Tochter geben und euch alle will ich reich an Gold und Gut machen." Dieser Rat gefiel ihnen und sie feierten mit großen Festen die Hochzeit des Amicus.

      Als sie ein Jahr und ein halbes dort verweilt hatten, sprach Amicus zu seinen Getreuen: "Wir haben übel gehandelt, daß wir es solange unterlassen haben, Amelius zu suchen." Und er ließ zwei seiner Gefolgsleute und seinen Becher zurück und machte sich auf gen Paris. Der Graf aber hatte Amicus ohne Unterlaß zwei Jahre lang gesucht und zog gleichfalls nach Paris. Auf dem Wege dorthin traf er einen Pilger, den fragte er nach Amicus, dem Landflüchtigen. Obwohl ihm der Pilger keine Auskunft geben konnte, schenkte er ihm doch seinen Mantel und bat ihn, für den Erfolg seines Suchens zu beten. Am nämlichen Abend traf Amicus den Pilger und fragte ihn nach dem Grafensohn von Antwerpen. "Spottet Ihr meiner," sprach da der Pilger voll Unmut, "Ihr selbst seid doch Amelius und habt mich erst heute nach Eurem Gefährten Amicus gefragt!" So ähnlich sahen die Freunde einander.

      Am anderen Morgen war Amelius wieder von Paris aufgebrochen und saß mit seinen Rittern in einer blühenden Wiese am Seinefluß beim Mahl. Als sie aber Amicus mit seinen bewaffneten Begleitern heranreiten sahen, da sprangen sie auf, waffneten sich und ritten ihnen entgegen. Indessen sprach Amicus zu seinem Gefolge: "Ich sehe fränkische Ritter, welche in Waffen auf uns zukommen. Kämpft tapfer und verteidigt euer Leben!" Dann gingen beide Teile mit gefällten Lanzen und entblößten Schwertern aufeinander los, aber ehe sie zusammenprallten, fügte es Gott, daß sie ihre Rosse anhielten. "Wer seid Ihr, Ritter," sprach Amicus, "da Ihr Amicus, den Verbannten, und seine Begleiter töten wollt?" Jetzt erkannte Amelius seinen Gefährten und gab sich ihm zu erkennen. Sie stiegen beide vom Rosse, umarmten einander und dankten Gott, daß er sie endlich zusammengeführt habe. Darauf gingen sie an den Hof des Frankenkönigs Karl; dieser empfing sie freundlich und machte Amicus zu seinem Schatzmeister, Amelius aber zu seinem Seneschall.

      Nach dreijährigem Aufenthalt am Hofe zu Paris sprach Amicus eines Tages zu seinem Freund: "Lieber Gefährte, mich verlangt danach, meine Frau zu besuchen, welche ich daheim zurückließ. Ich werde zurückkehren, sobald ich es vermag. Bleibe du am Hofe, aber hüte dich, die Königstochter zu berühren und nimm dich vor dem treulosen Ardri in acht!" Aber als Amicus fort war, warf Amelius seine Augen auf die schöne Königstochter und vergaß das Gebot seines Gefährten. Und das war nicht weiter merkwürdig, denn er war weder heiliger als David noch weiser als Salomo. Unterdessen kam der treulose Ardri, der ihn beneidete, zu ihm und sprach: "Du weißt also nicht, daß Amicus geflohen ist, weil er den Schatz des Königs bestohlen hat?" So drängte er sich an ihn, daß Amelius mit ihm Freundschaft schloß und ihm sein Geheimnis enthüllte. Eines Tages, als der Graf dem König das Wasser zum Händewaschen reichte, sprach der falsche Ardri zu Karl: "Nehmt kein Wasser von diesem Schurken, mein Herr und König, denn er ist des Todes mehr wert als des Lebens, weil er der Königstochter die Blüte der Jungfrauschaft genommen hat." Bei diesen Worten des Verräters fiel Amelius zitternd zu Boden und konnte kein Wort hervorbringen. Der König jedoch hob ihn wohlwollend auf und sprach: "Erhebe dich, Amelius und fürchte dich nicht, sondern verteidige dich gegen diesen Vorwurf!" Da erhob sich der Graf und sprach: "Mein Herr und König, glaubt nicht den Lügen des falschen

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