Wenn sie mich finden. Terri Blackstock

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Wenn sie mich finden - Terri Blackstock

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41 Dylan

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       62 Casey

      1

      Casey

      Die Lichter des Polizeiwagens in meinem Rückspiegel machen mich fertig. Shady Grove liegt gerade zehn Meilen hinter uns. Die Polizei rast mit Blaulicht und Sirene durch den Verkehr und klebt mir so an den Fersen, dass das kreisende Licht blauen Terror in mein regennasses Auto malt. Es gibt keine Möglichkeit anzuhalten – der Verkehr ist zu dicht und der Straßenrand wird von Gräben begrenzt.

      Mein Herz hastet und stolpert, ich bin schweißgebadet.

      Aber irgendwie spüre ich auch eine Spur Erleichterung. Bald wird es also vorbei sein – das Wegrennen, das Versteckspiel, dieses Sichdurchschlagen mit falscher Identität, das einen dem wirklichen Leben entfremdet. Denn es tut fürchterlich weh, wenn man sich Beziehungen vom Herzen reißen muss wie heißes Wachs.

      Doch so rasch die Erleichterung gekommen ist, so rasch vertreibt die Wirklichkeit sie auch wieder. Denn mein Leben wird vorbei sein, wenn sie mich meinen Peinigern übergeben. Und dann werden sie es auf meine Familie absehen.

      Ich betrachte mich selbst im Rückspiegel. Sie werden mich sofort erkennen, die Verletzungen sind eindeutig. Mein Kinn ist geschwollen und verkratzt, an meiner Hand klebt Blut. Die Beine in den zerrissenen Jeans fühlen sich auch blutig an und zerschrammt. Wen wird es interessieren, dass ich heute Nacht um mein Leben gekämpft habe – und um das Leben eines weiteren Menschen? Dass ich etwas Gutes getan habe, wird nicht zählen; schließlich haben sie am Tatort meine DNA an der Leiche meines besten Freundes gefunden. Für sie bin ich nichts als eine kaltblütige Mörderin. Sie werden sagen, ich verdiene, was immer passiert.

      Der Polizeiwagen ist jetzt fast direkt hinter mir. Ich biege auf den Parkplatz eines Kinos ab, wissend, dass sie mir folgen und mich gleich mit vorgehaltener Waffe umzingeln werden.

      Aber nein – sie bleiben auf der glitschigen Straße, fahren am Parkplatz vorbei. Mit angehaltenem Atem drehe ich mich um und beobachte sie durch die nasse Heckscheibe, starr vor Erstaunen, bis sie eine halbe Meile weiter ihr Ziel erreichen. Ein Unfall. Zwei Wagen sind beteiligt und die Polizeiwagen blockieren die Straße und stoppen den Verkehr.

      Ich stoße die Luft aus und spüre Tränen kommen. Es ist also nicht vorbei. Es geht weiter. Ich werde weiter auf der Flucht sein.

      Ich wische mir mit dem nassen Ärmel über die Augen und nehme mich gerade genug zusammen, um mein Auto im Schatten des Kinogebäudes zu parken. Dann angele ich nach meiner Handtasche und der Reisetasche, die ich vor ein paar Tagen hinter meinem Sitz verstaut habe. Ich krame in der Handtasche und finde Make-up und Lippenstift. Ich wünschte, ich hätte auch Lidschatten und Puder, aber beides ist in der Wohnung, in die ich nicht mehr zurückkann.

      Ich schalte die Spiegelbeleuchtung an und trage das Make-up auf mein zerschrammtes Kinn auf. Die Wangenknochen bearbeite ich mit Lippenstift, um sie etwas normaler aussehen zu lassen.

      Es ist nicht perfekt, aber zumindest sieht man nicht mehr auf den ersten Blick, dass ich heute Abend zusammengeschlagen wurde. Ich ziehe den Reißverschluss der Reisetasche auf und greife nach der schwarzen Baseballkappe, fasse mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und ziehe die Kappe darüber.

      Im Aschenbecher finde ich eine Münze, die hoffentlich als Schraubenzieher taugt. Ich steige aus dem Wagen und gehe zurück zur Einfahrt des Parkplatzes. Es ist spät, der letzte Film ist vorbei, aber auf dem Gelände steht noch eine Handvoll verstreuter Autos. Ein rostiger Buick mit zwei platten Reifen steht am nächsten, also knie ich mich dahinter – im strömenden Regen – und schraube das Nummernschild ab.

      Dann gehe ich rasch zurück zu meinem Wagen und tausche die Nummern aus. Sie werden bald in weitem Umkreis nach meinem Kia fahnden. Ich muss ihn irgendwie loswerden, aber vorerst muss es mit dem falschen Nummernschild gehen, bis ich weit genug von hier weg bin.

      Zurück auf der Straße, biege ich bei nächster Gelegenheit in eine Nebenstraße ab, um den Unfall zu umfahren. Ich bleibe auf Nebenrouten und steuere Richtung Westen. Nach etwa einer Stunde rechne ich nicht mehr jede Minute mit Martinshorngeheul. Ich weiß nicht, wo ich bin, aber wenn man kein Ziel hat, ist es egal, ob man sich verfährt.

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      Stunden später überquere ich die Grenze nach Mississippi und lasse Alabama und Georgia hinter mir. Jetzt muss ich schleunigst mein Auto loswerden.

      Mein Kinn tut weh, mein Knie und mein blutiges Schienbein ebenfalls. Die Müdigkeit zerrt an mir wie ein Spannseil. Ich muss eine Bleibe finden und mich sauber machen.

      Eine

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