Alles hat seine Zeit. Reinhold Stecher
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Brief des Kaplans Seiner Heiligkeit
Mit kirchlichen Würden und Titeln hatte Reinhold Stecher seine Schwierigkeiten. Im Jahre 1976 hat es ihn selbst erwischt: Er wurde zum Monsignore ernannt, das bedeutet „Kaplan Seiner Heiligkeit“. Ich vergesse nicht sein maliziöses Lachen, als er uns seine „vatikanische Beförderung“ mitteilte. Wohl als seelisches Ventil hatte er damals folgenden fingierten Brief verfasst:
Carissimi!
Eure Gratulationen haben in UNS die lebhaftesten, dankbaren und väterlichen Gefühle geweckt, so dass WIR UNS entschlossen haben, Euch mit einem huldvollen Handschreiben zu beglücken.
WIR sind noch selbst überwältigt von der überaus hohen Würde, zu der WIR berufen wurden, und von der aus WIR unsere bisherigen Connaissancen und Bekanntenkreise in unendlichem Abstand unten liegen sehen. Trotzdem fühlen WIR UNS gedrängt, den angemessenen Abstand in leutseliger Weise zu überbrücken, soweit die Autorität und Erhabenheit UNSERES Amtes dies zulässt. Da nicht zu verleugnende Bande des Blutes UNS mit Euch verbinden und WIR UNS UNSERER niederen Abkunft nicht zu schämen brauchen, mag eine gewisse Vertraulichkeit gestattet sein, die in die intimeren Lebensbereiche eines hohen Würdenträgers Einblicke gewährt, wie sie sonst dem gewöhnlichen Volke vorenthalten werden müssen.
WIR gestehen schmerzbewegt, dass es im Drang der Geschäfte des Alltags sehr leicht geschehen kann, dass vor allem mit dem Vollzug banaler Tätigkeiten wie der Inbetriebnahme des Zweirads, des Löschens der Schultafel, des Korrigierens von Prüfungsaufgaben und Ähnlichem das notwendige Würde-Bewusstsein etwas leidet oder überdeckt wird.
Wenn aber der Abend kommt und die Dienerschaft sich zurückgezogen hat, pflegen WIR vor den Spiegel zu treten, UNS in die Augen zu schauen, UNS wiederum übermannen zu lassen wie bei der Öffnung des inhaltsschweren Dekretes und dann zu UNS zu sagen: Gute Nacht, Monsignore!
Und dann kann es geschehen, dass die Welt um UNS versinkt und WIR UNS umgeben wissen von Kolonnaden und Springbrunnen, Schweizergarde und Spitzenchorröcken. WIR hören förmlich das Rauschen der Schleppen und den Klang der silbernen Fanfaren und finden UNS in jener Welt, für die WIR UNS – hier sei es offen gesagt, da WIR nicht fürchten müssen, falsch verstanden zu werden, – schon immer geboren wussten.
Soweit es in UNSEREN bescheidenen Kräften liegt, werden WIR alles tun, um den Glanz der päpstlichen Hofhaltung durch häufige und geschäftige Anwesenheit zu erhöhen, wenn auch UNSERE römischen Aufgabenkreise als Capellanus Suae Sanctitatis noch von einer etwas schmerzlichen Unbestimmtheit gekennzeichnet sind und dringend deutlicher präzisiert werden müssen (WIR erwarten täglich ein entsprechendes Motu proprio des Heiligen Stuhles).
Im erhebenden Bewusstsein, dass auch in Euren Kreisen eine, wenn auch vielleicht noch undifferenzierte und der Sache nicht ganz entsprechende Ahnung von der kirchengeschichtlichen Bedeutung dieser Ernennung aufgeblüht ist, reichen WIR Euch mit aller Herablassung, deren WIR fähig sind, geistigerweise die Hand über den Alpenhauptkamm zum Kusse.
Generalabsolution
Die kirchliche Begriffswelt ist
bei vielen Menschen stark im Schwinden.
Man müsste doch für dies und das
verständlichere Worte finden.
Die „Generalabsolution“
ist etwas, was man nicht versteht,
weshalb dann auch die Fantasie
in völlig falsche Richtung geht …
Generalabsolution in der k. u. k. Armee
Einzug der Würdenträger
Wandel im Priesterkleid im Laufe eines Bischofslebens (1927–1992)
Klerikaler Beitrag zur Geschichte der Uniformen
1 Kardinal in Cappa Magna (1930)
2 Domherr in Spitzenrobe (1930)
3 Landpfarrer, Modell Reimmichl (1930)
4 Primiziant um 1930
5 Kaplan um 1940 (Adjustierung je nach Einsatzgebiet)
6 Mönch im Habit
7 Derselbe im leichten Urlaubskostüm
8 Pensionist im Hauskleid
9 Geistlicher Rat im Festtalar
10 Bettelmönch (1930) bei Missionssammlung
11 Bettelmönch (1992), bei Dritte-Welt-Konzert
12 Stadtseelsorger, aufgeschlossen, aber gemäßigt