El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts

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El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde - Brigitte Lamberts Krimi

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auf weißem Grund, die an einer Stange in das Schaufenster hineinragte. Wie hatte sein Freund noch gesagt? Auf Mallorca haben wir unter den hier lebenden Deutschen die gleichen Strukturen wie in der Heimat.

      Es gibt Nazis, Nazigegner, Mitläufer, Juden, Kommunisten und Pazifisten. Goldschmidt murmelte: »Ja, ja, und die Nazis sind auf der Insel ebenso straff organisiert wie im Reich.« Das Wort Heimat kam ihm nicht über die Lippen. Aber wie konnte sein Freund ihm einen Nazi als Fotografen empfehlen? Er wandte sich ab und ging schnellen Schrittes zur Straßenbahn, die ihn zurück nach El Terreno bringen sollte.

      Cala Illetes. Gemeinde Calvià. Sven geht die Steinstufen vom Parkplatz hinunter und gelangt über die Holzbohlen auf die Terrasse von Manuels Restaurant, das heute geschlossen hat. Nach wenigen Metern erreicht er Lucías Strandbar. Er sieht Salvator, den Ehemann von Lucía, der gerade einen Stehtisch auf die Terrasse schleppt. »Hola«, ruft er. Salvator, der schlanke, großgewachsene Mann mit den ergrauten Schläfen und den unzähligen kleinen Lachfalten um die Augen, dreht sich um und kommt auf Sven zu.

      »Schön, dich zu sehen.« Sie umarmen sich. »Alles gut bei dir?«

      Sven bejaht. »Und bei dir?«

      »Alles bestens«, erwidert Salvator mit einem Lächeln.

      »Wie fühlst du dich so ohne Lucía?«

      »Jetzt geht es ja, aber als sie damals Manuels Küche unter ihre Fittiche genommen hatte, war das schwer.« Schnell schiebt er nach: »Für uns beide.« Er grinst. »Aber die Tapas-Bar hat ja nur mittags auf. Deshalb werde ich meine Frau abends in die Arme schließen können.«

      Sven lacht. »Das hoffe ich für dich.« Er legt Salvator die Hand auf die Schulter. »Aber wie ich deine Frau kenne, wird sie es sich nicht nehmen lassen, ab und an auch abends Manuel Konkurrenz zu machen.«

      Salvator seufzt. »Wenn es denn ihr Herzenswunsch ist. Seit sie sich bei euch engagiert, ist sie ausgeglichener, glücklicher. Valdemossa ist eben ein Nest, sehr schön zwar, aber langweilig. Was soll ich machen?«

      »Nix!«, antwortet Sven. »Lass ihr den Freiraum, denn deinen Job als Bibliothekar im Kloster wirst du ja wohl nicht aufgeben, oder?«

      »Gott behüte. Das wäre eine große Dummheit.«

      »Eben.« Sven schaut sich um. »Kann ich dir helfen?«

      »Gut, dass du fragst, sonst würde ich glatt an unserer Freundschaft zweifeln.« Salvator zeigt ans Ende der Terrasse. »Dort müssen die Stehtische hin.«

      Nachdem Salvator und Sven die Tische aus dem Schuppen nach draußen getragen und aufgestellt haben, betreten sie den großen Essraum der Strandbar. Lange Tische mit weißen Tischdecken darauf bilden ein großes Rechteck. Héctor und Carlotta, die Angestellten von Manuel, decken ein und Christina, Manuels Ehefrau, stellt Kerzen auf. Sven geht dem Duft nach Rosmarin, Zwiebeln, gerösteten Pinienkernen und geschmortem Kohl nach und wirft einen Blick in die Küche. Manuel ruft dem Kochschüler Sebastián Anweisungen zu und Lucía schließt gerade die Backofentür. Als sie sich mit hochrotem Kopf umwendet, stößt sie auf Sven, der sich neugierig herangeschlichen hat.

      »Lass mal schauen«, bittet er sie und zeigt auf den Herd.

      »Mach, dass du hier rauskommst!«, blafft sie ihn an und streicht sich eine ihrer dunklen Haarsträhnen hinter das Ohr.

      »Ich will doch nur helfen«, kommt es kleinlaut zurück.

      »Aber nicht in der Küche, verschwinde.«

      Manuel fasst seinen Freund mit beiden Händen an der Schulter, schiebt ihn hinaus und ruft noch: »Wenn du helfen willst, frag Héctor!«

      Kurz vor 20 Uhr kommen die ersten Gäste, fast alle sind Stammgäste von Manuel, es sind nur wenige neue Gesichter dabei. Sven begrüßt sie und bittet auf die Terrasse zu einem Aperitif. Er unterhält sich mal hier und mal dort, dabei lässt er die Steintreppe, die vom Parkplatz zu den Restaurants führt, nicht aus den Augen. Dass seine Freunde meist in letzter Minute kommen, ist er gewohnt, aber wird sich auch Sara auf den Weg nach Illetes machen?

      In die Gespräche auf der Terrasse mischt sich derweil eine tiefe, warme Stimme. »Herzlich willkommen«, begrüßt Manuel die Gäste. In der blütenweißen Kochschürze und dem roten Vorbinder sowie einem ebenfalls roten Halstuch macht er eine richtig gute Figur. »Wir«, Manuel zeigt auf Lucía, die neben ihm steht, dann auf Sven, der am Stehtisch lehnt, und schließlich auf sich, »freuen uns, Sie heute zur Einweihung unserer neuen Tapasbar begrüßen zu dürfen. Ab morgen gibt es nicht nur ‚Manuel‘s Restaurant‘, sondern auch ‚Lucía‘s Strandbar‘.« Der nächste Satz wird von Applaus übertönt.

      Manuel lächelt und hebt die Hände, um sich erneut Gehör zu verschaffen. »Sie dürfen sich bei Lucía auf bodenständige, saisonale Leckereien einstellen. In erster Linie wird es bei ihr tapas und frische Salate geben. Genau das Richtige für den mittäglichen Appetit.« Dann erhebt auch Lucía ihre Stimme: »Tapas sind meine Leidenschaft, echte mallorquinische und natürlich auch neue Kreationen. Jeden Tag werde ich meine Gäste mit einer noch nicht dagewesenen Idee überraschen, versprochen.« Sie strahlt über das ganze Gesicht und die Freude an der neuen Herausforderung ist ihr anzusehen. »Doch nun sind wir soweit, es ist angerichtet! Wenn ich Sie bitten darf.« Sie zeigt mit der Hand zur offenen Tür, die in den Gastraum führt.

      Kaum haben die Gäste an den Tischen Platz genommen, da sieht Sven seine Freunde Alejandro und Paco gemächlich auf die Terrasse zuschlendern. Mit den Worten »Mensch, ihr habt aber die Ruhe weg« begrüßt er die beiden mit einer Umarmung. »Na, so ganz bist du noch nicht akklimatisiert, daran müssen wir noch arbeiten«, bemerkt der Marquis und klopft ihm freundschaftlich auf den Rücken. Auch Paco grinst darüber, dass es die Deutschen mit der Zeit immer so genau nehmen.

      Die Stimmung unter den Gästen ist gelöst. Sie unterhalten sich angeregt, auch die, die sich noch nicht kennen. Sven lässt die Atmosphäre auf sich wirken. Wie Manuel es doch immer wieder schafft, mit nur wenigen Worten und allein durch seine Anwesenheit ein Gefühl der Herzlichkeit zu erzeugen, erstaunt ihn stets aufs Neue.

      Héctor und Carlotta gehen mit Weinflaschen um den großen Tisch herum und schenken je nach Wunsch Weiß- oder Rotwein ein. Sebastián wirkt etwas unbeholfen, als er die großen Schüsseln mit den Pimientos de patrón, den mit Meersalz bestreuten Bratpaprika, auf den Tischen abstellt.

      Sven schmunzelt. Der junge Kochschüler wirkt bemüht, sehr freundlich und zuvorkommend, aber irgendwie noch ein wenig ungelenk. Er findet es klasse, dass Manuel nicht auf erfahrene Servicekräfte zurückgreift, sondern seinen eigenen Nachwuchs ausbildet. Mit Héctor und Carlotta hat das prima funktioniert, in wenigen Tagen werden sie für die beiden eine Party geben, dann haben die Auszubildenden ihren Abschluss geschafft. Und so wie es aussieht, werden sie bleiben. Wir haben auch genug zusammen durchgestanden, erinnert er sich. Als Manuel so krank war, haben die beiden sich als äußerst zuverlässig erwiesen. Sie sind empathisch und locker drauf. Und sie erkennen hier ihre Chance. Sven wird aus seinen Gedanken gerissen, denn gerade bringen Sebastián, Héctor und Carlotta die Keramikschalen mit den nächsten tapas. Es duftet köstlich: Llom amb col, Schweinelende in Kohl, das erkennt Sven sofort, Perdius guisades, gedünstetes Rebhuhn, und Albergínies farcides, Auberginen mit Hackfleisch gefüllt.

      Zwischen deftigem Essensduft und ausgelassener Heiterkeit mischt sich ein merkwürdiges Gefühl, das Sven nicht deuten kann. Ein Kribbeln breitet sich in seinem Bauch aus. Langsam, unkontrollierbar, aber nicht unangenehm. Um ihn herum wird gelacht, diskutiert und kräftig zugelangt, doch nimmt er den Geräuschpegel

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