El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde. Brigitte Lamberts
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Читать онлайн книгу El Gustario de Mallorca und das tödliche Gemälde - Brigitte Lamberts страница 9
»Durch die gesellschaftliche Rolle, die ihre Eltern gespielt haben, ist Sara Füssli in Zürich keine Unbekannte«, wirft der Privatdetektiv ein.
»Das macht doch keinen Unterschied.«
Urs Steiner schaut seinen Freund an. »Also soll ich sie suchen.«
»Ja, finde sie für mich!«
»Hast du irgendeinen Anhaltspunkt?«
Moser überlegt kurz, ehe er antwortet. »Bahnfahrten hasst sie und längere Strecken mit dem Auto vermeidet sie auch.«
»Okay.« Der kleine drahtige Mann lächelt. »Jemand am Züricher Flughafen ist mir noch einen Gefallen schuldig.«
Kapitel 8
Palma. El Terreno. 10. Juli 1940. Julius Goldschmidt stand mit dem Rücken zum Meer auf der Terrasse seiner Villa. Mit einer silbernen Zange griff er die Eiswürfel aus dem kleinen Kühler und verteilte sie in den klobigen Gläsern. Wie er es von den Mallorquinern gelernt hatte, füllte er das Glas zu einem Drittel mit Gin, gab einen kleinen Schluck Tonic dazu und ließ eine Limettenscheibe hineinfallen. Erst reichte er Miguel Moreno ein Glas, dann Max Horrmann.
»Es gibt wohl nichts zu feiern«, bemerkte sein mallorquinischer Freund Miguel, als er das Glas entgegennahm.
»Nein, zu feiern gibt es nichts, sonst stände hier eine Flasche Champagner oder auch zwei.« Goldschmidt lächelte traurig. »Aber es ist schön, dass ihr da seid.«
Er hob sein Glas und prostete seinen Freunden zu. Dann setzte er sich schwerfällig in den noch freien Rattansessel zwischen die beiden.
»Wo ist Elisabeth?«, fragte Miguel.
»Sie fühlte sich nicht wohl und ist schon zu Bett gegangen.«
In Gedanken versunken blickten die drei auf das immer noch blau schimmernde Meer. Nach einer Weile zog der Gastgeber einen zusammengefalteten Brief hervor und reichte ihn Moreno mit den Worten: »Das ist heute mit der Post gekommen.« Der Mallorquiner faltete das Papier auseinander und schaute auf den Absender. »Von der spanischen Sicherheitsbehörde?«
»Ja, vom Kommissariat für Ermittlungen und Überwachung hier in Palma.«
»Was wollen die?« Seine dunklen Augen funkelten.
»Lies«, bat der Gastgeber.
Moreno überflog die Zeilen und fasste laut zusammen: »Ihr werdet aufgefordert, Mallorca innerhalb von zehn Tagen zu verlassen.«
»Kommen wir der Aufforderung nicht nach, droht uns die Abschiebung nach Deutschland«, ergänzte Julius Goldschmidt mit einem bitteren Unterton. »Abschiebung bedeutet Deportation!«
»Verdammt! Das hast du die ganze Zeit befürchtet.« Der großgewachsene Hotelier Max Horrmann sprang von seinem Sessel auf.
»Ja, damit war zu rechnen, aber nicht jetzt schon. Und nur eine Frist von zehn Tagen.« Der ältere Mann nahm einen kräftigen Schluck.
Horrmann strich sich über seine kurzen blonden Haare. »Bist du im britischen Konsulat weitergekommen?«
»Nein.« Goldschmidt zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ich habe alle erforderlichen Unterlagen eingereicht, aber die können oder wollen mir die Einreisepapiere nicht ausstellen.«
Der Mallorquiner holte tief Luft und stellte schonungslos fest: »Ihr seid auf der Insel gefangen.«
»Und wenn ich versuche, gefälschte Visa zu bekommen?«, überlegte Max Horrmann laut und trank nochmal einen Schluck Gin. Die Hilflosigkeit war ihm ziemlich deutlich anzusehen.
»Wie willst du das anstellen?« Goldschmidt lachte unnatürlich laut auf. »Dann kannst du auch gleich neue Pässe für uns besorgen. Auf unseren prangt groß und fett seit einigen Monaten das rote J für Jude«, schrie er heraus, um sofort mit einer Handbewegung um Entschuldigung zu bitten.
»Und wenn ihr euch nach Menorca absetzt?«, schlug Miguel vor. Doch der Hotelier unterbrach ihn brüsk.
»Viel zu gefährlich. Auch da seid ihr auf der Insel gefangen und die ist viel kleiner als Mallorca.« Er drehte sich seinem Freund zu. »Du stehst schon seit geraumer Zeit unter Beobachtung. Aber ich weiß nicht, warum gerade du. Ihr lebt doch ziemlich zurückgezogen.«
»Seit wann weißt du das?«, fragte Goldschmidt mit erstickter Stimme.
»Ich habe es erst gestern erfahren.«
Auf Goldschmidts fassungslosen Gesichtsausdruck hin erklärte Max Horrmann: »Bei uns im Hotel treffen sich die Parteibonzen der NS-Ortsgruppe Palma. Da wird schon mal ausgelassen gefeiert. Gestern, als ich die Herren begrüßte, wurde ich aufgefordert, mich kurz auf einen Drink zu ihnen zu setzen, und so bekam ich Gesprächsfetzen mit.« Schnell schob er nach: »Würde ich das nicht machen, wäre ich meine Stellung als Hotelchef sofort los.«
Für eine kurze Zeit schwiegen die drei und schauten in Gedanken versunken auf die Bucht von Palma. Dann legte Miguel die Hand auf die Schulter seines jüdischen Freundes. »Ich hatte es ja schon einmal angedeutet. Einige meiner Landsleute, Franco-Gegner, haben sich nach den blutigen Kämpfen ins Gebirge zurückgezogen.«
»Wie stellst du dir das vor?« Goldschmidt schüttelte energisch den Kopf. »Hitler ist auf dem Vormarsch, es gelingt ihm im Augenblick alles. Es wird für uns nicht besser, es wird nur noch schlimmer werden. Wie lange sollen wir uns verstecken? Auch wenn ihr uns unter Lebensgefahr unterstützt, das werden Elisabeth und ich körperlich nicht schaffen.« Er stand auf und füllte erneut die Gläser. Dann wandte er sich dem Meer zu, das friedlich in der untergehenden Sonne schimmerte. Er wischte sich eine Träne von der Wange. »Ich habe nur noch eine kleine Chance. Ich werde in die Höhle des Löwen gehen müssen.«
Kapitel 9
Madrid. Gran Hotel Inglés. Kurz nachdem er das Auktionshaus verlassen hat, klingelt sein Handy. Die Leitung funktioniert wieder. Chen Yáng verliert nicht viele Worte, nur dass er schon auf dem Weg nach Madrid sei und ihn sofort nach der Landung zu sprechen wünsche. Das Beben in der Stimme seines Chefs entgeht Bao Huáng nicht. So hat er ihn noch nie erlebt. Er hat aber auch noch nie versagt. Nach einer Einladung zum Essen hört sich die Aufforderung, zum Gran Hotel Inglés zu kommen, nicht an.
Bao Huáng steht vor dem ältesten Luxushotel Madrids. Das zumindest hat ihm der Pförtner seiner einfachen Unterkunft mit stolzem Unterton verkündet, als er ihn nach dem Weg dorthin fragte. Es wurde 1886 als erstes Hotel in der Hauptstadt eröffnet, hatte er begeistert erzählt, und war vor einigen Jahren kernsaniert worden. Mittlerweile gilt es als eine der schönsten Immobilien der Stadt. Die Innenausstattung sei angelehnt an das Art déco, wusste er noch zu berichten.
Ein Blick auf seine Armbanduhr zeigt Bao Huáng: Er ist noch in der Zeit. Seine Landsleute sind nicht die Pünktlichsten, doch er weiß, Chen Yáng sollte er nicht warten lassen. Jetzt schon mal gar nicht. Er geht durch die geschwungenen Glastüren. Die Lobby ist gediegen eingerichtet und wirkt dennoch modern mit ihren formschönen runden Sesseln und den in indirektes Licht getauchten