Globaler Klimawandel aus ökonomischer Perspektive. Frank Hubert
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Angesichts der globalen Dimension ist ein koordiniertes Vorgehen der Staatengemeinschaft notwendig. Es sollten möglichst alle Volkswirtschaften eingebunden werden. Eine Problemlösung, die zumindest ein Großteil der Staaten akzeptiert, wird aber nur dann möglich sein, wenn diese auch als international gerecht angesehen wird. Jeder Erdenbürger hat nach dieser Sichtweise die gleichen Rechte, aber auch die gleichen Pflichten. Es ist völlig undenkbar, dass bald acht Milliarden Menschen einen ähnlichen Lebensstil pflegen, wie er vor allem in den westlichen Industriestaaten derzeit üblich ist. Das Beispiel Ozonloch zeigt eindrucksvoll, dass es prinzipiell auch möglich ist, globale Umweltprobleme zu lösen.
Die mikroökonomische Betrachtungsweise zeigt, dass trotz staatlicher Rahmenordnung auch die Eigeninitiative jedes Unternehmens und jedes Verbrauchers gefordert ist. Nur für den Fall, dass weltweit der überwiegende Teil der Betriebe und Haushalte hinter dem Ziel einer Klimawende steht, lässt sich diese umsetzen. Ist dies nicht der Fall, kommt es nicht nur zu zahlreichen Ausweichreaktionen auf staatliche Maßnahmen, sondern auch zu erheblichen politischen und gesellschaftlichen Konflikten. Obwohl der Beitrag des einzelnen Erdbewohners bei globalen Problemen verschwindend gering ist, entbindet dies den Einzelnen daher nicht von der Aufgabe, die Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten. Die Entwicklung umweltfreundlicher und klimagerechter Güter und Produktionsverfahren sowie die Umstellung des Verbraucherverhaltens in Richtung nachhaltiger Lebensstile sind daher notwendig.
Das abschließende Fazit in Kapitel 8 fasst die wesentlichen Ergebnisse der ökonomischen Analyse zusammen und zeigt, wie die Menschheit die negativen Folgen des anthropogenen Klimawandels auf ein akzeptables Maß begrenzen kann. Hierfür sind sowohl internationale Vereinbarungen und klimafreundliche staatliche Rahmenordnungen als auch Innovationen der Betriebe und Verhaltensänderungen der Verbraucher zwingend nötig. Nur das Zusammenspiel all dieser Faktoren wird eine Begrenzung der Erderwärmung ermöglichen.
Mein herzlicher Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Zahlreiche Diskussionen im Kollegenkreis, aber auch mit Freunden, Bekannten und Verwandten zu diesem hochaktuellen und interdisziplinären Thema sind ebenso eingeflossen wie diverse Beiträge von Studierenden im Rahmen von Abschluss- oder Seminararbeiten. Ganz besonders möchte ich mich bei Herrn Dr. Uwe Fliegauf vom Kohlhammer-Verlag bedanken. Er hat dieses Buchprojekt initiiert und die Entstehung der Monographie mit großem Engagement begleitet.
Frank Hubert
Mannheim, im Juni 2020
1. Ökologische Hintergründe, empirische Fakten und Institutionen
Seit rund fünf Jahrzehnten gewinnt das Thema Umwelt in der Politik, den Medien und der breiten Öffentlichkeit an Bedeutung. 1972 veröffentliche der Club of Rome seine Studie »Die Grenzen des Wachstums«.1 Darin warnen die Autoren vor der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen. Diese Endlichkeit verhindere ein unendliches materielles Wachstum. Der umweltbelastende Wirtschafts- und Lebensstil stoße daher an Grenzen und sei dringend reformbedürftig. Diese Überzeugung wirkte sich – verstärkt durch die Ölkrise(n) – in Deutschland zunehmend gesellschaftlich und politisch aus. Im Januar 1980 wurde in Karlsruhe die Partei »Die Grünen« gegründet, die aus der Umwelt- und Friedensbewegung der 1970er Jahre entstanden ist. Auch in zahlreichen anderen Ländern entstanden im Laufe der Jahre allmählich Bürgerbewegungen und Parteien, deren zentrales Thema der Schutz und Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen ist.
Die wachsende Bedeutung umweltpolitischer Themen führte auch in den Wirtschaftswissenschaften zu einer stärkeren Berücksichtigung dieses Themenkomplexes. An vielen wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten entstanden Lehrstühle für Umweltökonomie und Nachhaltigkeitsmanagement. Sowohl in der volkswirtschaftlichen als auch in der betriebswirtschaftlichen Fachliteratur schlägt sich dieser Trend ebenfalls nieder. Die Analyse von Umweltproblemen aus ökonomischer Sicht stellt eine zwingend notwendige Ergänzung der rein naturwissenschaftlichen Betrachtungsweise dar. Die Interdependenzen zwischen der Wirtschafts- und Lebensweise in vielen Volkswirtschaften sowie der Zerstörung von Lebensraum und der Ausbeutung von Rohstoffvorkommen sind nicht zu übersehen. Dies gilt auch für den Klimawandel – das aktuell mit großem Abstand wichtigste umweltpolitische Thema.
Die ökonomische Betrachtungsweise von Umweltproblemen orientiert sich an einem Schema, das auch für viele andere wirtschaftspolitische Fragestellungen Anwendung findet. In einem ersten Schritt müssen Ursache-Wirkungszusammenhänge ermittelt werden. Für ein so komplexes Thema wie den Klimawandel ist daher ein grundlegendes Verständnis der ökologischen Zusammenhänge notwendig. Dies umfasst auch die Betrachtung empirischer Daten sowie der institutionellen Rahmenbedingungen. Nur so können die Auswirkungen der Erderwärmung auf viele Bereiche des Wirtschaftslebens beschrieben und untersucht werden. Diese Betrachtungsweise ist dann auch die Basis für die wirtschaftspolitischen Maßnahmen und die individuellen Handlungsoptionen zur Erreichung umweltpolitischer Ziele. Für diesen Ziel-Mittel-Ansatz ist die Definition eines Klimaziels notwendig. Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hat sich die internationale Staatengemeinschaft auf einen maximalen Anstieg der globalen Erwärmung von unter zwei Grad Celsius geeinigt. Wenn möglich, sollte der Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Zeit sogar auf 1,5 Grad begrenzt werden. Soll dieses Ziel erreicht werden, sind einschneidende Maßnahmen in fast allen Wirtschafts- und Lebensbereichen notwendig. Neben dem koordinierten globalen Einsatz geeigneter umweltökonomischer Instrumente muss allerdings auch umfangreiche Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung geleistet werden. Unternehmen und Verbraucher müssen durch ihr individuelles Handeln den Wandel unterstützen. Dies führt zu einer größeren Akzeptanz der Klimawende und kann gesellschaftliche Konflikte verhindern.
1.1 Wetter, Klima, Klimamodelle
Bei Naturwissenschaftlern ist der Zusammenhang zwischen einem Anstieg der Treibhausgasemissionen durch menschliche Aktivitäten und verschiedenen Phänomenen des Klimawandels, wie z. B. der Erderwärmung, unumstritten. Allerdings wird diese Erkenntnis in der Öffentlichkeit nicht überall geteilt.2 Klimaskeptiker verweisen darauf, dass es auch schon vor Jahrzehnten immer wieder warme Winter, Hitzeperioden im Sommer oder Unwetterereignisse gab. Zudem wird die Prognosekraft jener Klimamodelle bezweifelt, mit denen Wissenschaftler die langfristigen Folgen steigender Treibhausgasemissionen abschätzen. Zu guter Letzt bestreiten Teile der Öffentlichkeit, dass der Mensch das Klima beeinflusst.
Wetter und Klima sind zwar miteinander verflochten, aber doch zwei unterschiedliche Dinge. Das Wetter ist der Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt. Es variiert innerhalb von Tagen, teilweise sogar innerhalb von Stunden sehr stark.