David Copperfield. Charles Dickens

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David Copperfield - Charles Dickens Klassiker bei Null Papier

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die­sen Auss­pruch von Mr. Bar­kis muss­ten wir im­mer wie­der la­chen, und wir wa­ren sehr hei­te­rer Lau­ne, als Mr. Peg­got­tys Häu­schen in Sicht kam.

      Es sah ge­nau so aus wie frü­her, nur schi­en es in mei­nen Au­gen jetzt ein we­nig klei­ner zu sein. Mrs. Gum­mid­ge war­te­te in der Tür, als ob sie seit da­mals im­mer noch dort stün­de. In­nen war al­les un­ver­än­dert bis zum See­gras hin­ab in dem blau­en Krug in mei­nem Schlaf­zim­mer. Ich ging in den Sei­ten­schup­pen, um mich ein we­nig um­zu­se­hen und wie­der war ein ver­wor­re­ner Hau­fen von Hum­mern, Krab­ben und Kreb­sen da, alle von dem­sel­ben Ver­lan­gen, die gan­ze Welt zu zwi­cken, be­seelt.

      Aber kei­ne klei­ne Emly war zu se­hen, und so frag­te ich Mr. Peg­got­ty nach ihr.

      »Is in der Schu­le, Sir«, sag­te Mr. Peg­got­ty und wisch­te sich den Schweiß von der Stir­ne. Dann sah er nach der Wand­uhr, »kommt all in zwan­zig oder drei­ßig Mi­nu­ten. Wir ver­mis­sen sie alle, ach Gott.«

      Mrs. Gum­mid­ge seufz­te.

      »Kopf hoch, Mä­chen«, mahn­te Mr. Peg­got­ty.

      »Ach«, sag­te Mrs. Gum­mid­ge, »ich bin n ein­sam ver­las­se­nes Ge­schöpf und sie war die ein­zi­ge, die mich nicht die Que­re ging.«

      Sie schüt­tel­te trä­nen­den Au­ges den Kopf und blies das Feu­er an. Mr. Peg­got­ty sah uns an, wäh­rend sie so be­schäf­tigt war, und flüs­ter­te lei­se hin­ter sei­ner Hand her­vor: »De Olsch.«

      Daraus schloss ich ganz rich­tig, dass seit mei­nem letz­ten Be­such in Mrs. Gum­mid­ges Ge­müts­zu­stand kei­ne we­sent­li­che Ver­än­de­rung ein­ge­tre­ten sein konn­te. Al­les war so reiz­voll wie frü­her, aber den­noch mach­te es einen ganz an­de­ren Ein­druck auf mich. Ich fühl­te mich fast ein we­nig ent­täuscht. Vi­el­leicht trug die Ab­we­sen­heit der klei­nen Emly die Schuld. Da ich wuss­te, wel­chen Weg sie kom­men muss­te, ging ich ihr ent­ge­gen.

      Es dau­er­te auch nicht lan­ge, da tauch­te in der Fer­ne eine Ge­stalt auf, und ich er­kann­te bald Emly, die im­mer noch ein klei­nes Ge­schöpf­chen war, trotz­dem sie ge­wach­sen schi­en. Aber als sie nä­her kam und ich sah, wie ihre blau­en Au­gen noch blau­er und ihr Ge­sicht mit den Grüb­chen noch hei­te­rer, hüb­scher und schel­mi­scher ge­wor­den, über­kam mich ein ganz selt­sa­mes Ge­fühl und ich tat, als ob ich sie nicht kenn­te, und ging vor­bei, als ob ich weit drau­ßen in der Fer­ne et­was er­blick­te. Ich habe der­glei­chen, mir scheint, auch spä­ter noch im Le­ben ge­tan!

      Die klei­ne Emly küm­mer­te sich gar nicht um mich. Sie sah mich recht gut, an­statt sich aber um­zu­dre­hen und mich zu ru­fen, lief sie la­chend fort. Das zwang mich, ihr nach­zu­ren­nen. Aber sie lief so schnell, dass ich sie erst knapp vor dem Häu­schen ein­ho­len konn­te.

      »Ach so, du bists?«

      »Aber du wuss­test doch, wers ist, Emly«, sag­te ich.

      »Und du viel­leicht nicht?«

      Ich woll­te sie küs­sen, aber sie hielt sich die Hand auf ihre Kir­schen­lip­pen und sag­te, sie sei kein klei­nes Kind mehr, lief ins Haus und lach­te noch viel mehr.

      Es schi­en ihr Spaß zu ma­chen, mich zu ne­cken, – eine Ver­än­de­rung, über die ich mich sehr wun­der­te. Der Tee­tisch war ge­deckt, und un­ser klei­ner Kof­fer stand auf dem al­ten Fleck. Aber an­statt sich ne­ben mich zu set­zen, leis­te­te sie der al­ten brum­mi­gen Mrs. Gum­mid­ge Ge­sell­schaft, und als Mr. Peg­got­ty nach dem Grund frag­te, be­deck­te sie sich das Ge­sicht mit den Haa­ren und woll­te nicht auf­hö­ren zu la­chen.

      »Eine klei­ne Spiel­kat­ze«, sag­te Mr. Peg­got­ty und tät­schel­te sie mit sei­ner großen Hand.

      »Dat is se. Dat is se«, rief Ham, »Masr Davy, woll, dat is se« und er saß da und lach­te sie lan­ge an mit ei­nem brenn­ro­ten Ge­sicht, auf dem sich Be­wun­de­rung und Ent­zücken spie­gel­ten.

      Die klei­ne Emly wur­de in je­der Hin­sicht ver­zo­gen und von nie­mand mehr als von Mr. Peg­got­ty, dem sie al­les ab­schmei­cheln konn­te, wenn sie nur zu ihm ging und ihre Wan­gen an sei­nen strup­pi­gen See­manns­bart leg­te. So schi­en es mir we­nigs­tens, als ich es sah, und ich gab Mr. Peg­got­ty voll­kom­men recht. Sie war so zärt­lich und her­zig und da­bei so neckisch und schüch­tern zu­gleich, dass sie mich mehr ge­fan­gen nahm als je.

      Sie war auch sehr weich­her­zig, denn als wir nach dem Tee um den Ofen sa­ßen und Mr. Peg­got­ty eine An­deu­tung über den Ver­lust, den ich er­lit­ten hat­te, fal­len ließ, tra­ten ihr die Trä­nen in die Au­gen, und sie sah mich über den Tisch hin­über so freund­lich an, dass ich ihr sehr dank­bar war.

      »Ja«, sag­te Mr. Peg­got­ty, in­dem er ihre Lo­cken wie Was­ser durch sei­ne Fin­ger lau­fen ließ. »Hier ist auch eine Wai­se, Sir, und hier«, und er klopf­te Ham mit dem Han­drücken auf die Brust, »hier s noch ei­ner, wenn mans ihm auch noch an­merkt.«

      »Wenn ich Sie zum Vor­mund hät­te, Mr. Peg­got­ty«, sag­te ich, »würd ichs wohl auch nicht sehr füh­len.«

      »Schoin seggt, Masr Davy, woll«, schrie Ham ent­zückt, »hur­ra. Schoin seggt, Masr Davy, woll, hört, hört.« Er gab den Schlag mit dem Han­drücken zu­rück und die klei­ne Emly stand auf und küss­te Mr. Peg­got­ty.

      »Und was macht Ihr Freund, Sir?« frag­te mich Mr. Peg­got­ty.

      »Steer­forth?«

      »Woll, woll«, rief Mr. Peg­got­ty und wand­te sich zu Ham. »Ich wuss­te, sien Nam hett mit un­serm Be­ruf zu tun.«

      »Du hest Rud­der­ford seggt«, be­merk­te Ham la­chend.

      »Ja­woll«, ant­wor­te­te Mr. Peg­got­ty, »un du ›stür­st‹ mit en Rud­der, noch? Dat s noch veel an­ners. Wie gehts ihm, Sir?«

      »Als ich fort­ging, sehr gut, Mr. Peg­got­ty.«

      »Dat s n Freund«, sag­te Mr. Peg­got­ty und reck­te sei­nen Arm mit der Pfei­fe in die Höhe. »Dat s n Freund, wenn Sie von Freun­den spre­chen! Gott soll mich nicht le­ben las­sen, wenns nicht ne Freu­de ist, den an­zu­se­hen.«

      »Er ist sehr hübsch, nicht wahr?« sag­te ich und mein Herz schlug hö­her bei dem Lobe.

      »Hübsch!« rief Mr. Peg­got­ty. »Er steht vor ei­nem, wie – wie ein – na, wie soll ich nur sa­gen, wie er vor ei­nem steht? Er ist so keck.«

      »Ja, so ist auch sein gan­zer Cha­rak­ter«, sag­te ich, »er ist mu­tig wie ein Löwe, und Sie kön­nen sich gar nicht vor­stel­len, Mr. Peg­got­ty, wie frei­mü­tig er ist.«

      »Und ich ver­mu­te«, sag­te Mr. Peg­got­ty und sah mich durch den Rauch sei­ner Pfei­fe hin­durch an, »dass er in der Buch­ge­lehr­sam­keit hö­her im Wind liegt als alle an­de­ren.«

      »Ja«, sag­te ich freu­dig, »er weiß al­les. Er ist er­staun­lich

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