Heißes Blut. Un-su Kim

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Heißes Blut - Un-su Kim

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nicht in derselben Branche unterwegs und hatten geschäftlich nie miteinander zu tun. Diese Typen waren nicht verpflichtet, Huisu und Danka respektvoll zu grüßen. Mit ausholenden Schritten durchquerte er das Lager. An der hinteren Wand türmten sich bereits gefährlich hoch die soju- und Bierkisten, und an einer Seitenwand standen einige Kartons Wodka. Es war April, doch der Sommer schien schon ganz nah. Im Sommer fanden in Guam jedes Jahr unzählige Festbanketts statt, bei denen alle Arten von illegal eingeschleustem Alkohol flossen. Yangdong belieferte sämtliche Geschäftsleute von Guam – die Go-go-Bars, Cafés, Sashimi-Restaurants, Karaoke-Bars, soju-Kioske, Buden und billigen Strandkneipen. Erst vor Kurzem war es ihm unerklärlicherweise gelungen, große Wodkamengen zu importieren, die er in Guam, Wollong und sogar in der Gegend um das Zentrum für Meeresfrüchte absetzte, womit er seine Marktanteile vergrößern konnte. Dass er Guam mit Alkoholika belieferte, war dort für niemanden ein Problem, doch in den anderen Stadtteilen führten seine Geschäfte sehr wohl zu Konflikten. Schmarotzer konnte niemand leiden, und so hatte es schon einige Auseinandersetzungen gegeben, darunter auch ein paar wirklich ernst zu nehmende. Doch ihm schien das egal zu sein. Vor der Tür des Büros zögerte Danka.

      »Willst du nicht mit rein?«

      »Nein, ich … ähm, ich warte hier. Ich glaube, Yangdong will dir persönlich etwas sagen.«

      Huisu sah ihn forschend an. Wie immer, wenn Danka etwas vor ihm verbarg, runzelte er leise die Stirn und wich seinem Blick aus. Huisu witterte eine Absprache zwischen den beiden, aber worum ging es? »Gut, du wartest hier.«

      Danka nickte. Als Huisu das Büro betrat, stopfte Yangdong gerade seine Pfeife. Huisu verbeugte sich so tief vor ihm, dass seine Beine und sein Oberkörper einen rechten Winkel bildeten. Yangdong liebte Unterwürfigkeit. Er legte seine Pfeife aus der Hand, kam auf Huisu zugestürmt und umarmte ihn mit übertriebener Herzlichkeit.

      »Ah, da ist er ja, der liebe Huisu! Warum laufen wir uns eigentlich nie über den Weg? Ich hatte solche Lust, dich zu sehen!«

      Huisu löste sich vorsichtig aus der Umklammerung. Wenn Männer ihn umarmten, bekam er eine Gänsehaut.

      »Sie rauchen Pfeife?«

      Yangdong wirkte verlegen. »Damit habe ich angefangen, um mit dem Rauchen aufzuhören.«

      »Weil Pfeife besser ist als Zigaretten?«

      »Jedenfalls nicht schlechter, weil man den Rauch nicht inhaliert. Aber diese dumme Pfeife muss dauernd gereinigt werden, und sobald man einmal dran gezogen hat, geht sie wieder aus, also, ich glaube, das wird mir bald auf die Nerven gehen.«

      Yangdong setzte sich aufs Sofa und winkte Huisu zu sich. »Steh doch da nicht so rum, komm, setz dich.«

      »Als ich gerade durchs Lager gegangen bin, habe ich gesehen, wie groß Ihre Alkoholbestände schon sind. Die dürften ja wohl für den Sommer reichen.«

      »Bier und soju kannst du tonnenweise verkaufen, es rentiert sich trotzdem nicht. Nein, wenn du wirklich Geld verdienen willst, müssen es westliche Alkoholika sein.«

      »Ich habe gesehen, dass wir in unserem Lager am Hafen zwanzig Kisten Chivas Regal haben. Ist zwar nicht sehr viel, aber wenn Sie wollen, kann ich sie Ihnen schicken.«

      »Wer trinkt denn heute noch so was?!«

      Als hätte ihm jemand mit einer Chivas-Flasche eins über den Schädel gezogen, kochte Yangdong plötzlich vor Wut.

      »Ach, ja? Die Leute mögen Chivas nicht mehr?«, fragte Huisu.

      »Chivas verkauft sich so schlecht, dass ich wirklich überlege, aus unseren Vorräten Schlangenschnaps zu machen.«

      Huisu lächelte.

      »Wodka ist das, was im Moment läuft. Interessanter Preis, ehrlicher Geschmack, ähnelt unserem soju und macht keinen Kater. Und die Chinesen und Südostasiaten mögen ihn auch. Ballantine’s und Chivas sind out. Die Läden bestellen nur noch Wodka, und weil wir nicht genug vorrätig haben, geht alles drunter und drüber.«

      »Ist das so?« Huisus Überraschung war gespielt, sein Interesse gering.

      Yangdong zog an seiner Pfeife, sog den Rauch tief ein und atmete ihn langsam wieder aus. »Apropos, könntest du mir nicht mal ein bisschen Wodka besorgen, Huisu? Du scheinst doch Kontakte zu den Russen zu haben.«

      »Kontakte, na ja, wir grüßen uns mit einem kurzen Blick, wenn wir uns begegnen.«

      »Wenn Gangster sich grüßen, ganz egal wie, sind sie doch schon fast so was wie Brüder, oder?«

      »Wie viel brauchen Sie denn?«

      »Fünf Container.«

      »Fünf Container? Soll das ein Witz sein?«

      Yangdongs Miene erstarrte, doch im nächsten Moment entspannten sich seine Gesichtszüge wieder.

      »Weißt du eigentlich, wie du mit mir redest? Dein Großer Bruder ist so nett, dich zu sich zu rufen, und was machst du? Pflaumst ihn an! Du kannst nicht immer gleich abblocken, das musst du dir mal abgewöhnen. Wie stehe ich denn da, wenn du so kategorisch reagierst? Wie ein alternder Trottel!«

      »Sorry, tut mir leid. Aber was Sie da von mir verlangen, ist wirklich ein bisschen heikel. Ein paar Kisten in einem Container, okay, aber einen ganzen Container Alkohol können unsere Leute vom Zoll nicht durchwinken. Und dann gleich fünf, ich wüsste nicht, wie das gehen soll.«

      »Mann, was habt ihr denn eigentlich für Methoden, um Geld zu verdienen, du und deine Schisser-Truppe? Vor Kurzem habe ich gehört, dass jemand fünfzig Nordkoreaner und Chinesen aus Janji eingeschleust hat, alle in einem einzigen Container, wie Sardinen in der Büchse. Warum solltest du also nicht fünf lausige Wodka-Container reinschmuggeln können? Mal ehrlich, du weißt, dass es machbar ist, aber du hast Angst vor Vater Son, oder?«

      »Er ist mein Boss, und ich bin sein Angestellter, ist ja wohl normal, dass ich vorsichtig bin, oder?«

      »Ein Mann muss sein eigener Herr sein. Als ich Manager im Mallijang war, habe ich immer mein eigenes Ding gemacht, ob mit Bohnen oder Waffen, ganz egal, was der Alte gesagt hat. Der hat sich sowieso nicht getraut, bei mir Protest anzumelden. Das mit dem chinesischen Chilipulver ist ja schön und gut, aber wann kassierst denn du mal was?«

      Yangdong hatte recht, und Huisu nickte. Beim bloßen Gedanken an das verfluchte Chilipulver bekam er Kopfschmerzen. Wie auch immer, Vater Son würde niemals zustimmen, Wodka in solchem Umfang durch den Hafen zu bringen. Wo trieb Yangdong diese unglaublichen Wodkamengen eigentlich auf? Sicher nicht in Guam, denn alles, was dort durch den Hafen ging, kontrollierte Vater Son. Und erst recht nicht im Nordhafen, den hatte Doyen Nam mit seinem Yeongdo-Clan fest im Griff und belieferte die Konkurrenz in Wollong, Chungmudong und Nampo-dong.

      »Ich habe eben gesehen, dass Sie schon reichlich Wodka haben – wo kommt der her?«

      »Tja, wir wissen uns zu helfen. Ich arbeite seit dreißig Jahren in diesem Milieu, da habe ich schon ein paar Kontakte«, erwiderte Yangdong und wich Huisus Blick aus.

      »Und diese Wodkamengen reichen Ihnen nicht?«

      »Um unser Viertel zu beliefern, schon. Aber ich will das Geschäft ausweiten, es ein bisschen ankurbeln, verstehst du? Jetzt ist genau der richtige Moment. Aber ich habe nicht genug Munition, um zum Angriff zu blasen.«

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