Heißes Blut. Un-su Kim
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»Wenn man den Mädchen glaubt, ist Chef Gu im Vergleich zu denen ein echter Gentleman.«
Vater Son schüttelte grinsend den Kopf. »Was für ein Land! Je mehr Bildung einer hat, desto perverser wird er. Ich frage mich, was man denen in der Schule beibringt.« Er hob die Tasse, schwenkte sie leicht und schlürfte mit dem letzten Schluck Tee den auf den Boden gesunkenen Ginsengrest auf.
Huisu nahm sich wieder eine Zigarette und sah sich um. Mitten im Café saßen vier alte Männer um einen Tisch und ließen sich plaudernd ihre Rinderbrühe schmecken. Diese zahnlosen Greise waren die eigentlichen Besitzer von Guam. Sämtliche Hotels, Karaoke-Bars, Nachtlokale, Kasinos und Gogo-Bars, mit anderen Worten die gesamte Freizeit- und Unterhaltungsindustrie von Guam teilten sich die vier mit Vater Son: ein ehemaliger Militärkommandant, ein ehemaliger Polizist, ein ehemaliger Wucherer und ein ehemaliger Schiffslotse. Inzwischen führten sie ein friedliches Rentnerdasein, gingen frühmorgens spazieren und spielten nachmittags Golf. Hinter einer untadeligen Fassade waren es verabscheuungswürdige Gestalten, die sich von den Einnahmen in Guam keinen Cent entgehen ließen. Ein ganzes Bataillon von leeren Terrakotta-Töpfchen und -Schälchen, in denen man ihnen Rindsbouillon und fermentierten Rettich serviert hatte, stand kreuz und quer auf dem Tisch verteilt.
»Scheiße, ich habe Ihnen doch gesagt, dass hier morgens keine Rindsbouillon serviert werden soll.«
»Ich habe sie trotzdem bringen lassen, es sind ja sonst keine Gäste da. Die gehen gleich wieder, reg dich nicht auf«, sagte Vater Son beschwichtigend, wenn auch ein bisschen verlegen.
»So was im Café eines Hotels, das geht einfach nicht! Kapieren Sie denn nicht, welche Folgen es fürs Geschäft hat, wenn man hier morgens zwischen frühstückenden Touristen fünf alte Männer zusammensitzen sieht, die ihr Rettich-Kimchi mümmeln? In Zeiten wie diesen läuft alles über Mund-zu-Mund-Propaganda. So was bei uns, da müssen wir uns hinterher nicht wundern, wenn über das Hotel Mallijang geredet wird.«
»Also wirklich, was soll das? Was gehst du mir gleich morgens mit solchen Vorhaltungen auf die Nerven? Habe ich nicht verdammt noch mal das Recht, in meinem eigenen Hotel einen Teller Bouillon zu essen? Wenn dich das so anwidert, mach dein eigenes Hotel auf, da kannst du das Essen von Rinderbrühe gern verbieten.«
»Vergessen Sie’s. Was für ein blödsinniges Gerede. Aber am Ende des Tages ist es ja wirklich Ihr Hotel, wie Sie schon sagten. Tun Sie also, was Sie für richtig halten.«
Gereizt drückte Huisu die Zigarette im Aschenbecher aus. »Und ansonsten? Wie wollen Sie die Sache mit Husik regeln?«
Vater Son zuckte zusammen, als er den Namen hörte. »Wieso fängst du jetzt doch wieder damit an? Die Sache ist geregelt, das habe ich dir doch gesagt. Ich habe nur einen Schein von Husik bekommen. Ich sage es dir noch mal: Ich habe diesen Schein so an dich weitergegeben, wie man ihn mir gegeben hat, in einem Umschlag, den ich nicht geöffnet habe.«
»Nur dass ich gestern mit Husik telefoniert habe, und er hat mir versichert, dass er Ihnen zwei Scheine gegeben hat.«
Die Neuigkeit, dass die beiden telefoniert hatten, schien Vater Son in Verlegenheit zu bringen, und er wandte den Blick zum Meer. »So eine Ratte. Was muss mich dieses Arschloch gleich morgens so blamieren. Dem sollte man das verdammte Maul stopfen, am besten tackert man es gleich zu«, murmelte er in die Richtung des Meeres.
Nach kurzem Nachdenken schaute er wieder zu Huisu. »Hör zu, es stimmt, dass Husik mir zwei Scheine gegeben hat, aber weißt du, dieser Typ, der sich um die Stadtverwaltung und die Bullen kümmert – wie heißt er noch, ach ja Bonho –, also dieser Bonho hat darauf bestanden, dass wir an dem Tag auch die Bullen schmieren … Da sind dann gleich noch mal dreißig Millionen draufgegangen. Und Vater Kim, diese hohle Nuss, du weißt doch, wie der ist … der nörgelt rum, wenn er keine Vermittlungsprovision bekommt. Und schon waren noch mal zwanzig Millionen weg.«
»Und die restlichen fünfzig?«
»Die restlichen fünfzig Millionen? Du weißt doch, kaum rührt man sich vom Fleck, entstehen Kosten, was weiß ich, Benzin, kleinere Schulden, die hier und da beglichen werden müssen, und, na ja, essen mussten wir ja auch …«
Vater Sons Satz endete in einem Stammeln.
»Also wirklich, wie kann jemand, der so reich ist wie Sie, dermaßen geizig sein. Wissen Sie, die Jungs arbeiten heutzutage einfach nicht, wenn sie nicht das kriegen, worauf sie Anspruch haben. Dachten Sie, alles wäre immer noch so wie früher?«
»Tja, und was machen wir jetzt?«
»Ich verlange nicht die volle Summe. Geben Sie mir dreißig Millionen.«
Vater Son riss entgeistert die Augen auf. »Dreißig Millionen? Sehe ich aus wie jemand, der dreißig Millionen hat?«
»Na gut, wenn das so ist, dann steige ich eben aus. Warum soll ich mir für nichts und wieder nichts den Allerwertesten aufreißen …«
»Sieh einfach zu, dass du Danka auf achtzig Millionen drückst, dann kannst du zwanzig einstecken.«
»Und Sie glauben, dafür macht dieser Geizkragen bei so einem chaotischen Deal mit? Nie im Leben!«
Vater Sons Unbehagen war nicht zu übersehen. »Verdammte Scheiße, immerhin bin ich höchstpersönlich in die Provinz Chungcheong gefahren, habe meinen alten, müden Körper in diese beschissene Gegend geschleppt, um den Auftrag an Land zu ziehen. Wenn ich dir dreißig Millionen gebe, was bleibt dann für mich? Das deckt nicht mal die Benzinkosten.«
»Hören Sie, heute ist mein Geburtstag, und ich habe noch nicht mal eine Algensuppe gegessen, nicht mal das. Seien Sie nicht so, lassen Sie uns wenigstens ein bisschen teilen.«
»Wie kann das sein? Hat dir Mija denn keine Algensuppe gekocht?«
»Die hat mich doch schon vor einer halben Ewigkeit verlassen.«
»Ach, so … Wo ’s doch ausnahmsweise mal ein bisschen gehalten hat. Dann hat auch sie sich also auf und davon gemacht?«
»Klar. Wer bleibt schon bei einem Kerl meines Alters, der noch im Hotel wohnt und dem man zum Geburtstag eine Algensuppe kochen muss?«
»Na, na, na, bloß weil du deine Algensuppe nicht bekommen hast, musst du ja nicht gleich auf mich sauer sein!«
»Nein, nicht deshalb, sondern weil Sie mich wie blöd schuften lassen und mich nicht anständig dafür bezahlen. Was haben mir meine treuen Dienste in all den Jahren denn gebracht?«
»Was faselst du da von treuen Diensten? Was kann ich dafür, dass du nicht genug Geld zusammengekriegt hast? Jedes Mal, wenn die anderen ausgegangen sind, um Fleisch zu essen, bist du mit, wenigstens auf einen Salat, kein Wunder, dass du keine Kohle hast. Wenn du jeden Monat Geld auf die Seite gelegt hättest, anstatt bei Jiho Baccara zu spielen, wärst du jetzt nicht so knapp bei Kasse.«
»Kratzt mich alles nicht, Fleisch, Salat, ist mir egal, ich bleibe hier sitzen, bis Sie mir die dreißig Millionen geben.«
»Mann, bist du anstrengend. Zwanzig, mehr nicht.«
»Wann?«
»Immer mit der Ruhe, ich gebe dir das Geld schon! Habe ich dich je bestohlen?!« Auf einmal war Vater Son stinkwütend.
Mit einem