Der zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist: Reclam Lektüreschlüssel XL. Theodor Pelster
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Dritter Auftritt
Richter Adam wird von bösen Ahnungen geplagt. Er hat Ein Angsttraum geträumt, ein Kläger habe ihn, Adam, bei ihm, als dem Dorfrichter, angeklagt. Als Richter Adam habe er dann sich selbst »den Hals ins Eisen« »judiziert« (S. 16). So scheint verständlich, dass der Richter vor dem anstehenden Gerichtstag Angst hat.
Vierter Auftritt
Den eintretenden Gerichtsrat Walter begrüßt Richter Adam mit übertrieben höflichen, aber offensichtlich falschen Worten. Der Gerichtsrat stellt sich als Abgesandter vom »Obertribunal in Utrecht« vor, der Die Aufgabe des Revisors Erkundungen über die »Rechtspfleg auf dem platten Land« (S. 17) einzuholen habe, um dann Verbesserungen vorzuschlagen. Damit schwinden die schlimmsten Sorgen Adams. Als der Gerichtsrat jedoch zu verstehen gibt, dass nachgewiesene »Veruntreuung« (S. 18) auch bei dieser Revision schon zur Anklage komme, und als er auf erste Unklarheiten bei der Kassenführung des Richters stößt, werden Adams Sorgen wieder größer. Unangenehm ist dem Richter, dass der Gerichtsrat dem »Gerichtsgang« (S. 19) beiwohnen will, zu dem sich die Parteien im Vorsaal versammelt haben. Die genaue Prüfung der Registratur und der Kassen wird zunächst verschoben.
Fünfter Auftritt
Die ausgeschickte Magd hat keine Perücke auftreiben können. Dem Richter bleibt nichts anderes übrig, als den Die Vorbereitung zum Gerichtstag Gerichtstag »kahlköpfig«, d. h. »ohne der Perücke Beistand« (S. 20), abzuhalten. Der verärgerte Gerichtsrat kann durch das Angebot eines guten Frühstücks nicht besänftigt werden. Er beginnt, den Amtsrichter genauer in den Blick zu nehmen. Dieser lässt die Parteien in den Gerichtsraum holen und zieht sich selbst kurz zurück.
Sechster Auftritt
Heftig streitend betreten die Parteien den Gerichtsraum. Frau Marthe Rull beschimpft Ruprecht Tümpel, den sie am Abend zuvor im Zimmer ihrer Tochter angetroffen hat, er sei für die Zertrümmerung ihres wertvollen Kruges verantwortlich. Veit Tümpel, der Vater Ruprechts, ist zum Schadenersatz bereit, falls die Schuld seines Sohnes vor Gericht nachgewiesen werde. Ruprecht Tümpel, der mit Eve (noch) verlobt ist, schimpft Eve in aller Öffentlichkeit eine »Metze« (S. 22). Er hat nämlich am Abend zuvor gesehen, dass vor ihm ein fremder Mann in Eves Zimmer war. Das ist für ihn hinreichender Grund, die Verlobung aufkündigen zu wollen. Damit ist nicht nur Eves »Ehre« (S. 24), sondern auch die ihrer Mutter in Gefahr. Nach Ansicht von Marthe Rull besteht eine direkte Beziehung zwischen dem zerbrochenen Die Bedeutung des Krugs Krug und der verlorenen Ehre; die Mutter erklärt der Tochter: »Dein guter Name lag in diesem Topfe« (S. 24). Um der Schande zu entgehen, dass Eve von den Dorfbewohnern als treulos und frivol angesehen wird, möchte die Mutter am liebsten, dass Ruprecht als Zertrümmerer des Krugs den Laufpass erhält und dass ihre Tochter Eve ganz schnell die Ehe mit einem andern Bewerber eingeht: »Der Herr Korporal / Ist was für dich, der würdge Holzgebein« (S. 23). Veit Tümpels Verdacht, dass es Frau Marthe gar nicht in erster Linie um den Krug gehe, scheint also gerechtfertigt.
Siebenter Auftritt
Als Adam im »Ornat, doch ohne Perücke« (S. 24) zurückkehrt und die Versammelten sieht, Die Furcht des Richters fürchtet er: »Die werden mich doch nicht bei mir verklagen?« (S. 24) Am liebsten würde er der Sache ausweichen und »zu Bette gehn« (S. 25). Doch der Gerichtsrat drängt, den Prozess zu eröffnen.
Adams Mängel in der Prozessführung Prozessführung empfindet der Gerichtsrat zunehmend als skandalös. Übertrieben förmlich geht der Richter vor, wo dies überflüssig ist; dagegen missachtet er die Grundregeln, die für Gerichtsverfahren gelten, wenn es um wichtige Dinge geht. Äußerst parteiisch lässt er Frau Marthe als Klägerin in aller übertriebener Ausführlichkeit zu Wort kommen, schneidet dagegen dem Angeklagten Ruprecht mehrfach das Wort ab. Ungeprüft möchte er am liebsten die Vorverurteilung Ruprechts durch Frau Marthe übernehmen und den Prozess zu einem schnellen Ende führen. Gerichtsrat Walter durchschaut:
»[…] Wenn Ihr selbst
Den Krug zerschlagen hättet, könntet Ihr
Von Euch ab den Verdacht nicht eifriger
Hinwälzen auf den jungen Mann, als jetzt. –« (S. 36)
Der Gerichtsrat setzt durch, dass Ruprecht und Eve den fraglichen Vorgang aus ihrer Sicht darstellen können. Doch auch dadurch ist keine Klarheit zu gewinnen. Das Vorurteil Ruprechts Ruprecht verrennt sich in die These, der fremde Mann in Eves Zimmer müsse Leberecht, sein Konkurrent, gewesen sein: »Wer sonst, Herr Richter?« (S. 41) Eve, auf deren Aussage es ankäme, hält sich zurück.
Achter Auftritt
Adam schickt die Magd nach einem Glas Wasser und bietet dem Gerichtsrat ein Glas Wein an. Der lehnt ab.
Neunter Auftritt
Adam nutzt die Pause, um beim Gerichtsrat für die Abkürzung des Prozesses zu plädieren und um Eve zu beeinflussen, »was von der Wahrheit« (S. 46), aber doch nicht zu viel davon preiszugeben. Im Fortgang des Verhörs erfährt man von Eves erste Gerichtsaussage Eve: »Den irdnen Krug zerschlug der Ruprecht nicht« (S. 49). Dagegen ist sie auch nach der ausdrücklichen Aufforderung des Gerichtsrats nicht bereit zu sagen, »wer den Krug zerschlagen« (S. 51) hat. Ruprecht hält weiter daran fest, dass Leberecht der Schuldige sei. Frau Marthe glaubt durch die Aussage eines weiteren Zeugen endgültig beweisen zu können, »[d]ass Ruprecht mir den Krug zerschlug« (S. 53). Frau Brigitte, eine entfernte Verwandte von Veit Tümpel, die in der Nähe des Gerichts wohnt, wird kurzfristig als Eine Augenzeugin Augenzeugin in der Angelegenheit geladen und gesucht.
Zehnter Auftritt
Die Zwischenzeit wird zu einem Imbiss genutzt, der umfangreicher ausfällt als vom Gerichtsrat erbeten. Während Revisor und Richter essen und trinken, stellt Rat Walter präzise Bohrende Fragen des Gerichtsrats Fragen dazu, wie Richter Adam zu seinen Wunden gekommen sei und wie er die Perücke eingebüßt habe. Bei Ruprecht erkundigt er sich, wo und wie oft er den flüchtigen Fremden getroffen habe und wie zu erklären sei, dass er ihn nicht erkannte. Sein Verdacht erhärtet sich zunehmend. Nur die Tatsache, dass Adam eher selten das Haus von Frau Marthe betritt, »verwirrt« (S. 63) ihn.
Elfter Auftritt
Frau Brigitte erscheint »mit einer Perücke in der Hand« (S. 64), die sie »im Spalier / Bei Frau Margrete Rull« (S. 65) Die Perücke ist gefunden gefunden hat und die Richter Adam als die seine erkennt. Als Indizienbeweis reicht das aber noch nicht. Erst als Frau Brigitte berichtet, dass zur Tatzeit, also »[z]ur Zeit der Mitternacht […] bei Marthens Garten […] ein Kerl bei mir vorbei, kahlköpfig, / Mit einem Pferdefuß« (S. 67) vorbeigehuscht sei, wird allmählich klar, dass dies nicht der »Teufel« (S. 67) war, wie Frau Brigitte meint, sondern der Richter Adam. Es nutzt nichts, dass Adam überhastet den Prozess mit dem Schuldspruch »Ruprecht […] ist der Täter« (S. 74) und mit dem Aussprechen einer Gefängnisstrafe beendet. Für den Gerichtsrat ist der Fall jetzt klar. Endlich sagt auch Ergänzende Aussagen Eves Eve aus: »Der Richter Adam hat den Krug zerbrochen!« (S. 75); und Ruprecht gegenüber