Audiovisuelles Übersetzen. Heike E. Jüngst

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Audiovisuelles Übersetzen - Heike E. Jüngst narr studienbücher

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vor allem in Polen, Bulgarien, Litauen und Lettland den Sonderfall der slawischen SynchronisationSynchronisationslawische Synchronisation oder Gavrilov-ÜbersetzungGavrilov translation, die im Prinzip ein Voice-over darstellt, manchmal auch eine Form des Filmdolmetschens (siehe Karte Media Consulting Group 2011: 9 sowie Kapitel 3.6.4 und Kapitel 5.1).

      Ein kompletter Umstieg von einem Verfahren auf das andere ist bisher nirgends belegt, doch wie oben angedeutet findet eine Diversifizierung statt. In Deutschland wurden auch schon vor YouTube und Streaming immer wieder Stimmen laut, die Untertitelung statt Synchronisation forderten. Meist geschah dies im Zusammenhang mit der Hoffnung auf eine flächendeckende Verbesserung der FremdsprachenkenntnisseFremdsprachenkenntnisse (womit immer die Verbesserung der Englischkenntnisse gemeint ist; an einer flächendeckenden Verbesserung beispielsweise der Finnischkenntnisse in Deutschland scheint unverständlicherweise kein gesteigertes Interesse zu bestehen). Das Thema „Fremdsprachenlernen und Untertitel“ gilt als so wichtig, dass die EU 2009 eine Ausschreibung zur Untersuchung dieses Phänomens startete:

      Am 27. Juli 2003 hat die Kommission den Aktionsplan „Förderung des Sprachenlernens und der Sprachenvielfalt: Aktionsplan 2004-2006“ angenommen … Im Aktionsplan wurde die Auffassung vertreten, dass ‚der Einsatz von Untertiteln im Kino und im Fernsehen das Sprachenlernen fördern und erleichtern kann.‘

      In diesem Zusammenhang wurde auf die Möglichkeit hingewiesen, den Einfluss der Medien bei der Schaffung eines sprachenfreundlicheren Umfelds nutzbar zu machen, indem die Bürger regelmäßig mit anderen Sprachen und Kulturen in Berührung gebracht werden. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass das

      Potenzial eines stärkeren Rückgriffs auf Untertitel zur Förderung des Fremdsprachenerwerbs […] ausgeschöpft werden [könnte]. (Offene Ausschreibung Referenz EACEA/2009/01 „Studie über den Einsatz von Untertiteln“ Das Potenzial von Untertiteln zur Förderung des Fremdsprachenlernens und zur Verbesserung der Fremdsprachenbeherrschung. 9)

      2011 war der Rapport Final verfügbar (Media Consulting Group 2011). Zur Kommission gehörten Yves Gambier und Carlo Eugeni, die beide renommierte AV-Forscher sind. Zwar wurden in dieser Studie, wie so häufig, Studierende befragt, aber die Forschergruppe achtete darauf, eine Gruppe von angehenden Übersetzern gegen eine Gruppe Studierender anderer Fakultäten zu setzen (Media Consulting Group 2011: 5). In dieser Studie wird auch das Thema „Einfluss von Untertiteln auf die Integration von MigrantenIntegration von Migranten“ angesprochen; das Ergebnis ist positiv (ebd.: 18 und 29). Es erwies sich auch, dass ein großes Vertrauen in Untertitel als Instrument zum Sprachenlernen besteht (ebd.: 19). Die ästhetisch motivierte Forderung, Untertitel solle man gar nicht wahrnehmen (zum invisibility paradoxinvisibility paradox siehe Foerster 2010: 82), wird hier durch den Wunsch konterkariert, die Untertitel bewusst zu nutzen.

      Künstlerische Erwägungen sind ein Minderheitenargument, das aber von einer lauten Minderheit vertreten wird. Auch in Synchronisationsländern gilt es heute als korrekt und gebildet, Untertitel besser zu finden als Synchronfassungen. Mit der Untertitelung sind kulturelle Werte verbunden, die die Synchronisation so nicht hat. So sollen Untertitel den Film weniger verfälschen – und vor allem weist der Genuss einer Untertitelfassung den Zuschauer als kultiviert aus, während die Synchronfassung für die Popcorn kauende breite Masse steht. Wie in Großbritannien haben auch in Deutschland die Untertitel eine Verbindung zum Programmkino.

      Gambier wies schon 2004 darauf hin, dass die Einteilung in Synchronisations- und Untertitelungsländer durch die Vielzahl an neuen Sendern ins Wanken geraten ist, und dass für manche Filme sowohl eine untertitelte als auch eine synchronisierte Fassung vorliegen:

      Aujourd’hui, l’Europe est trop souvent divisée entre pays du doublage (France, Italie, Allemagne, Espagne, etc.) et pays du sous-titrage (pays scandinaves, Finlande, Grèce, Pays-Bas, Portugal, Pays de Galles, Slovénie, etc.). C’est une division trop simpliste, d’une part parce que le nombre de chaînes, par exemple, est passé de 47 en 1989 à plus de 1500 en 2002, dans l’Europe des 15, et qu’aucun pays n’a un ensemble de directives communes ou un code unique de bonne conduite; d’autre part, parce que les solutions sont désormais multiples et flexibles. Ainsi Malcom XMalcom X (1998) a d’abord été sous-titré pour quelques salles à Paris, mais devant le succès obtenu, les distributeurs ont vite commandé une version doublée pour un public jugé peu familier de l’écoute de l’anglais américain ou de la lecture de deux lignes sur l’écran. (Gambier 2004: 6)

      Das mag selbstverständlich klingen, doch noch in den 2000ern gab es bei ernstzunehmenden Wissenschaftlern keinen Zweifel daran, dass das Publikum auf die gewohnte Methode geradezu konditioniert ist:

      When viewers are accustomed to one adaptation method they seem not to worry about the disadvantages that go with the method. In addition, they seem to dislike the other method. Dutch viewers will be annoyed by all the shortcomings of dubbingDubbing when they watch dubbed programmes, whereas German viewers will demonstrate the same type of aversion when watching subtitled programmes. The effect of habituation should also be taken into account in the interpretation of the results of studies which explicitly compare subtitling and dubbing. (Koolstra et al. 2003: 347)

      Eine konservative Haltung beim Publikum zeigte sich besonders dann, wenn Versuche mit anderen Verfahren der audiovisuellen Übersetzung gemacht werden. Doch auch hier handelt es sich um Untersuchungen älteren Datums:

      Quelques enquêtes ont certes confirmé que les publics aiment ce à quoi ils sont habitués. Ainsi les Polonais ont refusé dans les années 1990 la transformation de leur voice over en sous-titrage; en novembre 2001, les chaînes publiques norvégienne et finlandaise ont tenté de doubler une série américaine: devant les protestations des téléspectateurs, elles sont revenues en moins de deux semaines aux sous-titres. (Gambier 2004: 9)

      Meist konzentriert sich die Diskussion Synchronisation versus Untertitel jedoch auf ästhetische Belange und auf Fragen der Filmwahrnehmung.

      Die Debatte, ob Synchronisation oder Untertitelung per se besser sind, wurde schon 2004 von Gambier in die typischen, immer wiederkehrenden Elemente zerlegt. Für die Untertitelung sprechen demnach folgende Argumente

      Les avantages et inconvénients qui reviennent le plus souvent font comme un jeu de miroir: ce qui est perçu comme un plus pour le sous-titrage est un moins pour le doublage, et inversement. Sont donnés ainsi en faveur du sous-titrage: il est bon marché car rapide à faire, peut servir pour tout programme AV, respecte l’intégralité de la bande sonore originale, permet l’accès à deux ou trois langues en même temps, facilite l’apprentissage des langues. Le doublage, au contraire, serait cher car laborieux et lent à réaliser; il serait réservé au cinéma, perdrait l’original et n’offrirait qu’une seule langue; il favorisait la domestication, quand il n’est pas simplement manipulation; en plus, ce sont souvent les mêmes voix qui reviennent d’un film à l’autre …

      Doch auch die Synchronisation hat Vorteile, die von ihren Verfechtern ins Feld geführt werden:

      A ces aspects, s’ajoutent néanmoins des facteurs positifs: le doublage respecte l‘image sur laquelle peut se concentrer le spectateur; il conserve l’oralité, tout en étant soumis à la synchronie labiale; il donne accès au dialogue pour les personnes qui ont des problèmes de lecture (jeunes enfants; immigrants recents; illettrés; etc.) A l’oppose, le sous-titrage est plutôt génant pour ceux qui ont des problèmes de vision ou de lecture; il absorbe une partie de l’écran; il disperse l’attention entre images, lignes écrites et bande son; il réduit les dialogues dans le passage de l’oral à l’écrit et dans sa subordination à un certain espace-temps. Dans cette querelle récurrente, on asserte plus souvent ses arguments qu’on n’apporte des preuves. (Gambier 2004: 267)

      Dieser schon vor 15 Jahren erschienenen Zusammenfassung ist wenig hinzuzufügen;

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