Audiovisuelles Übersetzen. Heike E. Jüngst

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Audiovisuelles Übersetzen - Heike E. Jüngst narr studienbücher

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      Abbildung 6:

      Close-up

      Abbildung 7:

      Detail

      Ein zweiter wichtiger Punkt bei der Filmgestaltung sind die KamerabewegungenKamerabewegung. Schwenks und Neigungen der Kamera leiten auch das Auge. Ein lange ruhig stehender Untertitel während einer lebhaften Kamerabewegung kann stören. Auch bei einem ZoomZoom, bei dem die Kamera sich zwar nicht bewegt, aber eine Illusion von Bewegung entsteht, verringert der Untertitel den zoomtypischen Sogeffekt.

      Die wesentlichen Kamerabewegungen sind folgende:

Schwenk Die Kamera ändert ihren Standpunkt nicht, bleibt auf ihrem Stativ, wird aber gedreht. Der Schwenk von links nach rechts ist typisch für Fernsehsendungen, bei denen einmal das gesamte Publikum „abgefahren“ wird. Auf der vertikalen Achse manchmal „neigen“. auf der horizontalen Ebene, also der x-Achse: panning; auf der vertikalen Achse, also der y-Achse: tilt
Kamerafahrt Die Kamera wird im Ganzen in unveränderter Haltung geschoben und bleibt dabei normalerweise auf einem Stativ oder einem Wagen (Dolly) fixiert. Bei der Auf- und Abwärtsbewegung wird sie normalerweise auf einem Führungsstab verschoben. Für sehr umfassende Auf- und Abwärtsbewegungen montiert man die Kamera auf einen Kran. allgemein: travelling; vorwärts und rückwärts: tracking; seitwärts: crabbing, oft auch einfach moving; aufwärts und abwärts: elevate / go up und depress / go down

      Tabelle 2:

      Kamerabewegungen. Für die deutschen Bezeichnungen und Erläuterungen: Hickethier 1993: 63-64, für die englischen Bezeichnungen und Erläuterungen dazu: Watts 1990: 130.

      Weitere bildliche Gestaltungsmittel sind die BildkompositionBildkomposition und der BildschnittBildschnitt. Beim Untertiteln ist es wichtig, auf den Bildschnitt zu achten. Wenn vermeidbar, sollten Untertitel nicht über einen Schnitt hinaus stehen bleiben. Untertitel und Schnitt stören sich in vielen Fällen gegenseitig; beim Betrachter entsteht Verwirrung durch das gleichzeitige Auftreten von Bildveränderung und Bildkonstanz. Die Bildkomposition ist dagegen bei der AudiodeskriptionAudiodeskription besonders wichtig. Je üppiger sie ist, je stärker sie bedeutungstragend wirkt, desto schwieriger ist die Entscheidung, was man beschreiben muss und was nicht.

      Von Laien wenig beachtet wird das Problem der BeleuchtungBeleuchtung. Die Bildstimmung durch eine bestimmte Lichttemperatur (warmes gelbes oder kaltes blaues Licht) kann für die Audiodeskription wichtig sein; sonst fällt sie aus Zeitgründen meist aus der Beschreibung heraus. Bei der Synchronisation und beim Voice-over spielt die Beleuchtung für übersetzerische Entscheidungen keine Rolle. Siehe aber Bräutigams oben zitiertes leidenschaftliches Plädoyer gegen Untertitel, die die Farbstimmung stören.

      1.5.2 Tonspur

      Die endgültige Tonspur eines Films wird aus verschiedenen Tonspuren zusammengemischt, wobei man heute, im Zeitalter der Digitalisierung, eigentlich von Tondateien sprechen müsste. Der Begriff „Tonspur“ stammt noch aus den Zeiten des Tonbandes, ist aber sehr anschaulich und wird daher weiterhin benutzt. Wir können uns diese Tonspuren so nebeneinander aufgereiht vorstellen wie Spuren auf einer Autobahn.

      Für unsere Arbeit sind nicht alle dieser Tonspuren gleich relevant. Wie bei der Bildgestaltung sollte man aber auch Grundlagenwissen zur Tongestaltung haben. Besonders bei Verfahren des Re-Voicing bzw. RevoicingRevoicing wie AudiodeskriptionAudiodeskription, Voice-overVoice-over und SynchronisationSynchronisation muss man auch die Tonspuren im Blick haben, die man nicht bearbeiten wird oder gar nicht bearbeiten kann.

      Bei Filmbearbeitungsprogrammen sieht man diese parallelen Tonspuren untereinander. Bei der Arbeit mit vorproduzierten Filmen im Unterricht sieht man zumindest die Spur für den abgemischten FilmoriginaltonOriginalton und die selbst erzeugte(n) Tonspur(en); bei UntertitelungsprogrammenUntertitelungsprogramm sieht man normalerweise nur eine, bereits abgemischte Tonspur. Im Grunde genommen gibt es bei professionell gemachten Filmen je mindestens eine Tonspur für die Dialoge, für die Begleitmusik und für die HintergrundgeräuscheHintergrundgeräusch. Letztere wird auch als Atmo-SpurAtmo-Spur bezeichnet, von Atmosphäre. Dazu kann eine weitere eingesprochene Tonspur kommen, die KommentarspurKommentarspur, die im Journalismus häufig genutzt wird. Für den Synchronvorgang wichtig ist das ITIT (International TapeInternational Tape, im Deutschen oft verdoppelt IT-BandIT-Band), das internationale Band, auf dem alle Filmtonbestandteile bis auf die Dialoge enthalten sind. Es wird für die internationale Bearbeitung durch Synchronstudios hergestellt. Toningenieure unterscheiden eine größere Zahl von Tonspuren (dazu einführend Beilharz 2008 oder ausführlicher Lensing 2009).

      Die ursprünglichen Spuren können unabhängig voneinander bearbeitet werden. Dies geschieht bereits beim Originalfilm, bei dem die Spuren im Studio „abgemischt“ werden. Die FilmmusikMusikFilmmusikFilmmusik wird eingespielt, vielleicht lauter und leiser gedreht, die StimmenStimme werden oft schon in der Originalsprache nachsynchronisiert, wenn die Tonqualität zu schlecht ist. Später wird den Stimmen eventuell noch künstlicher Hall zugesetzt oder andere Veränderungen werden vorgenommen.

      Bei der SynchronisationSynchronisation wird die Original-DialogspurDialogspur durch eine neue ersetzt – als bekäme eine Autobahnspur einen neuen Belag. Beim Hörfilm und bei der Voice-over-Übersetzung kommt jeweils eine neue Tonspur dazu. Die Autobahn wird ausgebaut.

      1.5.3 Texte

      Filme liegen fast immer zunächst als Texte vor; improvisierte Filme sind die Ausnahme, wobei die Wiederholungen und abgebrochenen Sätze der natürlichen Sprache eine besondere Herausforderung darstellen.. Bei „normalen“ Filmen gibt es ein DrehbuchDrehbuch sowie ein DialogbuchDialogbuch oder eine DialoglisteDialogliste.

      Drehbücher enthalten sämtliche Angaben, die der Regisseur, die künstlerisch-technischen Mitarbeiter (Kamera, Beleuchtung) und die Schauspieler benötigen. Daher sind sie relativ dick. Jede Bewegung, jede KameraeinstellungKameraeinstellung wird geplant bzw. dokumentiert. Diese Texte erhält der Übersetzer normalerweise nicht. Das Drehbuch gehört zur PräproduktionPräproduktion; oft erhalten Übersetzer ein PräproduktionsskriptPräproduktionsskript, jedoch nur in Form von Dialoglisten ohne ausführliche Produktionsplanung. Das PostproduktionsskriptPostproduktionsskriptpre-production scriptpost-production scriptContinuity1 stellt den Endzustand des Filmtextes dar und hat Dokumentationscharakter. Für die AV-Übersetzung ist es ideal, da beim Filmen veränderte Texte hier dokumentiert sind. Näheres dazu findet sich in diesem Kapitel bei Unterrichtsmaterialien.

      Alle Filme entstehen in ihrer endgültigen Form erst im Schneideraum, aber bei DokumentarfilmenDokumentarfilm ist das besonders augenfällig. Sie enthalten authentisches, unbearbeitetes Material, das erst in eine ansprechende Form gebracht werden muss. So können aus zehn Stunden mit Tieren vor der Kamera zwanzig Minuten Film werden. Dazu kommt, dass Dokumentarfilme oft spontan gesprochenen Text enthalten, etwa Interviews. Diese Filmteile müssen nicht nur geschnitten werden – sie liegen als schriftlicher Text überhaupt nicht vor und dieser muss von einem SkriptdienstSkriptdienst erst bei Ansicht des Films erstellt werden, falls der Film in irgendeiner Form übersetzt werden soll.

      Wer nicht mit Dokumentarfilmen

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