Corona in Deutschland. Группа авторов

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Corona in Deutschland - Группа авторов

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in Italien waren beispielsweise auch im Elsass die Notaufnahmen in den Krankenhäusern so sehr überlastet, so dass eine Triage wie unter Kriegszuständen erforderlich war. Als Triage wird dabei in der Notaufnahme die Methodik beschrieben, anhand derer Notfallpatienten in sehr kurzer Zeit nach Behandlungsdringlichkeit priorisiert und verfügbaren Behandlungsressourcen zugeordnet werden (vgl. Christ u. a. 2010, S. 892). Berichte machten die Runde, wonach älteren Notfallpatienten Beatmungsgeräte zugunsten jüngerer COVID-19-Erkrankter weggenommen und diese Menschen damit ihrem Schicksal überlassen wurden. Es fällt schwer, sich auszumalen, welchen physischen vor allem aber auch psychischen Belastungen das medizinische Personal in diesen Situationen ausgesetzt war.

      Zeitgleich war vielerorts in Deutschland zu hören: »Dieses Virus ist doch ein Witz. Viel schlimmer wiegt, dass mein Lieblings-Golf-Club gerade schließt. Und was soll ich jetzt machen?« Oder: »Das Coronavirus tötet nur alte Menschen und die werden sowieso sterben. Das entlastet endlich unsere Rentenkassen« (sinngemäß und Wortlaut nach diversen Foreneinträgen und Berichten im Internet wie etwa Refinery29 online 2020).

      Heute wissen wir: Eine Coronavirus-Infektion kann jeden treffen. Allerdings gibt es altersabhängig unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten, im Anschluss daran auch eine COVID-19-Erkrankung zu entwickeln. Und auch der Verlauf von COVID-19 und mögliche Komplikationen sind von Risiken abhängig. Dazu zählen neben dem Alter auch bestimmte Vorerkrankungen. Es muss also zwingend zwischen Infektion und Erkrankung unterschieden werden (siehe hierzu auch Timo Ulrichs in diesem Buch).

      Zu Beginn der Corona-Krise fanden Politiker drastische, ja sogar martialische Worte. Nicht selten wurde der Krieg als Vergleich bemüht. Ein »Krieg gegen das Coronavirus«, wie es etwa Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron angesichts der damaligen Lage in seinem Land formulierte (vgl. Deutschlandfunk online 2020). Und Papst Franziskus sah die Europäische Union angesichts des Coronavirus gar vor »einer epochalen Herausforderung, von der nicht nur ihre Zukunft, sondern die der ganzen Welt abhängt«, (vgl. Domradio online 2020).

      Den Worten folgten Taten: Länderübergreifend wurden Maßnahmen und Einschränkungen ergriffen, die in der Tat an »Kriegszeiten« erinnern können. In den USA hatte Präsident Donald Trump das »Defense Production Act« aktiviert (vgl. The White House online 2020). Das Gesetz, das es dem Staat erlaubt, dringend benötigte Produkte von Unternehmen fertigen zu lassen. Und auch in Deutschland hat man zu Beginn der Pandemie immer wieder aus dem Konzern-Umfeld erfahren, dass die Produktion etwa von Beatmungsgeräten, Schutzausrüstung oder Desinfektionsmittel geprüft werden würde.

      Militär-bezogene Themen standen auch außerhalb von »Kriegsregionen« zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland im Blick. Am 4. März 2020 legte das Verteidigungsministerium den ersten Bericht über extremistische Verdachtsfälle in der Bundeswehr vor. Im Blickpunkt stehen hier staatsfeindliche Einstellungen, wie etwa Reichsbürgertum oder auch Rechts- und Linksterrorismus (vgl. Bundesministerium für Verteidigung online 2020). Im gleichen Zuge wurde und wird bis heute immer wieder von rechtsextremen Verdachtsfällen im Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr (KSK) in Calw berichtet, denen der Militärische Abschirmdienst MAD entsprechend nachgeht (vgl. Bundeswehr online 2020a und Deutscher BundeswehrVerband online 2020). Am 19. März 2020 und damit kurz vor dem Lockdown hatte Bundesinnenminister Horst Seehofer zudem im Zuge einer Razzia in zehn Bundesländern erstmals bundesweit eine Reichsbürger-Gruppierung verboten (vgl. ZDF online 2020). Diese Themen sind deswegen von Relevanz, da sich im Zuge der Lockerungen seit etwa Mai unterschiedliche Demonstrationsströmungen gegen die eingeschlagene »Corona-Politik« gebildet haben. Während einige beispielsweise gegen eine Impfpflicht protestieren, werden laut Verfassungsschutz und Bundeskriminalamt auch Veranstaltungen wahrgenommen, die von Rechtsextremisten unterwandert werden sollen (vgl. Welt online 2020).

      Die Verunsicherung unter den Menschen ist groß. Und sie war es vor dem Lockdown auch – jedoch möglicherweise aus einem anderen Grund. Lange Güterzüge mit militärischem Gerät, wie etwa Panzern, waren kurz vor dem Lockdown zu sehen. Darunter auch Panzerkolonnen in der Nähe des damals heruntergefahrenen Stuttgarter Flughafens. Einige vermuteten in den sozialen Netzwerken, dass die Panzer im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Lockdown und damit der Absicherung »systemrelevanter Infrastruktur, Medienhäuser und Fabriken« zusammenhängen würden. Es sollte sich später herausstellen, dass diese noch logistische Ausläufer der am 13. März 2020 eingestellten NATO-Übung »Defender Europe 2020« waren. Jene Übung, welche durchaus auch abseits der großen Berichterstattung die größte Truppenverlagerung der USA nach Europa seit 25 Jahren sein sollte. Als logistische Drehscheibe war Deutschland in dieser Übung im Zentrum gestanden (vgl. Bundeswehr online 2020b).

      Der Aspekt der bereits im Vorwort angerissenen »Systemrelevanz« der Logistik kam aber auch an anderen Stellen zum Vorschein. Etwa in Form abgerissener Lieferketten in der Industrie kurz vor dem Lockdown. In der Absicherung der Versorgung von Supermärkten. Im massiven Umrüsten von Passagierflugzeugen zu »reinen« Frachtmaschinen, um weltweit Fertigungsanlagen, Beatmungsgeräte und Schutzausrüstung für die Corona-Pandemie verfrachten zu können. Meldungen von verschwundenen, konfiszierten und von Regierungen dringend erwarteten Sendungen mit Schutzausrüstung machten die Runde (vgl. Tagesschau online 2020g). An der deutschpolnischen Grenze staute sich im Zuge der Grenzschließungen vor dem Lockdown die Lkw-Abfertigung auf bis zu 60 km (vgl. Deutsche-Verkehrs-Zeitung online 2020). Bilder, wie wir sie sonst nur aus krisen-geplagten Regionen dieser Welt kennen dürften.

      Aber auch in anderer Hinsicht zeigte sich die »Systemrelevanz« der Logistik: um etwa »gestrandete« Deutsche zurückzuholen, hatte das Auswärtige Amt im März ein beispielloses Rückholprogramm gestartet. Bis zum 24. April 2020 wurden rund 240 000 Bürgerinnen und Bürger eingeflogen. Mitte Juni machten in diesem Zusammenhand dann Meldungen die Runde, wonach das Auswärtige Amt nachträglich die Kosten weiterbelasten würde (vgl. Tagesschau online 2020h). Und während in Deutschland die Menschen zu Beginn der Pandemie damit beschäftigt waren, vordergründig Toilettenpapier, Nudeln, Konserven und Mehl zu »hamstern«, haben sich die Bürger in anderen Staaten, wie etwa den USA und Ungarn, weiter mit Waffen eingedeckt – aus Angst vor Unruhen (vgl. NTV online 2020).

      Auch weitere negative Schlagzeilen machten die Runde. So etwa ein Sportartikelhersteller, der vorgeprescht war, als die Bundesregierung über etwaige Neuregelungen in der Corona-Krise, allen voran zur Miete und zum Verbraucherschutz ab April, informierte (Bundesregierung online 2020c). Manches Großunternehmen, wie etwa der Sportartikelhersteller, konnte es in der Folge kaum abwarten, zu verkünden, dass man die Miete für geschlossene Läden ab April nicht mehr bezahlen würde. Erst der öffentliche Druck sorgte für eine Klarstellung der Sachlage bzw. ein Umdenken (vgl. Absatzwirtschaft online 2020).

      Und heute? Heute lassen sich Unternehmen finden, die in Büros »zum Schein« desinfektionsähnliche Produkte aufstellen, um »formal« etwaige Hygieneauflagen zu erfüllen und gleichzeitig Kosten zu sparen. Viele ihrer Mitarbeiter befinden sich trotz Lockerungen noch immer im »auf einmal möglich gewordenen« digitalen Homeoffice. Aber auch Verdachtsfälle kommen auf, in denen Unternehmen zwar für ihre Mitarbeiter Kurzarbeitergeld anmelden, diese jedoch voll durcharbeiten lassen.

      Und die Börsen? Im März noch herrschte eine regelrechte »Weltuntergangsstimmung« an den Finanzmärkten. In Folge des »Doppelschlags« vom 9. März und 12. März 2020 erlebte der deutsche Leitindex DAX den schnellsten Tagesverlust in seiner Geschichte. Grund war die sich zuspitzende Corona-Krise und ein »Preiskrieg« am Ölmarkt. Alles, was schnell den »Cash-Bestand« erhöhte, wurde schließlich hektisch verkauft. Aktien. Edelmetalle. Rohstoffe. Doch wer glaubte, die Börse würde angesichts der abgestürzten Realwirtschaft im Tal der Tränen verharren, der staunte nicht schlecht als ab Mitte Mai eine »neue« Rallye an den Finanzmärkten zu beobachten war.

      Seither kennt die Börse weitgehend wieder nur eine Richtung: und zwar nach oben. Hoffnung und Optimismus in den Kursen, wie es professionelle Marktbeobachter immer wieder bezeichnen, scheinen überhandzunehmen. Und das obwohl es gegenwärtig kaum positive Lichtblicke aus der Realwirtschaft zu vermelden gibt. Ja sogar das Infektionsgeschehen

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