Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht
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Klützer Winkel
Bei Boltenhagen
Im Westen von Wismar, zwischen Wismarbucht und Trave, erstreckt sich ein lieblicher Landstrich. Seit jeher wurde rund um das kleine Städtchen Klütz Landwirtschaft betrieben, und auch heute noch befindet sich hier die Kornkammer Mecklenburgs.
Im Klützer Winkel scheint mancherorts die Zeit stillzustehen. Winzige Weiler, teilweise nur durch Schotterpisten oder holpriges Kopfsteinpflaster miteinander verbunden, verstecken sich zwischen sanften Hügeln. Am Straßenrand scharren Hühner, auf den Koppeln weiden Kühe neben Pferden und Eseln, Schweine liegen träge in offenen Stalltüren, und im Dorfteich schwimmen die Enten in Paaren umher.
Zentrum der Landschaftsidylle ist das kleine Städtchen Klütz, das durch seinen Besuchermagnet Schloss Bothmer am Ortsrand zuletzt enorm belebt wurde. Das touristische Zentrum für Strandgänger ist hingegen das Ostseebad Boltenhagen mit langem Sandstrand, Seebrücke und Kurzentrum. An der Küste des Klützer Winkels und in Klütz selbst erinnern wie an der ganzen Lübecker Bucht und Wismarbucht Gedenksteine an die Katastrophe der Cap Arcona (→ Insel Poel).
Klützca. 3100 Einwohner
Ein verträumtes, kleines Städtchen mit einem weithin bekannten, prächtigen Schloss, geadelt durch sein literarisches Erbe. Sieht man einmal vom regen Verkehr an der Durchgangsstraße ab, scheint sich kaum etwas geändert zu haben, seit Uwe Johnson in seinem berühmten Roman Jahrestage das kleine (fiktive) Jerichow beschrieb, das gemeinhin mit Klütz identifiziert wird: kopfsteingepflasterte Straßen, ein beschaulicher Markt, eine schmucke kleine, steinalte Kirche mit weithin sichtbarem Turm, am Ortsrand eine alte Windmühle sowie das überraschend stattliche barocke Schloss Bothmer mit ausladendem Park und schließlich und vor allem - keine Hektik.
Uwe Johnsons „Jahrestage“
„... einwärts der Ostsee zwischen Lübeck und Wismar gelegen, ein Nest aus niedrigen Ziegelbauten entlang einer Straße aus Kopfsteinen, ausgespannt zwischen einem zweistöckigen Rathaus mit falschen Klassikrillen und einer Kirche aus der romanischen Zeit, deren Turm mit einer Bischofsmütze verglichen wird; lang und spitz läuft er zu, und wie die Mütze eines Bischofs hat er Schildgiebel an allen vier Stirnen“
Uwe Johnson, Jahrestage, Bd. 1, Frankfurt/M. 1993, S. 30f.
Ein Literaturhaus für Jerichow
Jerichow, das fiktive mecklenburgische Städtchen aus Uwe Johnsons Roman Jahrestage, wird längst mit dem realen Klütz in Beziehung gesetzt, auch wenn Johnson in Interviews dieser Zuweisung immer widersprochen hat. Den edlen Spender des literarischen Ruhmes hat man in Klütz gleich mehrfach bedacht: Seit 2002 gibt es den Förderverein Uwe Johnson in Klütz, der u. a. den Klützer LiteraturSommer (Juni bis Sept., meist Lesungen) organisiert. Um eine weitere Attraktion reicher ist der Ort seit 2006: In einem umgebauten Getreidespeicher von 1890 wurde das Literaturhaus Uwe Johnson eröffnet, das neben einer Dauerausstellung zu Johnson auch die Stadtbibliothek (im Erdgeschoss) beherbergt. Dessen Lebensweg ist über mehrere Stockwerke verteilt zu sehen und mit zahlreichen interessanten Dokumenten unterlegt, dazwischen kann man sich auch mal in bequeme Sessel sinken lassen und in den Werken Johnsons schmökern. Im Literaturhaus finden häufig auch Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Es werden auch die Werke des Autors verkauft, außerdem gibt es eine kleine Automaten-Cafeteria. Sehr freundliche und hilfsbereite Leitung. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Stadtinformation (Touristeninformation) Klütz.
♦ April bis Okt. Di-So 10-17 Uhr, Mo geschl.; Nov. bis März Mi-Sa 10-16 Uhr, So-Di geschl. Eintritt 3,50 €, erm. 2 €, Kombiticket mit Schloss Bothmer 7,50 €. Im Thurow 14, 23948 Klütz, Tel. 038825-22387, www.literaturhaus-uwe-johnson.de.
Sehenswertes
Imposant: Schloss Bothmer
Schloss Bothmer: Die größte und bedeutendste barocke Schlossanlage Mecklenburg-Vorpommerns liegt am südlichen Ortsrand von Klütz. Zwischen 1726 und 1732 wurde das Schloss von dem damals noch jungen und unbekannten Architekten Johann Friedrich Künnecke als Residenz des Reichsgrafen Hans Caspar von Bothmer errichtet. Dieser war diplomatischer Gesandter der Welfen in London, noch vor der Fertigstellung des Schlosses verstarb er dort. Bis 1945 war das Anwesen in Familienbesitz, von 1948 bis 1994 war im Schloss ein Altersheim untergebracht, dann stand es leer und wurde schließlich aufwendig restauriert und 2015 wiedereröffnet.
Im Inneren der symmetrischen Schlossanlage sind noch einige Überreste der barocken Originalausstattung erhalten bzw. wiederhergestellt worden, darunter Stuckdecken, schmucke Kamine, ein Intarsienkabinett und Eichenholzvertäfelungen, jedoch kein historisches Inventar. Dafür informiert eine modern konzipierte Ausstellung über das Adelsgeschlecht der Bothmer und die Geschichte des Hauses. Dabei erfährt man auch, dass das Schloss schon mehrmals als Filmkulisse diente, u. a. wurde hier Die Flucht mit Maria Furtwängler gedreht. Die Parkanlage