Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht

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Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht MM-Reiseführer

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der Restaurants und Cafés auf dem Kopfsteinpflaster und vor den far­ben­präch­tigen Fassaden der mit­tel­al­ter­lichen Gebäude. In der Nähe mün­det die Gru­be in den Hafen. Im 13. Jh. an­ge­legt, ist sie einer der ältes­ten Kanäle in Deutsch­land und verbin­det den Müh­len­see (und zeitweise via Wallen­stein­gra­ben so­gar den Schwe­ri­ner See) mit der Ost­see. Die Grube diente nicht nur zur Süß­wasser­versor­gung, sondern auch als Trans­port­weg, auf dem Last­käh­ne vom Ha­fen in die Alt­stadt getrei­delt wurden. Un­bedingt emp­feh­lens­wert ist ein Spa­zier­gang vom entzü­ckend schiefen Fach­werkge­bäude, das sich beim Hafen über die Grube spannt und „Ge­wölbe“ ge­nannt wird, den alten Ka­nal entlang bis zur Kirche St. Niko­lai, der Schweins­brü­cke und dem Schab­bell­haus. Auf hal­bem Weg kreuzt die Scheuer­straße, die Rich­tung Markt zur Bohr­straße wird. Hier hat sich ein einzig­arti­ges En­semble von Giebeln er­halten, deren Ge­staltung von der Gotik über den Ba­rock bis zum Klas­sizismus reicht.

      Auf der Wissemara müssen auch die Passagiere mitanpacken

      1997 spülte ein Sturm Wrackteile an den Strand von Timmendorf auf der In­sel Poel. Bei der daraufhin einset­zenden Suche fanden Unterwasser­ar­chäo­lo­gen das gut er­hal­tene Wrack eines Schiffes und datierten es auf das 14. Jh. Der Fund des­sen, was man für eine Hansekogge hielt, machte Schlag­zeilen. Man vermutet, auf das bis dato größte Fracht­schiff des Spät­mit­tel­al­ters gestoßen zu sein. Bei einer Länge von 31,5 Metern und einer Brei­te von 8,5 Metern hatte die so genannte Poeler Kogge ein Fas­sungs­vermö­gen von über 200 Tonnen. Gleich­zei­tig hat­te sie einen relativ ge­rin­gen Tiefgang, was sie für das Befahren von Bod­den und Haff ge­eig­net mach­te. Das bei Poel geborgene Wrack wurde nach Schwerin ge­bracht, wo wei­tere Un­ter­su­chun­gen angestellt und die Kon­servierung ge­währ­leis­tet wer­den sollen.

      Im Jahr 2000 begann ein fas­zi­nie­ren­des Projekt auf dem Feld der ex­pe­ri­men­tel­len Ar­chäologie: Im Ha­fen von Wismar entstand ein ori­gi­nal­ge­treuer Nach­bau der Poe­ler Kog­ge unter Zuhilfenahme spät­mit­telalterli­cher Techni­ken des Boots­baus. Wie beim Original wur­de vor­nehmlich mit Kie­fern­holz, teils auch mit Eiche ge­baut. Alle 34.000 der ein­ge­schla­ge­nen Eisen­nä­gel sind von Hand ge­schmiedet. Der 32 Meter ho­he Mast besteht aus dem Stamm einer 120 Jahre al­ten Doug­lasie. Be­teiligt waren ne­ben all den ehrenamtlichen Boots­bauern, Schiffs­bau­in­ge­nieu­re und Boots­bau­meis­ter, ein Nau­tiker und ein Ar­chäo­lo­ge. Nach sechs Jahren Bau wur­de die Wis­semara getauf­te Kog­ge vom Stapel ge­las­sen, das bau­chi­ge Trans­port­schiff stell­te sogleich seine be­mer­kens­werte Ma­nö­vrie­r­fä­hig­keit unter Beweis.

      Man kann die Wissemara im Alten Hafen, wenn sie vor An­ker liegt, be­sich­tigen und mit ihr auch in See ste­chen. Im Sommer werden drei­stün­dige Törns zur Insel Poel und zurück angeboten. Und wenn der Kapitän den Be­fehl gibt: „Klar zum Se­gel­manöver! Klar zur Halse!“, können auch die Pas­sa­giere mit anpacken, wäh­rend die Wissemara sachte durch den Wind dreht.

      Die Wissemara ist eine Attraktion, obgleich sie, nach letzten Erkennt­nis­sen, der Nachbau eines erheblich jüngeren Schiffes ist. Man datierte das Bau­jahr der Poeler Kogge auf das Jahr 1773. Die Zeit der Koggen war da schon vorbei. In Wis­mar aber sieht man galant darüber hinweg.

      ♦ Gesegelt wird in etwa von Mai bis Sept., in der Nebensaison mehrmals in der Woche, im Som­mer bis zu dreimal tägl. Die ehr­en­amt­liche, et­wa zehnköpfige Besatzung gibt wäh­rend der Fahrt bereit­wil­lig Auskunft über den Bau des bau­chigen Seglers und tech­ni­sche Details, Se­gel­verhalten und See­mannsgarn. Die etwa drei­stün­dige Fahrt kostet 27 € (meist nach­mittags) bzw. 32 € (über Mittag und mit Eintopf), jeweils pro Pers. In­fos zu den Segeltörns erhält man an Bord (Anleger am Alten Ha­fen, in der Nähe des Baumhauses), beim För­derverein im Baum­haus, telefonisch unter Tel. 03841-304310 oder unter www.poeler-kogge.de.

      Entlang der Grube: Das schiefe Gewölbe ...

      Die Kirche St. Nikolai ist die dritte große Stadt­kir­che Wismars und ein be­deu­ten­des Beispiel Nord­deutscher Back­steingotik. Wenngleich die älteste Pfarr­kirche Wis­mars, be­gann der Bau der heutigen Kirche relativ spät. Ab et­wa 1380 wurde die Vor­gäng­er­kirche aus- und um­gebaut. Obwohl zu dieser Zeit be­reits neue ar­chi­tek­to­nische Ein­flüs­se spür­bar waren, orientierten sich die Baumeis­ter von St. Ni­kolai am Vor­bild hoch­go­tischer französischer Ka­the­dra­len. Ent­standen ist eine präch­ti­ge drei­schif­fige Basilika mit schlankem Chor­umgang und Kapellenkranz. Das Mit­tel­schiff er­hebt sich bei einer Breite von ge­rade einmal 10,5 Metern ein­drucks­voll über 37 Meter in die Höhe. Der dadurch ge­schaffene überwälti­gende Raum­ein­druck wird von keiner Kir­che an der Ostsee­küste übertroffen. Ein Kleinod ist der Giebel des Süd­an­baus (1438/39). Der aus gla­sierten Back­stei­nen ge­formte Schmuck­giebel ist mit fi­gür­li­chen Ter­ra­kot­ta­frie­sen be­stückt, die Fabeltiere, Frat­zen, Heilige und Ma­rien dar­stel­len, darüber thront eine schmu­cke Blend­rose. Der Kirch­turm er­hob sich ur­sprüng­lich dank eines enor­men spitzen Turm­helmes auf eine Hö­he von 120 Me­tern. Er wur­de von einem schwe­ren Sturm 1703 herun­ter­ge­ris­sen und zer­trüm­mer­te das Mit­telschiff.

      Diese Katastrophe hatte zur Folge, dass St. Nikolai heute auch über eine be­mer­kens­werte ba­rocke Innen­aus­stat­tung ver­fügt. Hinzu kommen wertvolle Stü­cke, die aus den Kir­chen St. Marien und St. Georgen ge­rettet werden konn­ten. Barock sind u. a. die Kan­zel mit ih­rer verspielten Haube (1708) und die Tau­fe schräg da­hinter (1719). In der süd­lichen Vorhalle sind der prächtige Schnit­z­altar (um 1430) und das Hoch­kreuz aus der Kir­che St. Geor­gen unter­ge­bracht. Auf dem bron­ze­nen Tauf­be­cken aus St. Ma­rien, um 1335 gegossen, sind Szenen aus dem Le­ben Jesu zu se­hen. Beein­dru­ckend sind auch die er­hal­te­nen Wandmalereien: al­len voran der rie­sige, bis ans Ge­wöl­be hin­auf­rei­chen­de St. Christopherus, Schutz­heili­ger der Rei­senden (um 1450). Em­pfeh­lens­wert ist der Aufstieg in das Ge­wölbe im Rah­men einer kennt­nisrei­chen Führung. Den Besuch dieser pracht­vollen Kirche sollte man sich nicht ent­gehen lassen!

      ... und St. Nikolai

      ♦ St. Nikolai: Mai bis Sept. 8-20 Uhr, Okt. und April 10-18 Uhr, Nov. bis März 11-16 Uhr, Got­tesdienst So 10 Uhr (erst danach wieder Besich­tigung). Im Sommer werden für gewöhn­lich täglich Gewöl­be­füh­run­gen an­ge­bo­ten (meist zwischen 10 und 15 Uhr, die nächste Füh­rung wird jeweils angeschrieben). St. Ni­ko­lai ist eine be­su­cher­freund­li­che Kir­che, Fo­to­gra­fieren ist aus­drücklich erlaubt (dass man kein Blitz­licht in der Nähe von Wand- oder Altar­malereien verwendet, ver­steht sich von selbst), auch artige Hun­de dür­fen an der Be­sich­tigung teil­neh­men. Die eh­ren­amt­lichen Mit­arbeiter, die die Öff­nungs­zeiten er­mög­li­chen, sind sehr en­ga­giert, www.kirchen-in-wismar.de.

      Schräg gegenüber der Kirche St. Ni­ko­lai und auf der anderen Seite der Grube liegt das Schabbellhaus, das heute das Stadtmuseum beherbergt. Hinrich Schab­bell (1531-1600) war an­gesehe­ner

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