Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht

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Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht MM-Reiseführer

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vom Grundriss der Alt­stadt über zahlreiche Bürgerhäuser, das go­ti­sche Viertel und den Alten Hafen bis zu den beiden großen Kir­chen St. Georgen und St. Ni­kolai sowie dem Turm von St. Ma­rien, allesamt bedeu­tende Bauwerke der Nord­deut­schen Backsteingotik - überall ist der altehr­würdige Geist einer stol­zen Han­sestadt gegenwärtig. Aber auch aus den späte­ren Jahr­hunderten sind se­hens­werte Bauwerke erhalten: Im 16. Jh. entstan­den in Anleh­nung an die nie­derlän­di­sche Renaissance z. B. die Wasserkunst auf dem Markt, der Fürs­tenhof und das Schab­bellhaus; im 19. Jh. wurde das klas­sizistische Rathaus er­richtet. Im Lauf der Jahr­hunderte wurde im Stil der Zeit auch Bausub­stanz verän­dert, wer es sich leis­ten konnte, „moderni­sierte“ sein gotisches Stadt­haus. So prä­sentieren sich die Fas­sa­den wie ein ab­wechslungsreicher Quer­schnitt durch die Architekturge­schich­te: im ur­sprünglichen Backsteinrot mit goti­schen Stu­fengiebeln, verputzt, far­big und die Giebel mit barockem Schwung ge­setzt, domi­niert von klassizisti­scher Stren­ge oder auch verspielt in Jugend­stil-Manier ver­ziert.

      Zentrum der Altstadt ist der riesige Markt­platz. Hier und in den umliegen­den Stra­ßen und Sträßchen spielt sich ein großer Teil des innerstädtischen Le­bens ab. Wis­mar ist auch eine rela­tiv jun­ge Universitätsstadt, rund 8000 Stu­dierende sind hier eingeschrieben, haupt­sächlich für Wirtschaft und Inge­nieurs­wissenschaften. Einer der wich­tigsten Ar­beitgeber Wismars ist MV Werften mit der riesigen, blau-grü­nen Dockhalle vor den Toren der Stadt. Hier laufen heute vor allem luxuriöse Fluss­kreuz­fahrtsschiffe, Cruise Liner (wie die Aida Vita oder die Columbus) und Me­ga­yachten vom Stapel. Daneben be­sitzt die Stadt einen gut fre­quentierten Han­delshafen und ein Kreuzfahrt-Ter­minal. Doch trotz der vielen Studenten und Touris­ten ist Wismar insgesamt eine sehr ruhige Stadt, in manchen Ecken mäuschen­still. Den Leerstand an Wohnungen spiegeln die vielen Immo­bilienmak­ler wider. Seit 1990 hat Wis­mar mehr als 20 % seiner Einwohner verloren.

       Stadtgeschichte

      Die Stadt Wismar wurde 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Die topo­gra­fi­schen Vor­aussetzungen für eine Stadt­grün­dung waren denkbar günstig. Die Bucht von Wis­mar, geschützt durch die vor­ge­lagerte Insel Poel, ermöglichte den Aus­bau eines ver­sandungsfreien Ha­fens. Landseits schützten weite Sümp­fe die junge Sied­lung, und mitten hin­durch führte die Handelsstraße von Lü­beck nach Rostock und wei­ter in den Osten. Innerhalb kürzester Zeit ent­stand eine geradezu vorbildli­che mit­tel­al­ter­liche Stadt: wehrhaft durch einen um­schlie­ßenden Mauerring (ab 1276), han­delsof­fen aufgrund des güns­tigen Ha­fens und ehrgeizig, um mit­tels pracht­voller Bau­ten dem eige­nen Selbst­bewusstsein Aus­druck zu verleihen.

      Die Basis für die rasante Ent­wick­lung war der Handel. Ein bereits 1259 ab­ges­chlos­se­ner Vertrag zwischen Lü­beck, Rostock und Wismar sicherte die Han­dels­wege zwi­schen den aufstreben­den Städten und bildete den Kern eines bald mäch­ti­gen Städ­te­bundes, der Hanse . Als 1264/65 das Bünd­nis u. a. um Stral­sund und Greifs­wald erweitert wurde, tagte der Proto­typ des später tra­ditionell in Lü­beck statt­fin­denden Hansetages in Wismar.

      Der Exportschlager der Stadt war das Bier. Nachdem Wismar von seinen Nach­bar­städ­ten aus dem Getreide­markt gedrängt worden war, folgte man der luk­rati­ven Stra­te­gie, den Rohstoff veredelt zu exportieren. 183 Brauereien sind für das Jahr 1464 in Wismar doku­mentiert. Verschifft wurde das Wisma­rer Bier vor allem in die Nie­derlande und nach Flandern, aber auch nach Skandinavien, England und bis nach Portugal.

      1350 war kein gutes Jahr für Wismar. Noch immer wütete die erste schwere Pest­epi­demie, als ein Stadtbrand zahl­rei­che Gebäude zerstörte. Doch die Han­se und da­mit auch Wismar standen in ihrer Blüte, sodass auf die niederge­brannten Rui­nen schnell prächtige Backsteinbauten folgten, und es wurde mit dem mo­nu­men­talen Bau der Kirche St. Nikolai (ab 1380) begonnen.

      Mit dem Niedergang des mächtigen Städ­tebundes im 16. Jh. verlor auch Wis­mar an kauf­männischer Kraft. Einen (vorläufigen) Tiefpunkt erlebte die Stadt im Drei­ßig­jäh­rigen Krieg. Wis­mar, das um 1530 die Reformation ein­geführt hatte, musste 1627 Albrecht von Wallen­stein mit sei­nen kaiserlichen Trup­pen aufnehmen und ver­sor­gen, Ab­gaben zahlen und die Be­fes­ti­gungs­an­lagen ausbauen. 1632 be­la­ger­ten die Schwe­den die Stadt, nah­men sie ein - und blieben. Bis 1803 (bzw. 1903) war Wis­mar schwe­disch. Un­ter der Herrschaft der Drei Kro­nen wur­den der Stadt zahl­rei­che Pri­vilegien ge­währt und ein nicht uner­heb­liches Maß an kom­mu­naler Selbst­ver­waltung. Außer­dem eröffnete sich Wismar - als Teil der neuen Groß­macht - an der Ost­see ein lukrativer Bin­nen­markt, so­dass der Handel wie­der be­lebt wur­de. An­de­r­er­seits wurde die Stadt na­türlich in die Händel des schwe­di­schen Rei­ches hi­n­ein­gezogen. Und so litt Wis­mar wie kaum eine an­dere schwe­dische Stadt un­ter dem Großen Nordischen Krieg 1700-1721. Im Jahr 1716 wurde Wis­mar von den alli­ier­ten Trup­pen (Dänen, Preu­ßen und Kurhannovera­ner) be­schos­sen, belagert und schließlich ein­ge­nom­men. Die Stadt blieb zwar bei Schwe­den, musste jedoch ihre Fes­tungs­anla­gen schleifen. Wis­mar glich um 1718 einem Trüm­merfeld, und die ge­fallene Groß­macht Schweden hat­te we­der die Mög­lich­keiten noch das In­te­resse, die unbe­fes­tigte Stadt nach­hal­tig zu stärken. Aber es sollte bis 1803 dau­ern, bis die schwe­di­sche Kro­ne Wis­mar auf­ge­ben woll­te und für hun­dert Jahre an das Groß­her­zog­tum Meck­lenburg ver­pfän­dete. Nach­dem der Vertrag schließ­lich 1903 aus­lief, ver­zich­tete Schweden auf die Rück­gabe und Wis­mar war end­gültig Teil Meck­len­burgs und damit des Deut­schen Rei­ches.

      Alter Schwede! Vor dem Baumhaus

      1921 drehte Friedrich Wilhelm Mur­nau viele Szenen des Stumm­film­klassi­kers Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens in Wismar. Als es ihm Werner Herzog Jahr­zehnte später gleichtun wollte, durfte er nicht. So entstanden die in Wismar ge­planten Szenen von Nosferatu - Phantom der Nacht in Delft.

      Im Zweiten Weltkrieg setzten die al­liier­ten Luftangriffe Wismar arg zu. Ziel der Bom­ber waren vor allem kriegs­relevante Anlagen, wie die Fab­rik- und Flug­zeug­hal­len der Norddeut­schen Dor­nier-Wer­ke sowie der Hafen. Zwi­schen Juni 1940 und April 1945 flo­gen die Al­liier­ten zwölf Luftan­griffe auf Wis­mar. Der schwerste Angriff er­folgte am 24. Sep­tem­ber 1942, als über 60 Ton­nen Bomben auf Wis­mar ab­ge­worfen wur­den. Der letzte An­griff (in der Nacht zum 15. April 1945) traf drei von Wis­mars be­deu­ten­den Bauwerken mit vol­ler Wucht: Das Archidiakonat wurde stark beschädigt, St. Georgen und St. Ma­rien in Rui­nen gelegt. Ins­ge­samt kamen über 300 Men­schen bei den An­grif­fen ums Le­ben, fast ein Vier­tel der vor­handenen Woh­nun­gen wur­de zer­stört.

      Sehenswertes

      Der

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