Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine Becht
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Zentrum der Altstadt ist der riesige Marktplatz. Hier und in den umliegenden Straßen und Sträßchen spielt sich ein großer Teil des innerstädtischen Lebens ab. Wismar ist auch eine relativ junge Universitätsstadt, rund 8000 Studierende sind hier eingeschrieben, hauptsächlich für Wirtschaft und Ingenieurswissenschaften. Einer der wichtigsten Arbeitgeber Wismars ist MV Werften mit der riesigen, blau-grünen Dockhalle vor den Toren der Stadt. Hier laufen heute vor allem luxuriöse Flusskreuzfahrtsschiffe, Cruise Liner (wie die Aida Vita oder die Columbus) und Megayachten vom Stapel. Daneben besitzt die Stadt einen gut frequentierten Handelshafen und ein Kreuzfahrt-Terminal. Doch trotz der vielen Studenten und Touristen ist Wismar insgesamt eine sehr ruhige Stadt, in manchen Ecken mäuschenstill. Den Leerstand an Wohnungen spiegeln die vielen Immobilienmakler wider. Seit 1990 hat Wismar mehr als 20 % seiner Einwohner verloren.
Stadtgeschichte
Die Stadt Wismar wurde 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Die topografischen Voraussetzungen für eine Stadtgründung waren denkbar günstig. Die Bucht von Wismar, geschützt durch die vorgelagerte Insel Poel, ermöglichte den Ausbau eines versandungsfreien Hafens. Landseits schützten weite Sümpfe die junge Siedlung, und mitten hindurch führte die Handelsstraße von Lübeck nach Rostock und weiter in den Osten. Innerhalb kürzester Zeit entstand eine geradezu vorbildliche mittelalterliche Stadt: wehrhaft durch einen umschließenden Mauerring (ab 1276), handelsoffen aufgrund des günstigen Hafens und ehrgeizig, um mittels prachtvoller Bauten dem eigenen Selbstbewusstsein Ausdruck zu verleihen.
Die Basis für die rasante Entwicklung war der Handel. Ein bereits 1259 abgeschlossener Vertrag zwischen Lübeck, Rostock und Wismar sicherte die Handelswege zwischen den aufstrebenden Städten und bildete den Kern eines bald mächtigen Städtebundes, der Hanse . Als 1264/65 das Bündnis u. a. um Stralsund und Greifswald erweitert wurde, tagte der Prototyp des später traditionell in Lübeck stattfindenden Hansetages in Wismar.
Der Exportschlager der Stadt war das Bier. Nachdem Wismar von seinen Nachbarstädten aus dem Getreidemarkt gedrängt worden war, folgte man der lukrativen Strategie, den Rohstoff veredelt zu exportieren. 183 Brauereien sind für das Jahr 1464 in Wismar dokumentiert. Verschifft wurde das Wismarer Bier vor allem in die Niederlande und nach Flandern, aber auch nach Skandinavien, England und bis nach Portugal.
1350 war kein gutes Jahr für Wismar. Noch immer wütete die erste schwere Pestepidemie, als ein Stadtbrand zahlreiche Gebäude zerstörte. Doch die Hanse und damit auch Wismar standen in ihrer Blüte, sodass auf die niedergebrannten Ruinen schnell prächtige Backsteinbauten folgten, und es wurde mit dem monumentalen Bau der Kirche St. Nikolai (ab 1380) begonnen.
Mit dem Niedergang des mächtigen Städtebundes im 16. Jh. verlor auch Wismar an kaufmännischer Kraft. Einen (vorläufigen) Tiefpunkt erlebte die Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Wismar, das um 1530 die Reformation eingeführt hatte, musste 1627 Albrecht von Wallenstein mit seinen kaiserlichen Truppen aufnehmen und versorgen, Abgaben zahlen und die Befestigungsanlagen ausbauen. 1632 belagerten die Schweden die Stadt, nahmen sie ein - und blieben. Bis 1803 (bzw. 1903) war Wismar schwedisch. Unter der Herrschaft der Drei Kronen wurden der Stadt zahlreiche Privilegien gewährt und ein nicht unerhebliches Maß an kommunaler Selbstverwaltung. Außerdem eröffnete sich Wismar - als Teil der neuen Großmacht - an der Ostsee ein lukrativer Binnenmarkt, sodass der Handel wieder belebt wurde. Andererseits wurde die Stadt natürlich in die Händel des schwedischen Reiches hineingezogen. Und so litt Wismar wie kaum eine andere schwedische Stadt unter dem Großen Nordischen Krieg 1700-1721. Im Jahr 1716 wurde Wismar von den alliierten Truppen (Dänen, Preußen und Kurhannoveraner) beschossen, belagert und schließlich eingenommen. Die Stadt blieb zwar bei Schweden, musste jedoch ihre Festungsanlagen schleifen. Wismar glich um 1718 einem Trümmerfeld, und die gefallene Großmacht Schweden hatte weder die Möglichkeiten noch das Interesse, die unbefestigte Stadt nachhaltig zu stärken. Aber es sollte bis 1803 dauern, bis die schwedische Krone Wismar aufgeben wollte und für hundert Jahre an das Großherzogtum Mecklenburg verpfändete. Nachdem der Vertrag schließlich 1903 auslief, verzichtete Schweden auf die Rückgabe und Wismar war endgültig Teil Mecklenburgs und damit des Deutschen Reiches.
Alter Schwede! Vor dem Baumhaus
1921 drehte Friedrich Wilhelm Murnau viele Szenen des Stummfilmklassikers Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens in Wismar. Als es ihm Werner Herzog Jahrzehnte später gleichtun wollte, durfte er nicht. So entstanden die in Wismar geplanten Szenen von Nosferatu - Phantom der Nacht in Delft.
Im Zweiten Weltkrieg setzten die alliierten Luftangriffe Wismar arg zu. Ziel der Bomber waren vor allem kriegsrelevante Anlagen, wie die Fabrik- und Flugzeughallen der Norddeutschen Dornier-Werke sowie der Hafen. Zwischen Juni 1940 und April 1945 flogen die Alliierten zwölf Luftangriffe auf Wismar. Der schwerste Angriff erfolgte am 24. September 1942, als über 60 Tonnen Bomben auf Wismar abgeworfen wurden. Der letzte Angriff (in der Nacht zum 15. April 1945) traf drei von Wismars bedeutenden Bauwerken mit voller Wucht: Das Archidiakonat wurde stark beschädigt, St. Georgen und St. Marien in Ruinen gelegt. Insgesamt kamen über 300 Menschen bei den Angriffen ums Leben, fast ein Viertel der vorhandenen Wohnungen wurde zerstört.
Nichtsdestotrotz hat sich in Wismar ein enormes Maß an historischer Bausubstanz erhalten, auch dank seiner engagierten Einwohner, die sich oft auch gegen Widerstände der Behörden für die Bewahrung von Wismars Kulturgut einsetzten - auch wenn es in Einzelfällen nicht gelang. Berühmtestes Beispiel ist die Sprengung der Marienkirche 1960. Wismars Altstadt gehört heute zu den besterhaltenen historischen Stadtkernen in Deutschland, 2002 wurde die Altstadt Wismars gemeinsam mit der Stralsunds in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Mit der SOKO Wismar (2004 erstmals ausgestrahlt) hielt die Stadt Einzug in die deutschen Vorabend-Wohnzimmer. Zum Zeitpunkt der letzten Recherche 2019 wurde gerade die 17. Staffel ausgestrahlt. Das Polizeigebäude aus der Sendung suchen Sie in Wismar jedoch vergebens, es steht in Berlin im Studio Adlershof.
Sehenswertes
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