Friesentod. Sandra Dünschede
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Er scrollte durch die Polizeinachrichten, aber da war keine Meldung zu finden, die eine junge Frau betraf. Eventuell war nicht alles erfasst. Dirk stand auf und ging zu den Kollegen von der Bereitschaft.
»Habt ihr in den letzten Tagen einen Fall gehabt, in den eine junge Frau involviert war?«
»Involviert?« Der große dunkelhaarige Mann blickte ihn fragend an.
»Ja, Unfall, Überfall oder Ähnliches.«
»Nee, nicht soweit ich weiß.«
»Gut, danke«, seufzte Dirk. Haie würde wahrscheinlich keine Ruhe geben, bis die Nachbarin wieder aufgetaucht war, und die Gefahr, dass er sich selbst dabei in Schwierigkeiten brachte, war groß. Es wäre nicht das erste Mal.
Er setzte sich zurück an den Schreibtisch und wählte die Nummer des Krankenhauses. »Ja, hier Kommissar Thamsen. Ich bin auf der Suche nach Tatjana Lieberknecht«, erklärte er ohne Umschweife. »Haben Sie in den letzten Tagen eine Patientin mit diesem Namen aufgenommen?« Thamsen hörte am anderen Ende der Leitung jemanden tippen.
»Nein«, kam kurz darauf die Antwort. »Hier ist niemand mit diesem Namen aufgenommen worden. Tut mir sehr leid.«
»Und eine andere junge Frau, vielleicht ohne Papiere?«
Wieder war das Tippen auf einer Tastatur zu hören. »Nein, da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
Thamsen bedankte sich. Das war’s. Mehr konnte er nicht tun, dachte er und machte sich daran, die Berichte der letzten Tage durchzugehen und abzuzeichnen. Immer wieder schweiften seine Gedanken dabei ab. Er wusste, Haie würde keine Ruhe geben. Und vielleicht hatte er recht. Dirk stand auf, nahm seine Jacke und ging hinüber in das Büro seines Mitarbeiters Rolfs.
»Bin kurz weg.«
»Soll ich mitkommen?«, fragte Ansgar Rolfs, doch Dirk schüttelte den Kopf. »Nee, das kläre ich besser alleine.«
Haie hatte die Küche aufgeräumt und dabei immer wieder aus dem Fenster hinüber zum Nachbarhaus geblickt. Wo war Tatjana? Wieso blieb sie einfach von der Arbeit fern? Das passte nicht zu ihr. Er war sich sicher, da stimmte etwas nicht.
»Gefahr im Verzug«, murmelte er, während er seine Jacke nahm und das Haus verließ.
Sich nach allen Seiten umblickend schlich er durch ein Loch in der Hecke auf das Nachbargrundstück und steuerte zunächst die Haustür an. Auf sein Klingeln hin blieb auch heute wieder alles still. Er ging ums Haus herum. Alles wirkte unverändert seit seinem letzten Besuch.
»Gefahr im Verzug«, murmelte er wieder und schaute sich suchend um, als er plötzlich seinen Namen hörte.
»Haie? Was machst du da?«
Erschrocken fuhr er herum. Auf der Auffahrt stand Dirk und blickte ihn an.
»Dachte, ich hätte vorhin etwas gehört, und da habe ich noch mal geklingelt.«
»Hinter dem Haus?«
»Na, da habe ich geschaut, ob …« Haie wankte von einem Fuß auf den anderen.
»Du wolltest dir nicht zufällig Zutritt verschaffen?« Dirk blickte dem Freund in die Augen, der daraufhin den Blick senkte.
»Nun ja, schon. Es kann ja sein, dass sie verletzt im Haus liegt.« Er nickte zum Eingang.
»Haie«, stöhnte Dirk auf, »das ist eine junge Frau, wahrscheinlich ist sie verreist, besucht Freunde, vielleicht hat sie auch jemanden kennengelernt.«
»Nee, Urlaub hat sie definitiv nicht.«
»Woher willst du das denn wissen?« Dirk ahnte, dass er die Antwort auf seine Frage eigentlich nicht hören wollte.
»Habe in dem Büro, in dem sie arbeitet, angerufen. Sie hat keinen Urlaub und krankgemeldet hat sie sich auch nicht. Da ist etwas passiert.«
Thamsen rollte mit den Augen, trat vor die Tür und drückte den Klingelknopf. Im Haus war nichts zu hören.
Durch das geriffelte Glas der Eingangstür war nichts zu erkennen. Er rüttelte an der Klinke. »Hm«, überlegte er. »Hat sie denn mal erzählt, ob sie Probleme hat?«
Haie schüttelte den Kopf. »So eng war unser Verhältnis nicht. Wir sind lediglich Nachbarn.«
»Und was für einen Eindruck hat die Frau sonst auf dich gemacht?«
»Normal. Was soll sie für einen Eindruck gemacht haben?«
»Na, vielleicht ist sie depressiv, also, wenn sie suizidgefährdet wäre …« Er warf Haie einen Blick über die Schulter zu.
»Ausschließen kann ich das natürlich nicht. Man kann den Leuten ja immer nur bis vor den Kopf schauen.« Haie griente leicht.
Thamsen nickte und überlegte. Seltsam war das Ganze schon. In der Vergangenheit hatte sein Freund oft recht gehabt mit seinen Vermutungen. Jedenfalls war nicht von der Hand zu weisen, dass das Verschwinden der Frau merkwürdig war.
»Gut.« Er holte sein Handy aus der Jackentasche. Unter argwöhnischen Blicken Haies wählte er Ansgars Nummer und bat ihn, einen Schlüsseldienst zu ordern. Rolfs versprach, sich gleich darum zu kümmern. »Brauchst du denn Unterstützung?«
»Habe ich schon.«
5. Kapitel
Etwa eine Stunde später fuhr der Wagen des Schlüsseldienstes auf die Auffahrt zu Tatjana Lieberknechts Haus. In der Zwischenzeit hatte Haie mit Dirk zu Hause einen Kaffee getrunken. Als er den Handwerker durch das Küchenfenster sah, sprang er auf.
»Los, komm«, trieb er Thamsen an.
Zum Glück fragte der Mann vom Schlüsseldienst nicht nach einem Beschluss, denn den hätte Thamsen ohnehin nicht bekommen. Wie er das Vorgehen gegenüber seinem Vorgesetzten rechtfertigen sollte, hatte er sich noch nicht überlegt. Schließlich war es gut möglich, dass gar nichts passiert war und Frau Lieberknecht sich über das Eindringen in ihr Haus beschweren, ihn gar anzeigen würde.
»Hier ist ja eindeutig Gefahr im Verzug«, hatte Haie als Entschuldigung vorgebracht, während sie zum Nachbarhaus hinübergegangen waren.
Mit nur wenigen Handgriffen und keine zwei Minuten später hatte der Mann vom Schlüsseldienst die Tür geöffnet. Thamsen unterschrieb die Quittung und der Mann verabschiedete sich.
Haie trat im Eingang bereits ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, bis Dirk schließlich so weit war und die Tür ganz öffnete.
»Hallo?«, erkundigte er sich, trat