Osterläuten. Friederike Schmöe

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Osterläuten - Friederike Schmöe

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Ich wollte nur sagen, ich bin fertig.«

      »Danke. Was bin ich dir schuldig?« Die Frage fühlte sich falsch an. Eben noch hatte Mia seine Gesellschaft genossen, nun war sie sie leid.

      »Gib mir 25 für den Schrank. Er steht wie eine Eins. Ich habe ein bisschen was untergelegt. Der Boden ist nicht ganz gerade.«

      Mia nahm wortlos ihren Geldbeutel aus der Tasche.

      »Das war nicht mein Freund«, sagte sie leise.

      »Schon okay, es geht mich nichts an. Du hast keinen Freund.«

      Sie sah auf, drei Zehner in der Hand. »Wie kommst du …«

      »Du lebst allein, und es ist niemand da, der dir mit einem Schrank helfen könnte. Außerdem wirkst du einsam.«

      Mia stieß ein ärgerliches Lachen aus.

      Er hob die Hände in einer defensiven Geste. »Sorry. Ich …«

      »Kennst du diese Frau?« Mia hielt ihm die Zeichnung von Monika hin.

      Neugierig griff er danach. »Nie gesehen. Wer ist sie?«

      »Monika Böhme. Sie ist vor elf Jahren spurlos verschwunden. Vor Kurzem haben Waldarbeiter ihren Schädel in der Nähe des Ellertals gefunden.«

      »Du nimmst mich auf den Arm.«

      »Leider nicht.« Mia legte die Hand auf ihren Magen. Der Krampf ebbte ab, bevor er richtig begonnen hatte. »Sie ist ermordet worden.«

      Lars schluckte. »Wer ist sie? Deine Schwester?« Er legte das Blatt auf den Schreibtisch.

      »Wieso denkst du das?«

      »Also, nicht, dass ihr euch ähnlich seht …«

      »Aber?«

      »Da ist so ein Ausdruck. In deinem Gesicht. Und in ihrem hier auch. Was Hintergründiges. Schwer zu greifen. Ich kenne dich ja erst seit ein paar Stunden.«

      »Monika war meine Freundin. Die beste, die ich je hatte. Als sie starb, war sie 34. Verflucht jung, oder?« Mia blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. »André, der eben angerufen hat … er ist ihr Mann. War ihr Mann. Die beiden haben sich wirklich geliebt. Ein Traumpaar. Die Polizei sagt, es sei nicht mehr nachzuvollziehen, ob der Schädel nach ihrem Tod vom Körper getrennt oder ob sie sozusagen geköpft wurde.«

      »Ach du Scheiße!« Lars setzte sich aufs Sofa.

      »Kann man wohl sagen.«

      »André ist damals zusammengebrochen. Er hat zu trinken angefangen, sein Restaurant aufgegeben.«

      Ihr Handy gab Laut. Sie ignorierte die Nachricht.

      »Zum Glück kam er weg vom Alkohol. Ich habe Angst, dass er rückfällig wird. Die Polizei hat keine neue Spur. Die haben mich heute wieder befragt. Sie meinen, die beste Chance, Monikas Mörder zu finden, wäre, neue Zeugen aufzutreiben. Leute, an die man seinerzeit nicht gedacht hat. Bloß, woher nehmen und nicht stehlen?«

      Lars zog das bunte Stirnband herunter und band damit seine Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen.

      »Man müsste ein Detail finden. In der Persönlichkeit des Opfers.«

      »Was meinst du damit?«

      »Irgendeine Variable, etwas Individuelles, das dieses Opfer von allen anderen Menschen unterscheidet.«

      Mia verstand nicht ganz, worauf er hinauswollte, aber seine Worte gaben ihr das Gefühl, dass von irgendwo frische Luft herbeiströmte.

      »Eine Kleinigkeit, die bei den Ermittlungen bisher niemandem ins Auge fiel oder nicht bekannt war. Nein, warte: Diese Kleinigkeit war bekannt, sie lag wahrscheinlich sogar offen vor den Augen aller da, und gerade deshalb hat sie niemand beachtet.«

      »Was sollte das sein?«

      Lars strich sich über die Stirn. »Jeder Kriminalfall weist etwas Einzigartiges auf. Schwer zu präzisieren, wenn man gar keine Anhaltspunkte hat. Oft handelt es sich um einen speziellen Charakterzug des Opfers, der schließlich zu einer Eskalation führt.«

      »Eskalation?«

      »Wenn ein Mord geschieht, brennen alle Sicherungen durch.«

      Mia lehnte sich zurück. »Müsste man, um das zu beurteilen, nicht die Persönlichkeit des Mörders kennen?«

      »Das wäre natürlich einfach. Aber da uns das nicht möglich ist, müssen wir uns auf die Wesenszüge des Opfers konzentrieren.«

      Ein individuelles Charaktermerkmal des Opfers. Mia schüttelte den Kopf. »Ich stehe da wie der Ochs vorm Scheunentor. Mir fällt absolut nichts ein.«

      »In der Theorie klingt es immer einfacher, als es in der Praxis ist. Um ehrlich zu sein, ich habe nur ein Semester lang ein Seminar in Operativer Fallanalyse belegt.« Er legte den Kopf schief. »Du willst ihn finden, oder?«

      »Wen?«

      »Den Mörder.«

      Sie verschränkte die Arme. »Wie soll ich den Mörder finden? Nach so vielen Jahren! Wenn die Polizei es nicht geschafft hat …«

      »Sie war deine Freundin. Du kanntest sie besser als die Ermittler.«

      Womit er recht hatte.

      »Deswegen bist du diejenige, die den entscheidenden Hinweis liefern kann.«

      Vielleicht lag er richtig. Mia nickte langsam.

      »Ich glaube, da ist was Wahres dran.«

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