Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes. R.A. Salvatore
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Читать онлайн книгу Hexenzirkel 3: Das Lied des auferstandenen Gottes - R.A. Salvatore страница 18
»Dann komm herunter«, bellte Asba die Usgar an. »Komm runter und erzähle uns alles, sonst werden wir unsere Speere in dich bohren, dich herunterreißen und umbringen.«
Die Frau bewegte sich langsam, wie eine Gebrochene. Sie setzte sich auf und drückte den Rücken gerade weit genug durch, dass sie nach unten rutschen konnte. Ihren Speer ließ sie nicht los. Sie ließ den Vorsprung hinter sich und glitt halb schwebend zum nächsten herab. Dann rutschte sie auch zu dessen Kante und ließ sich erneut schwebend fallen. Sie landete vor Tamilee und Asba, hinter denen der tote Asef lag.
»Ich habe es versucht«, sagte sie schniefend und weinend. »Die ganze Nacht. Ich konnte es nicht. Ich konnte es nicht.«
Rufbekämpfung
»Wir müssen in der Nähe des Sees bleiben«, sagte Talmadge zu Aydrian. Sie bildeten die Vorhut der Flüchtlingsgruppe, die an diesem Morgen das Ayamharas-Plateau endlich hinter sich gelassen hatte. Aydrian und Talmadge waren vorangegangen, vorbei am Hügelland östlich ihres Abstiegs und hatten das Ufer des großen Sees erreicht, der durch den gewaltigen Spalt im Gebirge entstanden war. Er dehnte sich weit nach Süden aus und reichte im Osten bis zum Horizont.
»Da gibt es keine Deckung«, sagte Aydrian. Er strich sich mit den Fingern durch die schwarzen lockigen Haare, dann schirmte er seine Augen mit der Hand ab und spähte gen Osten.
»Aber es gibt dort Nahrung und Wasser und wir werden beides brauchen, wenn wir es schaffen wollen, so viele Leute lebend durch die Wüste zu bringen«, entgegnete Talmadge. Er war größer als Aydrian, aber viel schlaksiger und bei Weitem nicht so beeindruckend wie der im Exil lebende König von Honce-der-Bär. Aydrian hatte für den Ausflug zum Auskundschaften der Gegend auf seine leuchtende Brustplatte verzichtet, war aber immer noch wesentlich breiter als Talmadge, mit festen Muskeln, die er einem jahrelangen harten Training verdankte. »Aber ich verstehe deine Bedenken«, fügte der Grenzbewohner hinzu. »Ginge es nur um uns beide …«
Aydrian drehte sich um und sah ihn an. »Wenn sie uns am Seeufer entdecken und ausrücken, wo sollen wir uns dann verstecken?«
»Wir sind weit weg von ihnen.«
»Sind wir auch weit weg von ihrem fliegenden Drachen?«
Diese Frage konnte Talmadge nicht beantworten.
»Vielleicht hätten wir der Usgar-Hexe den Fernsichtkristall nicht überlassen sollen«, fügte Aydrian hinzu. »Es wäre gut, wenn wir einen Blick zurück auf unsere Feinde werfen und uns auch das andere Ufer dieses neuen Sees genauer anschauen könnten. Vielleicht ist dort ein Fluss entstanden, den wir mit Booten befahren können.«
»Aoleyn wird zurückkehren«, sagte Talmadge fest und starrte zu dem gewaltigen Plateau hinauf. »Sie muss.«
Aydrian musterte ihn und wartete, bis der Mann seinen Blick erwiderte, dann nickte er knapp. »Wenn du ihr vertraust, dann vertraue ich ihr auch«, sagte er. »Ich hoffe, dass sie bald zurückkehrt. Es wäre gut, mehr zu erfahren.« Er machte sich auf den Rückweg und fügte resignierend hinzu: »Wir können nicht länger warten.«
Aoleyn blieb meistens dicht am Boden, bewegte sich mit beinahe schwerelosen Hüpfern voran, für die sie den Malachit benutzte, anstatt sich vom Mondstein durch die Lüfte tragen zu lassen. Der Abstieg vom Nordrand des Abgrunds wirkte auf den ersten Blick simpel, aber die Pfade am Berghang verästelten sich immer weiter, je tiefer sie kam.
Sie befürchtete, dass sie vom Weg abkommen würde und Schlimmeres. Sie sagte sich, dass sie schon seit über einem Tag unterwegs war und ihre Freunde sicher längst weitergezogen waren, aber die Angst blieb. Wenn man sie gefangen genommen und umgebracht hatte, dann war Aoleyn allein, wirklich und wahrhaftig allein. Als die junge Frau daran dachte, wirkte diese Vorstellung auf einmal erschreckend real und legte sich kalt und schwer auf ihre Schultern.
Diese Gedanken begleiteten sie und wurden bei jedem Schritt dunkler. Wo waren sie?
»Keine Kampfspuren«, flüsterte sie mehrmals vor sich hin, aber diese Litanei klang hohl. Sie hatte die Feinde gesehen, so viele und so brutal. Sie hatte ihren Gott gesehen und den Drachen, auf dem er ritt.
Sie hielt an einem Aussichtspunkt inne, warf einen verzweifelten Blick nach Norden, nach Osten und sogar zurück nach Westen. »Wo seid ihr?«, flüsterte sie.
Das war eine gute Frage. Aoleyn zog einen kleinen Gegenstand aus ihrem Beutel. Sie hielt ihn hoch, beschwor seine Magie, spähte hindurch und schickte ihren Blick in die Ferne. Zuerst nach Westen, dann nach Norden und schließlich nach Osten zum Fuß des Bergplateaus.
Aoleyn atmete erleichtert auf, als sie die Flüchtlinge endlich entdeckte. Sie hielten sich zwischen den Felsbrocken am Fuß des Berges auf, waren den Hang schon hinabgestiegen, sodass sie die Wüstenebene erreicht hatten.
Sie steckte den Gegenstand wieder in den Beutel, beschwor ihren grünen Malachit und den Mondstein und lief mit langen Sprüngen, die sich teilweise in einen Flug verwandelten, geradewegs auf das Lager zu, anstatt den gewundenen Pfaden zu folgen, denen die Flüchtlinge gefolgt waren, vorbei an den zahlreichen Schluchten und Felsen. Trotzdem waren sie sehr gut vorangekommen und Aoleyn nahm an, dass ihr Freund Talmadge die Führung übernommen hatte.
Sie landete und legte den Rest der Strecke, der über ebenes Gelände führte, zu Fuß zurück. Ihre Usgar-Magie vor den Uamhas zur Schau zu stellen, war nicht gerade angebracht. Ihr unverformter Schädel sorgte ja schon für eine gefährliche Kluft zwischen ihr und ihnen.
Vorsichtig und mit gesenktem Kopf betrat sie das Lager und warf den anderen nur hin und wieder flüchtige Blicke zu, um sich zu vergewissern, dass deren mürrische Miene nicht in Gewalt umschlug. Es gab hier keine Usgar und nur drei andere, die nicht zu den Seestämmen gehörten. Und noch einen vierten, einen jungen Mann, dessen Kopf nicht im Säuglingsalter gestreckt worden war, und den sie nach einem Moment entdeckte.
»Bahdlahn«, hauchte sie, als sie auf ihn zulief, und wie seine Züge sich aufhellten, als er sie sah, wie er die Arme ausbreitete, um sie fest zu umarmen.
»Ich hatte gedacht, dass du vor Einbruch der Nacht zurückkommen würdest«, sagte er atemlos. »Ich dachte … ich hab schon befürchtet, dass …«
»Psst«, bat Aoleyn und legte ihm den Finger auf die Lippen. »Ich hatte viel zu tun.« Während sie mit ihm sprach, ging ihr Blick an Bahdlahn vorbei zu einer Frau, die ebenfalls keinem der Seestämme angehörte, allerdings schon seit einiger Zeit bei einem lebte. Die dunkelhäutige, schwarzhaarige Frau hockte auf einem Rollbrett und zog sich mit den Händen über den steinigen Untergrund.
»Talmadge wird sich freuen, dich zu sehen«, sagte Khotai. »Und wenn du nur halb so viel Macht besitzt, wie er sagt, dann sollten wir wohl alle froh über deine Rückkehr sein.«
Aoleyn grinste, als sie zu Khotai hinuntersah, einer Frau, die sie auch während ihrer Zeit in der Höhle nicht vergessen hatte. Auf den ersten Blick und wenn man sie nicht kannte, wirkte Khotai bemitleidenswert, denn das Seeungeheuer hatte ihr ein Bein abgebissen und das andere