Nelly - Ein Gespenst geht um!. Ursula Isbel-Dotzler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nelly - Ein Gespenst geht um! - Ursula Isbel-Dotzler страница 3

Nelly - Ein Gespenst geht um! - Ursula Isbel-Dotzler Nelly

Скачать книгу

habe ich gar nicht mehr gedacht. Doch sobald sie es sagt, kriege ich wieder Bauchgrimmen. Ich gehe aufs Klo. Als ich herauskomme, steht Emma im Flur. „Mir ist so langweilig!“, jammert sie.

      „Ich hab jetzt keine Zeit für dich. Heb dich hinweg. Auf Wiedersehen!“

      Beleidigt murmelt und grummelt sie. Auf dem Weg zum Keller, wo der Werkzeugkasten sein müsste, begegnet mir Chris. Chris ist unser Vater.

      „Nelly“, sagt er, „könntest du heute was zum Mittagessen richten? Nur ein paar Quarkbrote oder so. Kathi ist in die Galerie nach Bad Säckingen gefahren und ich bin total im Stress und kann mich nicht auch noch ums Essen kümmern.“

      „Du, ich hab echt auch keine Zeit“, antworte ich. „Das soll heute mal Dani machen. Ich backe doch samstags schon immer Pfannkuchen.“

      Chris seufzt. Er sieht wirklich gestresst aus. Ich drehe mich um und gehe die Kellertreppe hinunter, ehe ich ein schlechtes Gewissen kriege. Dann suche ich den Werkzeugkasten. An der Stelle, wo er sein sollte, ist er nicht. Bei uns ist selten etwas da, wo es hingehört. Ich merke, wie ich sauer werde.

      „Dani!“, schreie ich die Kellertreppe hoch. „Weißt du, wo der Werkzeugkasten ist?“

      Der Einzige, der mir antwortet, ist Kukirol. Kukirol ist unser Papagei. „Hallo, Liebling!“, krächzt er aus der Küche zurück.

      Endlich finde ich den Werkzeugkasten in der Kartoffelkiste. Wunderbarerweise ist wirklich so ein Ding drin, wie Sammy es beschrieben hat – ein Dietrich. Es gibt sogar zwei davon, einen größeren und einen kleineren. Sie sehen alt und verbogen aus, aber ich stecke sie trotzdem beide in die Hosentasche.

      August wartet vor dem Haus auf mich. Emma ebenfalls. „Wohin gehst du?“, fragt sie.

      „Hierhin und dorthin“, sage ich.

      Zum Glück tauchen in diesem Augenblick Jenny und Jonas Pflaumer mit ihren Fahrrädern auf. Sie kommen jeden Tag und versorgen ihre Ponys. Ich halte Ausschau nach Mick, ihrem älteren Bruder, aber er ist nicht bei ihnen.

      Emma rennt den beiden entgegen. Ich seufze erleichtert. Immerhin ein Problem weniger, denke ich.

      Über Tal und Höh’n

      Wir schleichen indianermäßig durch den Wald, flitzen über Spazierwege und robben durch ein Gebüsch. Dann erst erreichen wir auf Umwegen die Landstraße, die wir überqueren müssen, um auf den Eulenkopf zu kommen.

      Das alles könnten wir vom Rösslehof aus viel einfacher haben, aber Sammy will es so.

      „Ab sofort darf uns keiner mehr sehen“, sagt sie. „Spätestens heute Abend werden sie meinen Brief finden. Dann bist du die Erste, die sie sich krallen. Sie werden dich fragen und löchern und auf dich einlabern. Es ist besser, wenn du jetzt nicht mehr mit mir zusammen gesehen wirst.“

      „Und was soll ich dann sagen?“, keuche ich, während wir wie zwei gehetzte Kaninchen über die Straße hoppeln. August läuft voraus. Molly ist längst umgekehrt und nach Hause zurückgegangen.

      „Dass du nicht weißt, wo ich bin, klaro. Du hast von nichts eine Ahnung.“

      „Aber vielleicht hat Emma gesehen, dass du zu uns auf den Hof gekommen bist“, wende ich ein. „Oder Dani. Oder mein Vater.“

      Wir sind jetzt im Wald auf der anderen Seite der Landstraße untergetaucht. Schon geht es steil bergauf. Wir bleiben stehen und holen Atem.

      „Dann sagst du eben, ich wäre nur kurz da gewesen und gleich wieder verschwunden.“

      „Und was hast du gesagt? Ich meine, was soll ich ihnen sagen, was du gesagt hast?“

      „Überhaupt nichts. Oder nein, du behauptest, ich hätte dir erzählt, dass ich nach Freiburg fahre. Das ist schließlich nicht mal gelogen. Weil mir hier alles total stinkt. Und dass ich nicht mehr wiederkomme. Nie.“

      „Hm“, sage ich. Wir stapfen zwischen Tannen und Fichten den Hang hinauf. Dürre Zweige verfangen sich in unseren Haaren, und wir bleiben in den Brombeerranken hängen, die den Boden wie Fallstricke überziehen. Bald sind meine nackten Beine zerkratzt.

      „Ob sie mir das glauben? Ich meine, dass ich dich einfach so hab gehen lassen?“

      „Du kannst ja sagen, du hättest mich zurückhalten wollen, aber es hat nichts genützt, weil ich so wild entschlossen war.“

      Ich pfeife und rufe nach August. Er hat eine Spur aufgenommen und ist im Gebüsch verschwunden. Leider hab ich in der Aufregung vergessen seine Leine mitzunehmen.

      „August!“, schreie ich. „Komm sofort hierher! Bei Fuß, August, du verflixter Mistkäfer!“

      Endlich taucht er mit hängender Zunge und schuldbewusstem Gesicht wieder auf. Wir haben jetzt den Wald durchquert und erreichen eine schöne bucklige Hangwiese, auf der eine Quelle gluckst. Überall gibt es Wetterdisteln, Polster von Thymian und allerhand andere Kräuter, Moos und Farne.

      Über uns erstreckt sich ein Bergwald, dessen Tannen die steile Anhöhe hinaufwachsen. Dahinter kommt eine Mulde, die zwischen Felskuppen eingebettet liegt. Von da aus geht es durch eine Schlucht steil bergauf, an einem Wasserfall entlang.

      Hinter einer der Felskuppen, dem so genannten Eulenkopf, steht die Almhütte auf einer Wiese zwischen Tannen. Von hier aus kann man sie aber noch nicht sehen, denn sie wird ja vom Eulenkopf verdeckt. Es ist ein weiter Weg da hinauf. Von der Landstraße aus sind es bestimmt eineinhalb Stunden Fußmarsch.

      Plötzlich fällt mir etwas ein. „Sammy“, sage ich, „du hast wohl keine Kerzen dabei? Oder eine Taschenlampe?“

      Sammy sieht mich verdutzt an und schüttelt den Kopf. „Nein, hab ich nicht. Wieso?“

      „Weil’s in der Hütte bestimmt keinen Strom gibt, deswegen.“

      Erst jetzt wird uns klar, was wir alles nicht dabeihaben. Streichhölzer zum Beispiel. Denn schließlich muss Sammy sich mal etwas Warmes kochen können. Einen Tee oder eine Suppe zum Beispiel. Und natürlich gibt es da oben auch keinen Elektroherd. Suppenwürfel oder Teebeutel hat Sammy auch nicht eingesteckt.

      „In Freiburg hätte ich so was nicht gebraucht“, sagt sie vorwurfsvoll, als wäre ich an allem Schuld.

      Gehen wir die Sache mal andersrum an, denke ich und frage: „Was hast du denn alles dabei?“

      „Schokolade“, antwortet sie. „Und Cola. Und eine zweite Jeans und T-Shirts und einen Pulli und Unterwäsche. Und den Schlafsack. Und Waschzeug und eine Zahnbürste. Und meinen Walkman.“

      „Kein Brot?“, frage ich. „Und keinen Käse? Klopapier? Ein Taschenmesser?“

      „Klopapier! Wer steckt denn schon Klopapier ein, wenn er in die Stadt will? Das gibt’s doch überall, Mann!“

      „Da oben wahrscheinlich nicht“, sage ich.

      „Dann bringst du mir eben welches. Und Essensvorräte und Kerzen und ein Taschenmesser und so weiter. Aber du musst es total heimlich machen, kapiert? Keiner darf dich dabei erwischen!“

      Ich seufze, denn mir ist klar, dass Sammy sich

Скачать книгу