Kampf um Wien. Hugo Bettauer
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„Geschieht, geschieht!“ rief Klopfer-Hart, der endlich den Fuß des anderen erwischt hatte. „Geschieht, nur dürfen Sie nicht übersehen, daß wir unsere eigenen großen Industrien alimentieren müssen und Geld knapper ist.“
„Gut, ich will darauf nicht näher eingehen, sondern Sie, Herr Klopfer-Hart, bitten, dem Unternehmen in weitherzigster Weise beizuspringen, das heißt, ihm so viel Kredit zur Verfügung zu stellen, als es brauchte, und zwar mit einer Verzinsung, die der derzeit geltenden entspricht. Ich stelle Ihnen den entsprechenden Betrag zur Verfügung, möchte aber, wie gesagt, daß es so aussieht, als ob die Bank Kreditgeber sei.“
Der Generaldirektor war selbstverständlich bereit. Die Speisen wurden nun aufgetragen, und in den Pausen entwickelten die beiden Bankmänner ein großzügiges Projekt zur Schaffung neuer Industrien, Kreditgewährung zur Anschaffung von Rohmaterialien, Errichtung von neuen Fabriken und so weiter.
„Wir stellen uns das so vor“, sagte Klopfer-Hart, „daß Sie die Kapitalien zur Verfügung stellen, die Wiener Großbanken aber in ihrer Gesamtheit eine Interessengemeinschaft konstituieren, das Kapital verwalten und das ganze Unternehmen leiten.“
„Wie denken Sie über die Höhe des erforderlichen Kapitals?“
Einen Augenblick Totenstille, dann kam von beiden Herren gleichzeitig die Antwort:
„Dreißig Millionen Dollar – das wird genügen, um Gewaltiges zu schaffen.“
Ralph hatte schon umgerechnet.
„Das wären rund zweitausendeinhundert Milliarden in österreichischen Kronen?“
„Jawohl, aber es wird weniger sein, weil, sowie das Projekt bekannt wird, die Krone steigen dürfte. Daher haben wir die Summe in Dollars genannt.“
Ralph schloß die Augen und überlegte. Sollte er ohneweiters seine Bereitwilligkeit erklären? Er konnte es tun, ohne sein Vermögen zu gefährden. Aber eine innere Stimme warnte ihn vor Übereilung. Plötzlich, wie im Traum, schienen sich die Gesichter vor ihm zu verändern, in grinsende Fratzen, in Schakals- und Hyänenhäupter zu verwandeln. Er atmete tief auf:
„Meine Herren, das muß überlegt werden.“
Die Wangen Pfeffers hatten rote Flecken bekommen, er schlug mit der Stimme fast über, als er fragte:
„Und wie lange wird diese Überlegung dauern?“
„Ich hoffe, daß ich unmittelbar nach Neujahr mit meinem Entschluß ins reine gekommen bin.“
Schweigend wurde der Mokka eingenommen, eine Viertelstunde noch über Politik, Amerikas Haltung Deutschland gegenüber, die widerspruchsvollen Äußerungen Morgans gesprochen, dann empfahlen sich die beiden Bankmagnaten und Ralph blieb mit seinen Gedanken allein.
Für den Geschmack des Lazlo Bartos, der unter dem Diwan das ganze Gespräch im Wortlaut mitstenographiert hatte, zu lange. Und er atmete auf, als sich Ralph endlich erhob, von Sam den Pelz umgeben ließ und fortging.
Eine Minute noch, dann schlich Bartos schwitzend und halb betäubt davon und ohne Zwischenfall konnte er das Hotel verlassen.
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