Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Als Hauptgang kamen saftig gebratene Rehnüßchen auf den Tisch. Die Haushälterin hatte das Filet ein paar Stunden zuvor mit frischgemahlenem Pfeffer und grob zerstoßenen Wachholderbeeren eingerieben. Kurz vor dem Servieren der Vorspeise wurden die Nüßchen in einem Gemisch aus Butter und Öl angebraten und dann die Pfanne bei niedriger Temperatur ins Rohr geschoben, wo das Fleisch langsam weiter schmorte und dabei innen saftig und rosa blieb.
Nun hatte Sophie Tappert die Pfanne wieder herausgenommen, ein Gläschen Kognak hineingegossen und mit einem Streichholz angezündet. Nachdem die Flamme verloschen war, nahm die Haushälterin das Fleisch heraus und stellte es auf einen Teller warm. In die Pfanne kam ein Glas Rotwein, es war derselbe, der zum Essen serviert wurde, und der Bratenfond wurde gewürzt und abgeschmeckt. Zum Schluß schlug die Köchin ein paar Stücke eiskalte Butter darunter, die die Sauce auf diese Weise, ganz ohne Mehlzugabe, sämig und glänzend machte.
Als Beilage wurden Herzoginkartoffeln und gedünsteter Wirsing gereicht.
Die Esser am Tisch waren begeistert. Max strahlte über das ganze Gesicht, als er sich ein zweites Mal nahm, und auch die anderen aßen von diesem Gericht mehr, als sie es sonst taten.
Den Abschluß bildete ein Zitronensouffle. Das war eine heikle Angelegenheit, weil diese Köstlichkeit aus geriebener Zitronenschale, dem Saft, Zucker und Ei schnell in sich zusammenfiel, wenn es nicht gleich serviert wurde. Sophie Tappert hatte das Souffle erst in die Backröhre geschoben, als man mit dem Hauptgang zu Ende war. Es brauchte etwa zwanzig Minuten, bis es in der Form hochgestiegen und gar geworden war. Aber diese kleine Pause schuf wieder Platz in den Mägen und war nicht unwillkommen.
*
Wie an jedem Samstagabend herrschte auf dem Saal im Löwen ein großes Gedränge. An die dreihundert Leute hatten hier Platz, und so viele waren es auch, die sich heute wieder eingefunden hatten. Für die Bauern bedeutete dieses Vergnügen eine Abwechslung von der harten Arbeit, die sie die Woche über zu verrichten hatten, aber auch Urlauber, Gäste der Hotels, der Pensionen und umliegenden Privatunterkünften kamen gerne her, um bei einem Abend mit Gaudi und Musik einmal so richtig ausgelassen zu feiern.
Andrea Hofmann saß mit am Tisch der Honoratioren des Dorfes. Sie unterhielt sich mit Claudia, tanzte mit Pfarrer Trenker und dessen Bruder und war richtig guter Stimmung. Dennoch warf sie immer wieder einen sehnsuchtsvollen Blick durch den Saal, in der Hoffnung, Georg würde doch noch gekommen sein.
Aber sie konnte ihn nirgendwo entdecken. Statt dessen sah sie hin und wieder Franz Brandner, der mal hier, mal dort auftauchte. Der Knecht des Mäderhofs schien überall zu sein. Mal hockte er an einem der Tische und schwatzte mit den Leuten, die dort saßen, dann wiederum wirbelte er ein Madl übermütig über die Tanzfläche.
Natürlich hatte er Andrea längst entdeckt. Aber noch forderte er sie nicht zum Tanzen auf. Er wollte freilich nicht darauf verzichten, sie in seinen Armen zu halten. Immer noch stand das Bild in der Jagdhütte vor seinen Augen, und er begehrte sie mehr denn je. Doch gut Ding will Weile haben, sagte er sich und zögerte den Augenblick hinaus.
Am Nachmittag hatte er erfahren, wer sie war und was Andrea mit dem Bauern verband. Liesl hatte es ihm gesagt, als der Knecht, fast beiläufig, während des Kaffeetrinkens das Gespräch auf die junge Frau lenkte.
»Was ist eigentlich mit dem Bauern los?« fragte er, ohne gleich auf sein eigentliches Ziel loszusteuern. »Wieso ist er denn zur Jagd gefahren?«
Die Magd hatte mit den Schultern gezuckt.
»Ach, mein Gott«, erwiderte sie, »so ist er halt. Wenn ihm was auf den Magen schlägt, muß er einfach ein bissel für sich sein.«
»Hat’s was mit der Andrea zu tun?« wollte Franz wissen.
»Was weißt du denn von ihr?« fragte Liesl erstaunt.
»Na ja, ich hab’ sie kennengelernt«, erwiderte er und erzählte von der Begegnung im Unwetter. »Das mit dem Fremdenzimmer hab’ ich dir ohnehin net abgenommen. Als du’s dem Bauern gesagt hast, konnt’ man dir ansehen, daß es net stimmte.«
Sie sah ihn ärgerlich an.
»Misch dich net in Sachen, die dich nix angehen!« sagte sie hart.
»Ist ja schon gut«, wiegelte er ab. »Es interessiert mich halt, was es mit ihr auf sich hat. Ich denk’, da war mal was, zwischen der Andrea und dem Georg…«
»Wenn du’s sowieso schon ahnst, kannst’ gleich alles wissen«, erwiderte Liesl. »Ja, die beiden waren einmal ein Paar. Ist lang’ her, und ich weiß net genau, warum es auseinandergegangen ist. Aber nun ist die Andrea zurückgekommen, und was dann geschehen ist, weißt’ ja.«
Franz Brandner nickte. Er hatte genug erfahren. Eine alte Liebschaft also, wie er vermutet hatte. Aber offenbar legte der Bauer keinen Wert darauf, die Beziehung zu erneuern, und er, Franz, brauchte sich keine Gedanken darüber machen, daß er ihm ins Gehege kommen würde, wenn er sich um das fesche Madl bemühte.
Zum Ausgehen hatte er sich besonders gründlich rasiert, das Haar sorgfältig gekämmt und etwas mehr Rasierwasser als sonst auf die Haut gerieben. Mit seinem Trachtenanzug, dem weißen Leinenhemd, das er nicht ganz zuknöpfte, machte er einen draufgängerischen Eindruck.
Und ein Draufgänger war er, der Franz Brandner. Diese schmerzvolle Erfahrung hatte schon so manches Madl machen müssen. Wenn ihm eines gegen den Strich ging, dann war es die Anhänglichkeit einer Frau, nur bei einer würde er eine Ausnahme machen.
Indes war es ja auch nur eine Frage der Zeit, bis Andrea Hofmann wieder abreisen mußte…
Als er die Zeit für gekommen hielt, ging Franz an den Tisch, machte eine formvollendete Verbeugung und forderte sie auf.
»Ich dachte schon, du hättest keine Lust, mit mir zu tanzen«, sagte sie, als er ihren Arm nahm.
Die Kapelle spielte einen langsamen Walzer, und er drückte sie fest an sich.
Du ahnst ja gar net, wieviel Lust ich hab’, dachte er, hütete sich aber, es laut auszusprechen. Statt dessen lächelte er sie an.
»Das wär’ ja geradezu eine Sünd’, net mit dir tanzen zu wollen«, antwortete er. »Hast’ das Unwetter gestern gut überstanden?«
»Dank’ deiner Hilfe, ja«, erwiderte sie. »Ich war wirklich froh, daß du da plötzlich warst.«
Er grinste und zog sie noch enger an sich.
»Dann können wir ja jetzt ausgiebig deine Rettung feiern«, meinte er und bedachte sie mit einem Blick, der Bände sprach.
Andrea lächelte. Es war ihr von Anfang an klar gewesen, daß er mit ihr flirten wollte. Und welche Frau ist nicht stolz, wenn ein Mann ihr zeigt, wie sehr er sie mag. Aber da war ein gefährliches Glitzern in seinen Augen, das zur Vorsicht mahnte.
Doch was soll mir hier schon passieren? dachte sie.
Trotz der Tatsache, daß Georg sich in seiner Jagdhütte verkrochen hatte und es vermied,