Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Na, dann los, Madl, wollen wir die Sache mal angehen, sagte er zu sich selbst und zwinkerte seiner Tanzpartnerin zu.
*
Unter den Gästen war auch Franz Gruber. Er hatte lange überlegt, ob er hingehen sollte, nachdem Andreas Trenker ihm von dem Tanzabend erzählt hatte. Zuerst wollte er nicht, doch dann überlegte er es sich anders. Nachdem er wieder im Wirtshaus zu Abend gegessen hatte, ging er auf den Saal und sah dem Treiben vom Tresen aus zu. Zu Hause gab es ähnliche Feste. Nicht jeden Samstag, aber wenn die Feuerwehr feierte, oder Schützenfest war, dann ging es auch immer hoch her.
Franz dachte an Lina. Es war lange her, daß sie ausgegangen waren und getanzt hatten. Er nahm sich vor, bald wieder mal was mit ihr zu unternehmen, wenn er zurück war.
Doch noch war es nicht soweit. Erst einmal hatte er eine Aufgabe zu erfüllen, die er sich selbst auferlegt hatte.
Am Morgen war er wieder rastlos unterwegs gewesen, ohne den erhofften Erfolg zu haben. Vorher war er allerdings in die Stadt gefahren und hatte sich ein Auto besorgt. Das stand jetzt vor der Pension. Bis zum frühen Nachmittag war er damit unterwegs gewesen, bis er endlich aufgegeben hatte.
Neben ihm standen etliche andere Männer. Es gehörte einfach dazu, am Tresen, bei Bier und Obstler, zu plaudern – wobei sich manch einer auch davor drückte, mit seiner Frau zu tanzen…
Franz Gruber schaute umher, als ihn jemand ansprach. Es war einer der Bauern, die er vergeblich aufgesucht hatte. Er erkannte den Mann wieder, als der das Wort an ihn richtete.
»Haben S’ bei Ihrer Suche Erfolg gehabt?« fragte Wolfgang Brandner, der einen Hof in der Nähe von Waldeck bewirtschaftete.
»Leider nicht«, schüttelte Gruber den Kopf.
Der Bauer bestellte eine Runde Obstler und schob eines der Gläser Franz zu.
»Mir ist da noch was eingefallen«, sagte er, nachdem sie sich zugeprostet und getrunken hatten. »Mein Vater hat da mal eine Geschichte erzählt. Ist mir erst jetzt wieder in den Sinn gekommen. Unsre Familie ist nämlich weitläufig mit den Hirschlers vom Jägersteig verwandt. Ich weiß net, ob Sie da oben schon waren.«
Im ersten Moment war Franz’ Interesse erwacht, doch dann nickte er enttäuscht. Am Jägersteig stand der Hirschlerhof. Zwar hatte er nicht mit den Leuten dort gesprochen, aber auf einem Wegweiser stand der Name.
»Das kann nicht der richtige Hof sein«, antwortete er.
»Könnt’ schon«, widersprach der Bauer. »Die Sache ist nämlich so: Mein Vater war noch ein Bub, als die Geschichte sich zugetragen hat, und so genau konnt’ er sich auch net mehr daran erinnern. Es ist ja auch schon recht lang’ her, aber der Hirschlerhof gehörte früher entfernten Verwandten meines Großvaters, und die hießen Brandner.«
Es war, als durchzucke ihn ein Blitz. Mit einem Schlag schien es ihm ganz klar vor Augen zu stehen.
»Brandner, sagen Sie?« fragte Franz Gruber mit belegter Stimme. »Und wieso wurde er umbenannt?«
»Das ist so«, erklärte der Bauer, »es gab da eine Tochter. Maria hat sie geheißen, die hat den Hubert Hirschler geheiratet, und nach dem Tod seiner Schwiegereltern hat der dann dem Hof seinen Namen gegeben.«
Maria und Hubert – diese beiden Namen hatte sein Vater immer genannt. Allerdings nie die Nachnamen. Kein Wunder also, daß er, Franz, bislang keine Spur gefunden hatte.
»Und da sind Sie ganz sicher?« hakte er nach.
»Freilich!« Wolfgang Brandner nickte. »Die Maria ist vor ein paar Jahren gestorben, aber der Hubert lebt noch. Er hat den Hof seinem Sohn überschrieben und wohnt auf dem Altenteil. Fahren S’ mal hin und fragen nach. Vielleicht sind’s ja die Leute, die Sie suchen.«
Franz Gruber nickte. Ja, genau das würde er tun.
»Vielen Dank«, sagte er und lud den Bauern seinerseits zu einem Schnaps ein.
Hatte es sich also doch gelohnt, herzukommen! Endlich war der Mann gefunden, dem Franz’ Vater all sein Unglück zu verdanken hatte, und das Beste war, er lebte noch und würde seiner gerechten Strafe nicht entgehen!
Franz Gruber unterhielt sich noch eine ganze Weile mit Wolfgang Brandner und forschte den Bauern aus. Allerdings war diese Quelle nicht sehr ergiebig. Was sein Vater ihm seinerzeit erzählt hatte, war das Wenige, was er nun dem Fremden mitgeteilt hatte. Tobias Brandner, der Altbauer, war damals noch ein Knabe und konnte sich später nur noch bruchstückhaft erinnern. Immerhin war Franz dennoch zufrieden mit dem Verlauf des Abends, und als er bezahlte und den Saal verließ, stand schon fest, wohin ihn morgen sein Weg führen würde.
Vor dem Eingang standen einige Gäste, die sich an der frischen Luft vom Rauch und der Wärme auf dem Saal erholen wollten. Einige waren auch schon auf dem Heimweg. Darunter auch Pfarrer Trenker, der eben durch die Tür kam. Er sah Franz Gruber ein paar Schritte vor sich und eilte ihm hinterher.
»Na, haben S’ sich gut amüsiert?« sprach er den Mann an.
Der blickte ihn an und nickte.
»Eine schöne Veranstaltung«, erwiderte er. »Aber jetzt wird es Zeit für mich.«
Es drängte Franz wirklich in die Pension zurück. Noch war es nicht so spät, als daß er nicht noch zu Hause anrufen konnte, und er wollte Lina doch von seinem Glück erzählen.
»Sagen Sie, Herr Gruber, wonach suchen Sie eigentlich?« fragte der Bergpfarrer unvermittelt.
Er war erstaunt, wie gut sich Franz Gruber in der Gewalt hatte, denn in dessen Gesicht zeigte sich keinerlei Regung.
»Sie irren sich, Hochwürden«, entgegnete er gelassen. »Ich suche niemanden.«
»Bitte, Herr Gruber!« Sebastian schüttelte den Kopf, »Sie müssen mir nix vormachen. Überall im Ort und auf den umliegenden Höfen ziehen S’ Erkundigungen ein. Wenn Sie etwas Bestimmtes über jemanden wissen wollen, warum fragen S’ dann net mich? Glauben S’, ein andrer kann Ihnen mehr Auskunft geben, als ich?«
Franz Gruber antwortete nicht, sondern ging stur weiter. Erst nach ein paar Metern drehte er sich um. Seine Augen fixierten den Geistlichen.
»Wir leben in einem freien Land«, sagte er. »Und ich kann gehen, wohin ich will, und fragen, wen und was ich will, ohne dafür Rechenschaft ablegen zu müssen. Bitte, Herr Pfarrer Trenker, ich will nicht unhöflich sein, aber meine Angelegenheiten gehen Sie nichts an. Guten Abend.«
Er wollte weitergehen, doch die Stimme des Geistlichen hielt ihn zurück.
»Wenn Ihre Angelegenheiten eine Person aus meiner Pfarrgemeinde betreffen, und es für mich ausschaut, daß Sie dieser Person Schaden zufügen wollen, dann geht es mich sehr wohl etwas an, Herr Gruber«, sagte Sebastian. »Und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das zu verhindern. Glauben S’ mir das, Herr Gruber.«
Der drehte sich endgültig um und ging. Sebastian blieb noch einen Moment stehen und schaute hinterher.
Franz